Jobwunder WM

Wird es einen einen "konjunkturellen Adrenalinstoß für Deutschland" geben?

in (06.05.2006)

Ein Aspekt der Vorberichterstattung über die Fußballweltmeisterschaft der Männer, ist das beständig wiederholte Versprechen, dass das Ereignis Geld ins Land bringe und Jobs schaffe.

Ein Aspekt der Vorberichterstattung über die Fußballweltmeisterschaft der Männer, ist das beständig wiederholte Versprechen, dass das Ereignis Geld ins Land bringe und Jobs schaffe. Gerade angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ist das ein Gesichtspunkt, der der Popularität der WM in der öffentlichen Wahrnehmung zuträglich ist. Doch bei genauerem Hinsehen erweist sich dieses Versprechen mehr als Luftschloss, denn als Prognose eines gesellschaftlich relevanten Nutzens.
Als einen "konjunkturellen Adrenalinstoß für Deutschland" bezeichnete der Chef des Berliner WM-Organisationskommittees das Sportereignis. Denn die WM soll zu einer Ankurbelung der Binnenkonjunktur führen. Das findet auch die deutsche Bundesregierung, die im Zusammenhang mit der Fußball-WM von fünfzig- bis sechzigtausend neuen Jobs spricht, die geschaffen würden, sowie einem Anstieg des Wirtschaftswachstums und weiteren ökonomischen Impulsen gerade für Gastronomie, Einzelhandel und Bauwirtschaft.

Binnenkonjunktur ankurbeln? - Fehlanzeige!
Doch bereits jetzt vor der WM mehren sich Stimmen, die diese einseitig optimistische Prognose anzweifeln. Verschiedene Wirtschaftsforschungsinstitute kommen zu dem Schluss, dass die erwarteten positiven Effekte auf gesamtwirtschaftlicher Ebene schlichtweg nicht in relevantem Ausmaß eintreten würden. Investitionen in die Instandsetzung und den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur und Sportstätten in Höhe von rund fünf Milliarden Euro, von denen der Staat etwa vier Fünftel übernommen hätte, seien bereits in den Jahren vor der WM getätigt worden. In diesem Zusammenhang sei auch nicht klar, ob das Geld nicht bei anderen öffentlichen Einrichtungen eingespart worden sei und ob nicht zukünftig eine mangelnde Rentabilität der Sportstätten zusätzliche Kosten für die öffentliche Hand verursachen würde. Und auch langfristig positive Auswirkungen auf Einzelhandel und Gastronomie seien ebenfalls kaum zu erwarten, da lediglich für den Zeitraum des Stattfindens der WM eine verstärkte Nachfrage erwartbar sei - wobei die Nachfrage der ansässigen Bevölkerung im Einzelhandel vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation gar nicht signifikant steigen werde.

Neue Jobs? - Übernahme ausgeschlossen!

All dies kann kaum verwundern: Denn wo Arbeitmarkt- und Wirtschaftspolitik auf der ganzen Linie versagen, spiegelt ein einmaliges Großevent lediglich die bestehenden Verhältnisse wider. Dies verdeutlichen auch die vielfach angepriesenen neuen Jobs, die im Rahmen der WM geschaffen werden: Begibt man sich auf den Internetseiten der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf die Suche nach Jobs, die im Rahmen der WM angeboten werden, so stellt man schnell fest, dass es sich fast ausschließlich um Beschäftigungsverhältnisse oder gar Praktika handelt, die auf zwei bis drei Monate befristet sind - Übernahme nach Abpfiff des Endspiels: Ausgeschlossen!
Dass natürlich viele Erwerbsarbeitslose die perspektivlosen Jobs annehmen werden, liegt auf der Hand: Die BA, die in Kooperation mit dem DFB als Dienstleister in Sachen Arbeitsvermittlung für an der WM beteiligte Unternehmen auftritt, vermittelt in diesem Rahmen auch zahlreiche 1-Euro-Jobs.