Herzlich willkommen in der Metropole
Es geht quer durch die bunte Warenwelt der Shoppingmeile. Die Globalisierung ist längst in unserem Alltag verankert und hinterlässt Spuren in unserem Konsumverhalten. Egal ob Verbrauchsgüter oder neue Technikspielerei, viele Produkte haben bereits mehr Länder dieser Welt bereist als du. Folge unserer Entdeckungsreise durch die Straßen dieser Stadt.
Fashion Street
Kleine Modesünden, große Wirkung
Erste Anlaufstation ist die „Fashion Street“.
Bekannt für angesagte In-Mode und Clubwear. Hier gibt es das globale
T-Shirt und die Jeans von Welt – alles, nur nicht billig! Du zahlst mit
Karte, andere mit Schweiß, Blut und Umweltschäden. Dabei bestehen viele
Klamotten aus Baumwolle. Eigentlich ein Naturprodukt: Was kann
Schlimmes dabei herauskommen? Das Ergebnis sind Monokultur-Plantagen in
Afrika und Asien. Auf diesen wird weder mit Wasser noch mit Pestiziden
und Dünger gegeizt. ErntearbeiterInnen werden bei der Arbeit genauso
vergiftet wie EinwohnerInnen, Tiere und Pflanzen durch das belastete
Grundwasser. Um die Baumwolle für ein T-Shirt zu produzieren, werden
20.000 Liter Wasser benötigt, doch in den Baumwolle produzierenden
Ländern ist Wasser rar. Die Arbeit auf den Plantagen ist mühsam und
schlecht bezahlt, immer noch müssen Kinder bei der Arbeit helfen. In
den Großnähereien in Asien nähen junge Frauen in 12- bis
16-Stunden-Schichten unsere Trends von morgen zusammen. Im Durchschnitt
verdienen sie zwei Euro am Tag.
Deutschland ist Weltmeister! 2006
wurde nichts aus der Fußballweltmeisterschaft, dafür sind „wir“
Weltmeister in der Umkleidekabine: Pro Person werden in Deutschland 26
Kilo Textilien gekauft, davon 13 Kilo Kleidung. Der weltweite
Durchschnitt liegt bei acht Kilogramm.
FastFoodNation
Wie viel Fleisch verträgt die Welt?
Nur wenige Meter von der „Fashion Street“ entfernt
liegt die „FastFoodNation“. Zeit für eine kleine Pause, um etwas
Abstand von den Modesünden zu gewinnen und sich zu stärken. Den
Schuppen kennt man: Es gibt ihn in jeder Stadt, das Essen schmeckt fast
immer gleich, Einrichtung und Arbeitskleidung sind uniform. Aber können
wir ohne schlechtes Gewissen in einen Burger beißen? Unser
Fleischkonsum ist keineswegs nachhaltig. Pro Kopf und Jahr werden in
Deutschland 60 Kilo Fleisch verzehrt. Die ProduzentInnen mästen dafür
26 Millionen Schweine, 13 Millionen Rinder, 94 Millionen Lege- und
Masthennen und 10 Millionen Puten. An diese Tiere werden jährlich 68
Millionen Tonnen Futtermittel verfüttert. Die müssen erst mal
produziert werden. Importiert wird das Futtermittel zum Beispiel aus
Brasilien, wo gigantische Areale Wald gerodet werden, um Futtermittel
anzubauen. Dies sind wieder Monokulturen und was das bedeutet, wissen
wir ja.
Kuhfürze fördern den Treibhauseffekt! Fleisch ist ein
Klimakiller. 300 bis 500 Liter Methangas stößt eine Kuh täglich aus.
Pro Kilo Fleisch sind das umgerechnet 36 Kilo Kohlendioxid. Die
Brandrodung riesiger Waldflächen trägt ebenfalls zur Polschmelze bei.
Bye, bye, Eisbär!
I’m electric
Technik für die Hosentasche
Handy, Notebook und MP3-Player sind unsere Wegbegleiter. Im „I’m electric“ gibt es die neuesten und leistungsstärksten Modelle. Nicht nur Technik-Freaks geben dafür horrende Summen aus. Die ganze Zeche zahlt aber die Natur. Im Handy stecken viele wertvolle Metalle, deren Förderung die Umwelt langfristig zerstören. Coltan wird für die Kondensatoren gebraucht. Im Kongo werden dafür Regenwälder abgeholzt und Kinder kriechen durch Förderminen. Der Abbau von Kupfer verwandelt ganze Landstriche in Mondlandschaften. Das sieht man dem auf Hochglanz polierten Mobiltelefon mit kurzer Lebensdauer nicht an. Etwa alle zwei Jahre wird das Handy im Durchschnitt ausgetauscht. Die Technik landet entweder im Restmüll und verseucht mit Quecksilber, Cadmium und Arsen unsere Natur oder sie wird nach China und Indien verschifft und dort von ArbeiterInnen ohne Schutzvorkehrungen zerlegt. Auf die Verpackung würde „Made in Hell“ passen.
Sei fair!
Bio, fair und weniger ist mehr!
Wir sind am Ziel! Doch die Probleme, die unser
Konsum verursacht, haben sich noch lange nicht in Luft aufgelöst.
Dieser Laden ist ein Anfang: Hier kannst du ohne schlechtes Gewissen in
die Warenregale greifen und dem Konsumterror frönen – wenn du es dir
leisten kannst! Coole Streetfashion biologisch und fair produziert,
gesunde Bio-Kost und sauberer Ökostrom.
Die Öko- und Sozialappelle
sind längst nicht mehr so angestaubt wie in den 1980er Jahren und heute
ist es sexy, öko zu sein! Mit dem neuen Ökosexappeal wird viel Geld
verdient. Das haben die großen Unternehmen erkannt und drängen mit
Bio-Fastfood und Organic-Jeans auf den Markt. Doch viele Menschen
können weder am gesunden Lebensstil noch am schicken Ökoflair
teilhaben. Es heißt: „Niemand, der seine Lebensweise nachhaltig
umstellt, muss verzichten!“ Für die Menschen, die es sich leisten
können, mag das stimmen und sie kaufen sich mit Bio- und
Fair-Trade-Produkten ein reines Gewissen. Was am Ende von den guten
Absichten übrig bleibt, wird die Zukunft zeigen.
Kritisch konsumieren heißt auch immer: Was brauche ich wirklich und was steckt hinter dem Produkt?
Konsum Global
Diese fiktive Stadtführung kannst du in jeder echten Stadt durchführen. KonsumGlobal ist ein bundesweites Projekt. Du kannst an Stadtführungen oder Workshops teilnehmen. Wir unterstützen dich mit Infos, Materialien und Tipps. Bereits in 17 Städten werden konsumkritische Stadtführungen angeboten. Eine Übersicht findest du auf www.konsum-global.de.