Medien unter Druck

Kritische Berichterstattung & demokratische Meinungsfindung

in (01.12.2007)

Auch auf dem Zeitungsmarkt führt der Wettbewerbsdruck zu Rationalisierung. Durch den Wegfall der kritischer Berichterstattung ist die demokratische Meinungsfindung bedroht.

Bereits seit einigen Jahren befinden sich die Printmedien in einer tiefen ökonomischen Krise. Vor allem das Internet und die damit einhergehenden Entwicklungen fügen dem Anzeigengeschäft der klassischen Printprodukte herbe Einbussen zu.
Um die wegbrechenden Anzeigeneinnahmen zu kompensieren, zielen die Sanierungsmaßnahmen vieler Verlage - mehr als bereits zuvor - auf eine breite Marktkonformität ihrer Produkte.
Zudem entdecken Finanzinvestoren die Medienunternehmen. Diese werden - über die ohnehin bestehende wirtschaftliche Konkurrenz hinaus - zunehmend zum Objekt kurzfristiger Renditebegehren.
Unter dem steigenden Konkurrenz- und Renditedruck werden radikale interne Umstrukturierungen vorgenommen. Denn die ökonomischen Zwänge gebieten nur eines: Am Ende sollen möglichst tiefschwarze Zahlen herauskommen.

Vor allem das Outsourcing stellt ein beliebtes Mittel zur Kosteneinsparung dar. Viele Unternehmensteile werden ausgegliedert, wie zum Beispiel Produktionsprozesse, technische Dienste oder Vertriebsleistungen. Dieses dient vorrangig dem Zweck, die bestehenden tarifvertraglichen Vereinbarungen für die Beschäftigten zu unterlaufen.
Die absehbaren Auswirkungen dieser Entwicklung auf die ohnehin schon ausgedünnte Pressevielfalt und die Qualität der Berichterstattung aber sind verheerend. Das Outsourcing redaktioneller Kerntätigkeiten bildet da nur die Spitze des Eisbergs. Ganze Themenseiten werden mittlerweile bereits in PR-Agenturen erstellt und - samt Anzeigen - eingekauft.
Nicht nur, dass redaktionelle Recherche einst anders aussah - alternative, nach Möglichkeit aufklärerisch-kritische wie auch redaktionell unabhängige Berichterstattung ist schlicht vom Aussterben bedroht.

Dabei sind Medien - allen voran die Tageszeitungen - in erster Linie Initiator des öffentlichen Meinungsstreits und ein Ort der politischen Kommunikation. Somit steht die gegenwärtig beschleunigte Zersetzung der politischen Öffentlichkeit einer auf Meinungsvielfalt basierenden Demokratie genau entgegen. Nicht nur die Medienlandschaft gerät also in Bedrängnis - die Demokratie selbst ist von dieser Entwicklung bedroht.