Integration und Solidarität statt Selektion und Konkurrenz!

Plädoyer für eine demokratische und soziale Schulreform.

Bildung heißt eigentlich die Herausbildung, Entwicklung und Entfaltung des Individuums zu einem selbstbestimmten Menschen.

Darum muß die Schule sich daran beurteilen lassen, inwieweit sie eben zur Entfaltung der Schüler-Innen beiträgt und diese fördert. Denn wir wollen nicht länger dumm bleiben. Her mit dem schönen Leben! Auch in der Schule.

Die Qualität der Schulausbildung sinkt immer deutlicher. Die hohen Klassenfrequenzen, der hohe Stundenausfall und Lehrermangel tragen zu dieser Situation bei. Die Folge ist verstärkter Lern- und Leistungsdruck. SchülerInnen fixieren sich auf Schubladendenken und das Erheischen guter Noten. Es wird nur noch der Stoff für die nächste Klausur eingepaukt. Notenfixierung und überaltete Leminhalte und Lehrpläne machen Schule nicht zum Spaßfaktor. Bildung und Schule werden als äußerer Zwang verstanden. Leistungsschwächere werden ausgegrenzt und entmutigt. Denken und Selbstbestimmung ist nicht gefragt. Mangelnde Praxisnähe und reiner Frontalunterricht, welche ohne Rücksicht auf Leistungsunterschiede und -differenzen innerhalb der Klasse praktiziert werden, tragen ebenfalls zur Krise des schulischen Bildungssystems bei.

_Die Schule von heute ist versetzungsgefährdet!

Verschärft wird die Krise noch durch die derzeitig diskutierte allgemeine Schulzeitverkürzung von 13 auf 12 Jahre für das Abitur. Teilweise ist dies schon bittere Praxis! Die SchülerInnen müssen sich den Stoff in weniger Zeit aneignen. Die Folge: Die Leistungsschwächeren bleiben auf der Strecke. Die Selektionsmechanismen in der Schule greifen noch stärker. Der Unterricht beschränkt sich nur noch auf die Vermittlung von Fachkompetenz. Das unbedingt notwendige Erlernen von Sozial- und auch Selbstkompetenz findet nicht statt.

Zu den personellen Engpässen kommen noch technische bzw. finanzielle hinzu: Wenn es z.B. Computerräume gibt, sind diese zum Teil veraltet. Aber auch die Möglichkeiten für eine erholsame Pausen- und Freizeitgestaltung sind oft schlecht oder nicht gegeben. Schule ist als Lern- und Lebensort unattraktiv. Man kann sagen, dass die Qualität der Ausbildung an Schulen nur mit mangelhaft bis ungenügend zu bewerten ist, und sie sich somit in einem versetzungsgefährdendem Zustand befindet.

Der eigentliche Auftrag der Schule, SchülerInnen zu mündigen und handlungsfähigen BürgerInnen zu erziehen, tritt zu-nehmend in den Hintergrund. Die Schulbildung dient nur noch dem "Fit-machen" für den Beruf. Die Vermittlung von "Schlüsselqualiflkationen" für das reibungslose Funktionieren der späteren Arbeitnehmer wird zum Leitprinzip der Pädagogik. Für die Erlernung sozialer Kompetenzen reicht scheinbar weder Zeit, Geld, noch der Wille der Bildungs-politikerInnen! Die Schule als Bildungsinstitution verliert immer mehr an Bedeutung. An ihre Stelle tritt die Schule als Vorbereitung auf ein möglichst geradliniges und systemkonformes Berufsleben.

_Die Schule muss verändert werden!

Die derzeitige Schulpolitik ist einzig an den Interessen der Wirtschaft ausgerichtet. Dies steht im Gegensatz zur Entfaltung des Individuums. Darum muß sich eine emanzipierende Schule von einem reinen Pauk-Ort zu einem attraktiven Kultur- und Lebensort entwickeln, an dem sich die SchülerInnen ihren Interessen nach entfalten können. Bildungspolitik, die sich an Leitbildem der Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz und vor allem auch der Gleichwertigkeit der Menschen orientiert, läßt sich nicht wie im bisherigen dreigliedrigen Schulsystem verwirklichen. Die Unterteilung in Haupt-, Realschule und Gymnasium muss aufgehoben werden. Die Beseitigung des Leistungs- und Notenstresses ist für solidarisches Lemen der SchülerInnen unabdingbar. Schule soll zwar fordem, darf aber nicht überfordem und so systematisch Verlierer produzieren!

Ziel muss die "Eine Schule für alle" - nach dem Vorbild der Integrierten Gesamtschule - sein, in der leistungsschwächere und auch behinderte SchülerInnen integriert und gefördert werden, anstatt sie in Haupt- und Sonderschulen abzuschieben. Die sechsjährige Grundschule muß als gemeinsame Schule für alle Kinder eingeführt und gestärkt werden. Das dreigliedrige Schulwesen muß zugunsten einer engen Kooperation von Grund- und Gesamtschulen von der 1. bis zur 13. Klasse überwunden werden.

_Die Schule muss ein Lern- & Lebensort werden!

Die Schulen müssen als kulturelles Zentrum ausgebaut und gefördert, das Freizeit- und Pausenangebot an den Schulen ausgebaut werden. Schließlich soll Schule auch Spaß machen. Es muß gewährleistet sein, daß SchülerInnen auch über die Unterrichtszeit hinaus betreut werden können.

LehrerInnen müssen bei Bedarf, im eigenen und im Interesse der SchülerInnen, Fortbildungsmaßnahmen wahmehmen können, jedoch ohne Unterrichtsausfall. Die Senkung der Pflichtstundenzahlen von LehrerInnen sowie eine Arbeitszeitverkürzung ist notwendig. Einstellungskorridore für junge und arbeitslose LehrerInnen müssen geschaffen werden. Die Aufhebung der Ost-West-Lohndifferenzen ist dringend nötig.

Um an den Schulen ein optimales Lemen zu gewährleisten, müssen Lehr- und Lemmittel kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Bildungsinhalte müssen auf Aktualität geprüft sein und sich an der effektiven Lehrzeit und dem effektiven Lehrstoff orientieren. Ökologische, feministische und politische Bildung müssen Bestandteil von Schulbildung sein. Auch kann effektives Lemen nur gewährleistet werden, wenn eine Verkleinerung der Klassenfrequenzen stattfindet.

Schule muss interkulturell sein und zugleich allen rassistischen und nationalistischen Denkweisen eine klare Absage erteilen. Förder- und Sprachunterricht für SchülerInnen ohne deutschen Pass müssen wieder eingeführt werden.

Eine Ausweitung des bestehenden Unterrichtsangebotes ist notwendig, besonders auch im musisch-künstlerisch-kreativen Bereich, um den unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten der SchülerInnen gerechter zu werden. Für die bessere Einbeziehung der SchülerInnen ist ein praxisnaher und interdisziplinärer Unterricht förderlich.

Ethik und Religion als Pflichtfach gehört abgeschafft, da nur so die notwendige Trennung von Staat und Kirche eingehalten werden kann.