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Unerträgliche Erinnerung

Die Affäre Ben Barka
in (25.12.2015)

Es war einer der größten Skandale Frankreichs und der traurige Höhepunkt der "bleiernen Jahre" in Marokko: das "Verschwinden" des marokkanischen Oppositionsführers und Freiheitskämpfers Mehdi Ben Barka am 29. Oktober 1965 in Paris. Bis heute dauern die Ermittlungen in diesem Jahrhundertfall der französischen Justiz an – bis heute wird seine Aufklärung verhindert: Frankreich weigert sich, Geheimdienstakten freizugeben, und Marokko, die Vernehmung der letzten Augenzeugen und Tatbeteiligten zuzulassen. Warum? Soll verschleiert werden, dass es der damalige marokkanische König Hassan II. höchstpersönlich war, der sich seines "Feindes Nummer eins" entledigen wollte? Und was hat Frankreich zu verbergen? Wie hoch in der Hierarchie reichten Mitwisser- und Mittäterschaft, wie tief waren kriminelle Banden, rechtsextreme Terrorgruppen und der Staatsapparat miteinander verstrickt? Und hatten auch die USA und Israel ihre Hände im Spiel?

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"Tropfen im Meer der Revolution": Mirsaid Sultan-Galiew

in (07.01.2015)

Die Revolutionen vom Februar und Oktober 1917 und das Abkommen von Brest-Litowsk von März 1918 brachten Russland keinen Frieden. Im Gegenteil folgten Jahre eines der grausamsten und verlustreichsten Bürgerkriege überhaupt, angeheizt auch durch Interventionen der früheren Verbündeten. Im Kampf um ihr Überleben versuchte die Führung der neu gegründeten Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR), die Muslime des früheren Zarenreichs für sich zu gewinnen. Mit dieser Aufgabe betraut wurde der tatarische Intellektuelle und Aktivist Mirsaid Sultan-Galiew. Er trug nicht nur entscheidend zum Sieg im Bürgerkrieg bei. Mehr noch entwarf er die Vision einer Verbindung von Islam und Kommunismus, die dem Imperialismus des Westens den Boden entziehen sollte. Damit aber stellte Galiew den Führungsanspruch der russischen Kommunisten in Frage und wurde schließlich als nationalistischer Abweichler liquidiert.

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