School of our Dreams

Wie eine gute Schule aussähe

in (19.05.2006)

Unsere Traumschule soll, abgesehen davon, dass sie einen Kicker, einen Computer mit Internetzugang für jedeN, Schwimmbad, Kino und einen eigenen Ponyhof haben muss, vor allem demokratisch sein.

Das bedeutet, dass es überhaupt erst mal Chancengleichheit geben soll und deshalb keine Dreigliedrigkeit mehr geben darf. Wir brauchten kein PiSA um festzustellen, dass in Deutschland mehr als anderswo die soziale Herkunft über den Bildungsweg eines Menschen entscheidet. Dieser Prozess resultiert vor allem aus dem Konzept, SchülerInnen im Alter von zehn bzw. zwölf Jahren ihren Leistungen nach, die noch völlig vom gesellschaftlichen Hintergrund abhängen, zu trennen, auf Gymnasium, Real- oder Hauptschule zu schicken und damit ihren späteren sozialen Platz in der Gesellschaft festzulegen. In unserer emanzipatorischen Schule hat das ein Ende.

Des weiteren müssen in der Schule unserer Träume natürlich Noten abgeschafft werden. Wir wollen nicht mehr von launischen LehrerInnen willkürlich und nichtsaussagend mit Zahlen von eins bis sechs beurteilt werden, auch noch ohne dafür beigebracht zu bekommen, was uns interessiert. Wir wollen selbstbestimmt und demokratisch lernen können, ohne unter dem Druck zu stehen, von guten Noten abhängig zu sein und um diese zu bekommen, den LehrerInnen nicht widersprechen und nur das tun zu dürfen, was verlangt wird. Die LehrerInnen sollen Mentoren statt Autoritäten für uns sein und uns helfen, mehr von dem zu lernen was uns Spaß macht und nicht nur darauf aus sein, ihre Zeugnislisten voll zu kriegen. Dann sind wir nämlich motiviert zu lernen um zu lernen und nicht um gute Noten zu bekommen.

Das nächste wichtige Element einer demokratischen Schule ist die Lehrmittelfreiheit. Es kann nicht sein, dass es inzwischen normal ist, 80 Euro im Jahr zahlen zu müssen, um Schulbücher geliehen zu bekommen und dann noch Kopierkosten dazu kommen. In einer sozialen Demokratie muss das Recht auf Bildung kostenlos sein.
Das Lehrmaterial in unserer Schule wird fortschrittliche Inhalte haben. Das bedeutet, das wir in den Biologiebüchern zum Beispiel nichts mehr davon lesen wollen, dass es drei gleichberechtigte Menschenrassen auf der Welt gäbe oder dass Madame Goulliere nach dem Essen Kochen Jaques zum Fußball und Marie zum Klavierunterricht bringt.

Es soll möglich sein, themenspezifische Projekte so lange bearbeiten zu können, wie es nötig ist und sie nicht in 45 Minuten abhandeln zu müssen um sich für die nächste Dreiviertelstunde wieder komplett umzustellen. Pausen, Arbeitsphasen und Inhalte dürfen nicht autoritär vorgegeben werden, sondern müssen prinzipiell verhandelbar sein. Und um weiter beim Thema Stundenplan zu bleiben, muss der Schultag später anfangen. Fast niemand kann um acht Uhr Morgens gut arbeiten, bei den meisten steigt durch die frühmorgendliche Qual beim Aufstehen nur die Ablehnung gegen die Schule. Der Schulalltag muss viel individueller an die SchülerInnen angepasst werden, nur so kann ich als Einzelne unter für mich persönlich angenehmen Umständen lernen.

Eine große Rolle wird das Gremium SchülerInnenvertretung in unserer Traumschule spielen. Sie muss demokratisch organisiert sein und den ihr zustehenden Raum in der Schule bekommen, um mehr auf die Beine stellen zu können als Projekttage und SV-Fahrten. Dafür muss sie ein allgemeinpolitisches Mandat haben und nicht mehr nur ein bildungspolitisches. SchülerInnen sollen selbst bestimmen,
in welchen Themenbereichen sie sich engagieren wollen. Es darf ihnen nicht länger durch das bildungspolitische Mandat die Möglichkeit verwehrt werden, sich mit politischen Fragen auseinanderzusetzen. SchülerInnen interessieren sich für weit mehr als nur bildungspolitische Dinge und Schule und Politik sind eng verknüpfte Gebiete.
Politisches sowie sportliches und musisches Engagement soll gefördert werden durch ein reichhaltiges Angebot an Diskussionsrunden und AGen.
Unsere Schule soll keine Traumschule bleiben; alle Schulen sollen nach demokratischen Kriterien aufgebaut werden, damit Schule ein emanzipatorischer Bestandteil der Gesellschaft wird und diese durch sie demokratisiert wird.

Charlotte Tinawi