Monatliches Archiv

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Kultur und Kritik

Als Ingo Schneiders und Martin Sexls Sammelband Das Unbehagen an der Kultur erschien, ließen sich die Ausmaße deutscher Willkommenskultur allenfalls erahnen. Zu ihr zählt entgegen offiziöser Behauptungen nicht nur die müde Empfangsdame an Bahnhöfen, sondern auch der verbissen besorgte Bürger. Jener Menschenschlag also, der die Fliehenden lieber mit Pöbeleien und Brandsätzen statt mit Wasser und Winterjacken willkommen heißt. In der Mär von der deutschen Willkommenskultur schießt zusammen, was thesenhaft in dem Buch bereits umrissen ist: Kultur, verstanden als moralische Absolution, verhilft jedem noch so niederen Verbrechen zu höheren Weihen – und verstetigt hiernach die ihm innewohnende Gewalt. Der dialektische Doppelcharakter von Kultur, so die Herausgeber Schneider und Sexl, begünstige sowohl die Minderung als auch die Mehrung von Leid.

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Die Menschheit am Scheideweg?

Der größte Protesttag in der US-Geschichte: 21. Januar 2017

Schauderhaft! Wer die ultranationalistische „America first!“-Antrittsrede (1) des neuen US-Präsidenten am 20. Januar 2017 gesehen hat, weiß, dass dem Globus durch die Übergabe des mächtigsten Amtes der Welt an einen Leugner des Klimawandels ein unkalkulierbares Vabanquespiel droht.

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Die Illusion des „Volkskapitalismus“

Autoritärer Neoliberalismus und soziale Proteste in Russland

Manche der liberalen Oppositionellen und RegimekritikerInnen in Russland behaupten gerne, dass der russische Präsident Wladimir Putin das alte sowjetische System wiederherstellt. Man muss kein Anhänger des alten sowjetischen paternalistischen und protektionistischen Staatskapitalismus sein, um zu verstehen, dass diese Meinungen nicht der Realität entsprechen. Das, was in Russland passiert, kann man treffend eher als einen autoritären Neoliberalismus definieren.

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Wer zieht die Notbremse?

Manche Bücher sollte lieber nicht in der Winterzeit lesen, wer zur jahreszeitlich bedingten Depression neigt. In seinem Buch Kapitalkollaps zeichnet der linke Journalist Tomasz Konicz ein düsteres Bild von der existenziellen Krise, die im globalen Kapitalismus inhärent angelegt ist. Sie zeigt sich in Finanzkrisen, Klimakollaps, Ressourcenerschöpfung, Kriegen, Fluchtbewegungen und vielem mehr. »Es scheint, als säße die Menschheit in einem sich stetig beschleunigenden Zug, der auf einen Abgrund zurast und in dem niemand in der Lage ist, die berühmte Notbremse zu ziehen«, fasst Konicz die Entwicklung zusammen. Gemeint ist jene Notbremse, die Walter Benjamin als Mittel des »eigentlichen revolutionären Akts« identifiziert hat, mit dem der Amoklauf der globalen Kapitalverwertung noch gestoppt werden kann.

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