Mit Rap zur Revolte: Die Bewegung Y’en a marre

in (20.03.2013)

Einleitung

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Februar 2012 kam es im Senegal zu Massenprotesten gegen die erneute Kandidatur des damaligen Präsidenten Abdoulaye Wade. Wade kandidierte zum dritten Mal für das Amt des Präsidenten, obwohl die senegalesische Verfassung die Amtszeit auf zwei Legislaturperioden beschränkt. Ein zentraler Träger dieser Proteste war die Bewegung Y’en a marre („Wir haben die Schnauze voll“)1. Ihr gelang es insbesondere die Jugend des Landes hinter sich zu versammeln und Tausende für ihre Protestaktionen zu mobilisieren. Zusätzlich zu Demonstrationen, Sit-Ins, Protestkonzerten und Straßenblockaden organisierte Y’en a marre Informations- und Sensibilisierungskampagnen, um die Jugend zu einer Beteiligung an den bevorstehenden Wahlen aufzurufen. Letztendlich konnte Wades dritte Kandidatur zwar nicht verhindert werden; er verlor jedoch, auch dank einer starken Beteiligung junger WählerInnen, im zweiten Wahlgang im März 2012 gegen den Oppositionskandidaten Macky Sall.

 

Gewaltsame Ausschreitungen und Massendemonstrationen im Vorfeld von Präsidentschaftswahlen sind ein neues Phänomen im Senegal. Die Regimewechsel waren seit der Unabhängigkeit 1960 friedlich verlaufen. Auf der Suche nach Erklärungen für den Erfolg von Y’en a marre interpretierten viele JournalistInnen in den europäischen Medien die Bewegung als Fortsetzung des „arabischen Frühlings“ (etwa Gierczynski-Bocande 2011, Johnson 2012). Dieser Erklärungsversuch wirkt angesichts der sehr unterschiedlichen politischen Voraussetzungen im Senegal und den nordafrikanischen Ländern jedoch weit hergeholt. Y’en a marre kämpfte nicht dafür einen jahrelang an der Macht gewesenen Diktator zu stürzen, sondern dagegen, dass ein demokratisch gewählter Präsident sich für eine dritte Amtszeit bewarb. Auch in den öffentlichen Äußerungen der Bewegung finden sich bei Y’en a marre, im Gegensatz zu europäischen Bewegungen wie den Indignadós in Spanien, kaum Referenzen auf den „arabischen Frühling“. Die mediale Berichterstattung über Y’en a marre weicht zwar von dem weit verbreiteten Muster, Proteste und soziale Bewegungen in Afrika hauptsächlich auf Armut und Hunger zurückzuführen (vgl. kritisch: Brandes und Engels 2011: 1) ab; Y’en a marre als eine Fortsetzung des arabischen Frühlings zu interpretieren, ist jedoch ebenso unbefriedigend.

 

Dieser Artikel entwirft eine alternative Erklärung für die gelungene Mobilisierung durch Y’en a marre. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie Y’en a marre die senegalesische Jugend2 erfolgreich zu unterschiedlichen Protestformen zu mobilisieren in der Lage war. Ich gebe zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung von Y’en a marre von ihrer Gründung bis zur Abwahl Abdoulaye Wades. Dabei werden die wichtigsten Protestereignisse, ihre Forderungen und Strategien sowie der Kontext der Proteste dargestellt. Daran anschließend zeige ich, welche Argumente, Deutungen und Bedeutungszuschreibungen die Bewegung genutzt hat, um für ihre Proteste zu mobilisieren und erkläre, warum diese Strategie erfolgreich war. Abschließend wende ich mich den von Y’en a marre genutzten Ressourcen zu und gehe insbesondere darauf ein, wie es Y’en a marre gelungen ist, ihren Mangel an finanziellen Ressourcen auszugleichen. Drei Faktoren waren zentral für die gelungene Mobilisierung: Erstens verknüpfte Y’en a marre ihre Kritik an der dritten Kandidatur von Wade mit einer Kritik an den prekären Lebensverhältnissen und griff so die alltäglichen Probleme der Jugend auf. Zweitens gelang es Y’en a marre ihren Protest als konstruktiv zu präsentieren und gängige negative Stereotype über die Jugend und Hip-Hop-Bewegung zu widerlegen. Drittens nutze Y’en a marre die Hip-Hop-Bewegung und den Rap strategisch klug als kulturelle Ressourcen um ihre Botschaft zu verbreiten und UnterstützerInnen zu mobilisieren. Ich stütze mich bei der Analyse der gelungenen Mobilisierung von Y’en a marre auf Berichte der senegalesischen und internationalen Presse sowie auf zwölf Interviews, die ich mit Aktivisten von Y’en a marre, darunter auch dem Anführer der Bewegung Fadel Barro durchgeführt habe und zusätzlich auf drei Experteninterviews. Alle Interviews fanden im Februar und März 2012 in Dakar statt.3

 

Anfangszeiten

 

