Ölexporte brechen zusammen

Irak: Ölarbeiter im Streik.

Am 17.Juli haben 15000 Beschäftigte der Southern Oil Company - organisiert in der Allgemeinen Union der Ölarbeiter, der größten unabhängigen Gewerkschaft im Irak - einen 24-stündigen Streik begonnen und dabei den größten Teil der Ölexporte des Irak lahmgelegt. Die Ölindustrie im Süden des Landes ist der größte Lieferant für das Zentrum und die Nordregionen des Irak; sie produziert auch den größten Teil der Ölexporte.
Der Streik will die Forderung des Gouverneurs von Basra, Mohammed al-Walli, unterstützen, einen höheren Anteil aus dem Ölgeschäft der Southern Oil in die Wirtschaft vor Ort zu investieren. Diese Forderung wird von der großen Mehrheit der örtlichen Bevölkerung unterstützt. Das Abwassersystem, die Stromversorgung und das Gesundheitssystem der Stadt sind immer noch schwer beschädigt und nur begrenzt einsatzfähig. Obwohl Basra die Hauptstadt des irakischen Ölzentrums ist, kämpft der Gouverneur immer noch gegen tiefsitzende Armut, Unterernährung und eine Erwerbslosenrate von 40%.
Der Arbeitskampf gegen das Management der Southern Oil, das Ölministerium und die Zentralregierung läuft seit dem 20.Juni. Arbeiter, die in einen Proteststreik getreten waren, wurden ausgesperrt. Die Gewerkschaft fordert den Rücktritt alter Funktionäre der Baath-Partei und loyaler Saddam-Anhänger aus dem Management der Southern Oil und aus dem Ölministerium - insgesamt 15 Personen. Sie hat dafür eine Frist bis zum 1.Januar 2006 gesetzt.
Die Gewerkschaft fordert außerdem Lohnerhöhungen. Während ein irakischer Soldat einen Grundsold von etwa 400 Euro im Monat erhält, bekommt ein Ölarbeiter nach 30 Arbeitsjahren im Durchschnitt nur 220 Euro. Die Risikoprämie soll erhöht werden - derzeit liegt sie auf demselben Niveau wie bei Büroangestellten. Risikozulagen erhalten Ölarbeiter, die in gefährlichen Wüstengebieten arbeiten. Auch die Zuteilung von Land steht auf der Liste der Forderungen - ein Recht, das bisher nur hohen Managern vorbehalten ist.
Die Gewerkschaft hat auf ihrer Konferenz im Mai eine Resolution gegen die Privatisierung der irakischen Ölindustrie beschlossen. Sie erklärt darin, die Privatisierung der Öl- und anderer Industrien füge dem irakischen Volk und seiner Wirtschaft großen Schaden zu. Sie hat die Parlamentsabgeordneten aufgefordert, solchen Tendenzen in Politik und Verwaltung entschlossenen Widerstand entgegenzusetzen, und alle Staaten aufgefordert, die vom alten Regime aufgehäuften Schulden zu erlassen, bedingungslos und ohne Eingriffe in die Unabhängigkeit, Souveränität und wirtschaftliche Selbstverwaltung des Irak.
Der Gouverneur von Basra unterstützt die Forderungen der Gewerkschaft. Der Vorsitzende der Gewerkschaft, Hassan Jumaa Awad al Assadi, hat im vergangenen Monat zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern die Verhandlungen mit dem Ölministerium und der Zentralregierung geführt. Die Verhandlungen wurden nun wieder aufgenommen, um einen totalen Generalstreik zu vermeiden, der weitere 8000 Mitglieder in den Provinzen Amara und Nassiriya in den Kampf einbezogen hätte. Nichtgewerkschaftsmitglieder haben sich in der Vergangenheit den Streikaktionen der Gewerkschaft angeschlossen. Sollte die irakische Regierung der Gewerkschaft nicht entgegenkommen, wird es sicherlich zu einem Generalstreik kommen.

Mehr Infos: http://www.basraoilunion.org/