Chasbulatows Einsichten

Als Boris Jelzin im August 1991 vor zehntausenden Demonstranten vor dem Weißen Haus in Moskau zum Widerstand rief, wurde dies ein Augenblick für die Geschichte. Auch die hat mehr handelnde Personen als nur eine und ihre eigenen Geschichten. In diesem Falle die des Sprechers des russischen Parlaments, Ruslan Chasbulatow. Der berichtet, es habe nachdrücklichen Zuredens bedurft, bis der Präsident auf den Panzer kletterte und die Verurteilung des Putsches des „Komitees für den Ausnahmezustand“ verlas.

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Ein vergessenes Jubiläum

Vor nunmehr 100 Jahren, am 30. Dezember 1922, wurde im Moskauer Bolschoi-Theater die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ gegründet. Der Jahrestag scheint nicht in die Zeit zu passen. Gleichwohl gehört er zur Geschichte Europas und der Welt. Anders gesagt: Ohne die Welt von gestern gäbe es die Welt von heute nicht.

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Urbane imperiale Differenz

Verflechtungen postkolonialer und post(real)sozialistischer Konfigurationen am Beispiel von Cottbus
Der Artikel unternimmt eine dekolonisierende Spurensuche im post(real)sozialistischen Raum Cottbus. Inspiriert durch post- und dekoloniale Städteinitiativen lokalisieren wir verschiedene Erinnerungsorte in der Stadt. Wir zeigen, wie der post(real)sozialistische urbane Raum, der aus der DDR hervorgegangen ist, auf ambivalente Weise in eine koloniale Matrix eingebunden ist. Wir rekonstruieren, wie diese spezifische Kolonialität/Modernität zur sozialen Hierarchisierung von sozialen, ökonomischen und epistemischen Beziehungen führte. Die ambivalente Positionierung der DDR, die einerseits koloniale Machtverhältnisse fortsetzte, diesen gleichzeitig entgegentrat sowie selbst von Prozessen der Abwertung betroffen war, konzeptualisieren wir als urbane imperiale Differenz. Wir argumentieren, dass die Aufarbeitung der Prozesse von Rassialisierung im (real)sozialistischen urbanen Raum wichtig ist, um gegenwärtige rechtsextreme, zuwanderungsfeindliche und rassistische Bewegungen besser verstehen zu können.
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Lichtblicke in düsteren Zeiten

Editorial: Graswurzelrevolution Nr. 475, Januar 2022

Kriege und Militarisierung, der klimapolitische Backlash und der ganze alltägliche Alptraum von kapitalistischer Ausbeutung und Diskriminierungen aller Art lassen unseren Optimismus oft an seine Grenzen stoßen. Gerade in solchen Zeiten sind kleine Lichtblicke wichtig, wie wir sie in den letzten Wochen erleben durften: viele kleine und einige große Spenden, dank derer wir zumindest finanziell entspannter ins neue Jahr starten können.

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Fallstricke des gewaltfreien Reformismus

Die „Letzte Generation“ mit Illusionen über Rechtsstaat und Demokratie

Mit aufsehenerregenden gewaltfreien Aktionen setzt die „Letzte Generation“ klare Zeichen gegen den drohenden Klimakollaps. An vielen Punkten zeigen sich allerdings eine erschreckende Naivität und Staatsgläubigkeit der Organisation, die Lou Marin in seinem Kommentar ebenso kritisiert wie die banalen Minimalforderungen und fragwürdige interne Strukturen. (GWR-Red.)

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Gespenster aller Länder

Themeneditorial iz3w 394 (Jan./Feb. 2023) zu "Horror in Film und Literatur"
»Saúl, die Höllenfeuer warten schon auf dich.« Weihnachten hasst der mexikanische Unternehmer Saúl Coder ohnehin: Erst ein lästiger Angestellter, der um Unterstützung für sein todkrankes Kind bittet; dann der nervige Neffe, der zum Weihnachtsessen einlädt; und nun kehrt auch noch sein alter Geschäftspartner aus der Hölle zurück. Weihnachten? Tonterías – Humbug. Dann nehmen drei Geister Saúl mit auf eine Rundreise durch Mexiko-Stadt und erschrecken ihn dabei vor den Konsequenzen seines Handelns ...
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Wetterwechsel

Hefteditorial iz3w 394 (Januar/Februar 2023)
Die Novembersonne wirft ein warmes Licht auf den Schwarzwald. Bestes Wetter für die samstägliche Kundgebung zu den Iran-Protesten. Dunkle Wolken ziehen auf und bald steht ein Regenbogen über Freiburg. Zu Beginn der Protestaktion fällt kalter Regen herab. Der Deutsch-Iranische Kulturverein zeigt eine Performance über staatlich ermordete Jugendliche in Iran. Der Regen strömt wie ein Tränenmeer über die Stadt. Zwischen diesen Wettern oszilliert die aktuelle iranische Revolution ...
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Interview mit "Connection": Den Kriegsdienst verweigern – in Russland, der Ukraine, überall …

Connection e.V. unterstützt seit vielen Jahren Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus und in aller Welt. Auch im Krieg, den Russland aktuell gegen die Ukraine führt, steht die Initiative auf der Seite der Verweigerer. Wir sprachen mit Rudi Friedrich, einem Gründungsmitglied des Vereins, darüber, welche Bedeutung Desertion in diesem Krieg hat, welche Behandlung Deserteure in ihren Herkunftsländern und im Exil erfahren und wie sie in der Bundesrepublik aufgenommen werden.

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Generalstreik gegen Hitler

Mössingen am 31. Januar 1933

Am 30. Januar 1933 ernannte der senile, militaristische und monarchistische Reichspräsident Paul von Hindenburg (nach dem immer noch viele Straßen in Deutschland benannt sind) den Nationalsozialisten Hitler zum neuen Reichskanzler. Diese Maßnahme stieß im Deutschen Reich kaum auf organisierten Widerstand. Von einer Ausnahme erzählt Karlheinz Lipp: Bereits einen Tag später kam es im württembergischen Mössingen zu einem Generalstreik gegen den neuen braunen Regierungschef.

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Die Trinidad Renaissance

Literatur als Widerstand gegen Epistemische Gewalt

In den 1920er und 1930er Jahren bemühten sich trinidadische Intellektuelle mit den Literaturzeitschriften Trinidad und The Beacon einer eigenen trinidadischen Kultur- und Wissensproduktion Ausdruck zu verleihen. Niklas Lehrke gibt einen Einblick in die Bemühungen der sogenannten Trinidad Renaissance und diskutiert die Möglichkeiten und Grenzen literarischer Widerstandsformen.

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