Y’en a marre wurde am 18. Januar 2011 von dem Journalisten Fadel Barro und den Rappern Thiat, Kilifeu, Simon und Fou Malade gegründet.4 Die Gründung war zunächst eine spontane Reaktion der fünf Schulfreunde als Protest gegen die stundenlangen Stromausfälle, die zu dieser Zeit in Dakar zum Alltag gehörten. Daher auch der Name: Y’en a marre – „Wir haben die Schnauze voll“ von den Stromausfällen. Die Presseerklärung, in der sie die Gründung der Gruppe bekannt gaben, stieß auf viel positive Resonanz sowohl in den Medien als auch in der Hip-Hop-Szene. Weitere KünstlerInnen schlossen sich ihnen an5, und Anfang März 2011 veröffentlichte Y’en a marre einen umfangreichen Beschwerdebrief, in dem die AktivistInnen Wades Regierung beschuldigen, die Grundbedürfnisse der BürgerInnen nicht zu befriedigen: Y’en a marre – „Wir haben die Schnauze voll“ nicht mehr nur von den Stromausfälle, sondern auch von den steigenden Lebenshaltungskosten, hoher Jugendarbeitslosigkeit, der Krise im Bildungssektor, den Überschwemmungen in den Banlieues und der schlechten Gesundheitsversorgung (Y'en a marre 2011). Die Anklageschrift ließen sie bei kleinen Demonstrationen in den Banlieues von Dakar von EinwohnerInnen unterschreiben und legten sie schließlich symbolisch am 19. März auf der Place de l’Obélisque6 im Zentrum von Dakar nieder (Mané 2011). Der 19. März ist ein senegalesischer Feiertag anlässlich des friedlichen und demokratischen Machtwechsels im Jahr 2000. In diesem Jahr gewann Abdoulaye Wade die Wahlen gegen den damaligen Präsidenten Abdou Diouf und beendete so die 40-jährige Herrschaft der sozialistischen Partei im Senegal.7

 

Anlässlich der symbolischen Niederlegung der „Tausend Beschwerden gegen die Regierung“ riefen die Gründer von Y’en a marre zur ersten öffentlichen Versammlung auf der Place de l’Obélisque auf, an der mehrere tausend Menschen teilnahmen. In diesem Zusammenhang stellten sie auch ihren neuen Slogan Nouveau Type de Sénégalais (NTS – ein neuer Typ von Senegalese) vor. Dieser Slogan basiert auf der Annahme, dass ein weitreichender Wandel nicht nur durch einen neuen Präsidenten zu erreichen sei, sondern darüber hinaus auch jede/r Einzelne das individuelle Verhalten ändern müsse: „Wir haben die Schnauze voll von uns selber, ständig resigniert, ohne uns um die Zukunft unserer Gemeinschaft zu kümmern“ (Y'en a marre 2011). Die Gruppe forderte ihre UnterstützerInnen auf, den Fatalismus zu überwinden, Verantwortung zu übernehmen und unabhängig von politischen Parteien für Verbesserungen zu kämpfen (Prause/ Sylla 2012: 4).

 

Einen Monat später, am 15. April 2011, startete Y’en a marre ihre neue Kampagne Daas Fanaanal bzw. Ma carte, mon arme 8, mit der sie die Jugend dazu aufrief, sich für die Präsidentschaftswahlen 2012 als WählerInnen registrieren zu lassen. Im Zentrum der Kampagne standen Rapkonzerte, welche die in der Bewegung engagierten Hip-Hop-KünstlerInnen nutzten, um die Jugend für die Wahlen zu sensibilisieren. Y’en a marre knüpfte mit dieser Strategie an das Engagement der senegalesischen Hip-Hop-Szene im Jahr 2000 an. Damals hatten Hip-Hop-KünstlerInnen ebenfalls mittels Konzerten, Aufrufen und kritischen Liedtexten die Jugend dazu mobilisiert, zur Wahl zu gehen und für den damaligen Hoffnungsträger der Opposition, Abdoulaye Wade, zu stimmen. Obwohl der Einfluss des Engagements der Hip-Hop-Szene schwer zu messen ist, halten viele BeobachterInnen es für einen Schlüsselfaktor, der den Sieg von Wade bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 begünstigte (vgl. Kuenzler 2007).

 

Während der Kampagne Daas Fanaanal kam es am 23. Juni 2011 zu Protesten, die für die Bewegung zu einem wichtigen Wendepunkt wurden. Abdoulaye Wade versuchte an diesem Tag einen Gesetzentwurf durch die Nationalversammlung zu bringen, der ihm die Wiederwahl mit nur 25 Prozent der Stimmen ermöglichen sowie das Amt des Vizepräsidenten einführen sollte­ – ein Posten, der vermutlich für seinen Sohn Karim Wade vorgesehen war. Dieses Vorhaben löste die größten Proteste im Senegal seit den 1980er Jahren aus. Die Proteste am 23. Juni wurden nicht von Y’en a marre allein getragen; mobilisiert hatte eine große Koalition aus Oppositionsparteien, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Diese Koalition schloss sich unter dem Namen Mouvement des forces vives du 23 Juin (Bewegung der lebendigen Kräfte des 23 Juni) auch M23 genannt, zusammen. Sie kämpfte ebenso wie Y’en a marre nach dem 23. Juni gegen die dritte Kandidatur von Wade. Am Ende des Tages musste Wade seinen Gesetzentwurf aufgrund der starken Proteste zurückziehen – ein Erfolg der nicht nur, aber auch der Bewegung Y’en a marre zugeschrieben wurde.

