Der Fall Asse
Die Geschichte
Da zur Gründung 1967 die Prüfung nach Bergrecht ausreichte, wurde das Forschungs-Bergwerk Asse II nahe Braunschweig nie nach Atomrecht geprüft. Seit 1978 wäre dann das neue Atomrecht verpflichtend geworden. Daraufhin fiel den Betreibern auf, dass es keinen weiteren Forschungsbedarf mehr gab und die Einlagerungen wurden beendet.
Bis dahin wurden insgesamt 125.000 Behälter mit schwachradioaktiven Abfällen und 1300 Fässer mit mittelradioaktiven Müll in das ehemalige Salzbergwerk eingelagert.
Laut Betreibern ging es dabei um den Versuch, wie man am besten
radioaktiven Müll endlagern kann. Gelöst wurde dadurch jedoch mehr das
akute Problem des Atommüll-Wegschaffens als die Frage der sicheren
Endlagerung, welche bis heute ungeklärt ist.
Man lasse sich das auf der Zunge zergehen, worum es geht: Die
versuchsweise nicht rückholbare Einlagerung von Atommüll. Die
Möglichkeit, den Versuch zu stoppen, wenn er fehlschlägt, war somit
schon zu Beginn nicht gegeben.
Und heute?
Der Betreiber vom Forschungsbergwerk Asse, das Helmholtz-Zentrum, war
auch 2007 noch der Ansicht: „Eine Rückholung der Abfälle ist vor allem
aus zeitlicher, aber auch aus bergtechnischer Sicht nicht durchführbar
sowie aus sicherheitlicher und wirtschaftlicher Sicht nicht vertretbar."
Ein einziger Satz, den man genauer lesen muss: Zunächst heißt es,
dass der Müll unmöglich geborgen werden könne („nicht durchführbar") -
auch wenn eine erhebliche Gefahr für die Bevölkerung bestehen würde.
Ein Schelm, der denkt, dass es einfacher ist, der Bevölkerung zu
versprechen, dass keine Gefahr besteht, da man sowieso nichts mehr
ändern kann.
Der zweite Teil dieser Aussage offenbart dagegen die wahren Gefahren.
Wenn es auf Grund der Sicherheit nicht vertretbar ist, den Atommüll zu
bergen, muss wohl eine große Gefahr von dem Müll ausgehen. So groß,
dass es niemanden zuzumuten wäre, dort unten im radioaktiven Umfeld zu
arbeiten.
Zum Schluss kommt der eigentliche Skandal. Die Betreiber sprechen von der Wirtschaftlichkeit einer Rückholung. Das bedeutet, dass selbst wenn es geboten und möglich wäre den Atommüll zu bergen, die Kosten so hoch wären, dass die Verantwortlichen sie nicht tragen wollen. Ein weiterer Beleg, dass nicht die größtmögliche Sicherheit im Mittelpunkt der Schließung des Forschungsbergwerk Asse steht, sondern viel mehr finanzielle Interessen.
Sicher ist nur der Gewinn
Statt nach der sichersten Lösung zu suchen will der Betreiber nun
einfach eine gesättigte Magnesiumchlorid-Lösung in das Bergwerk
einleiten und das „Forschungsbergwerk" so schnell wie möglich
schließen. Andere Konzepte könnten bedeutend teurer werden. Beim
sicheren Endlager ist also nur eines sicher: der Gewinn. Dass Asse auf
keinen Fall über längere Zeit sicher ist, stört da wenig. Das
Atomgeschäft läuft immer noch nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem
Sinn. Und radioaktiver Müll wird weiter produziert.
Weitere Informationen: www.asse2.de
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