 

Der 23. Juni markierte den Zeitpunkt der Radikalisierung der Bewegung (Abrahams 2011: 4). Im Anschluss an die Proteste verschärfte sich die Rhetorik der Sensibilisierungskampagne Daas Fanaanal und Y’en a marre stellte ihre Proteste explizit in den Kontext der erneuten Kandidatur des Präsidenten. Die Anführer der Bewegung drohten mit weiteren Protesten vergleichbar mit denen vom 23. Juni für den Fall, dass Wade erneut zur Wahl anträte. Dies stellte eine Abweichung von der bisherigen Strategie dar, eine weitere Amtszeit von Wade einfach durch eine massive Wahlbeteiligung der Jugend zu verhindern. Darüber hinaus griffen die AktivistInnen während der Proteste auf deutlich konfrontativere Taktiken als bis dahin zurück. Sie errichteten brennende Straßenblockaden, lieferten sich Gefechte mit den Sicherheitskräften und belagerten das Kommissariat, indem Thiat und Fou Malade festgehalten wurden, nachdem sie am Vortag des 23. Junis wegen eines nicht genehmigten Sit-Ins verhaftet worden waren.

 

 

Vor der Wahl

 

Bis zu der Bekanntgabe der Entscheidung des Verfassungsgerichtes am 27. Januar 2012, das die erneute Kandidatur Wades als rechtmäßig bestätigte, führte Y’en a marre weitere Aktivitäten zur Sensibilisierung der Jugend im Hinblick auf die anstehenden Wahlen durch. Die AktivistInnen bemühten sich außerdem, durch weitere Konzerte, die Organisation von lokalen Diskussionsveranstaltungen in verschiedenen Stadtvierteln und direkte Gespräche mit AnwohnerInnen ihre Idee des NTS zu verbreiten und arbeiteten weiter am Aufbau ihrer Organisationsstruktur. Die Initiatoren hatten bereits kurz nach der Gründung begonnen, über persönliche Kontakte ein Netzwerk so genannter Esprits aufzubauen. Esprits sind lokale Gruppen, welche die Arbeit und Ideen von Y’en a marre in ihrem jeweiligen Stadtviertel oder ihrer jeweiligen Ortschaft vorantreiben sollen. Die Esprits mobilisierten nicht nur für die Großdemonstrationen, sondern organisierten auch autonom kleine Demonstrationen, öffentliche Diskussionsveranstaltungen und Konzerte.

 

Kurz vor der Bekanntgabe der Entscheidung des Verfassungsgerichts veranstaltete Y’en a marre die Foire aux problèmes (Messe der Probleme) auf der Place de l’Obélisque, wobei weniger die Wahlen denn die Kritik an den hohen Lebenshaltungskosten und die soziale Krise im Senegal generell im Vordergrund standen. Bei dieser Veranstaltung am 22. Januar 2012 stellten die Esprits aus allen Teilen des Landes die Probleme vor, mit denen sie lokal konfrontiert waren. An kleinen Ständen prangerten die AktivistInnen mittels Poster, Videos oder Vorträgen alltägliche Missstände wie die schlechten Studienbedingungen, steigende Nahrungsmittelpreise, die Überschwemmungen während der Regenzeit oder Probleme bei der Wasser- und Stromversorgung an. Außerdem fanden Diskussionsveranstaltungen, künstlerische Performances, Filmvorführungen und Rapkonzerte statt. Die Foire aux problèmes zählte mehrere tausend TeilnehmerInnen.

 

Die Entscheidung des Verfassungsgerichts, Wades dritte Kandidatur sei rechtmäßig,9 löste weitere Massenproteste aus. Am 27. Januar, dem Tag der Urteilverkündung, fand eine nicht genehmigte Protestveranstaltung von Y’en a marre und dem M23 auf der Place de l’Obélisque statt, zu der Tausende kamen und die nach einem gemeinsamen Freitagsgebet schließlich von Sicherheitskräften gewaltsam aufgelöst wurde. Einige Tage später folgten erneut tausende Menschen dem gemeinsamen Aufruf von Y’en a marre und dem M23 zu einer Versammlung, die diesmal zwar genehmigt, nach kurzer Zeit aber dennoch aufgelöst wurde. Während die im M23 organisierten Parteien und Präsidentschaftskandidaten mehr und mehr mit dem Wahlkampf beschäftigt waren, versammelte Y’en a marre seine AnhängerInnen am 11. und 12. Februar 2012 erneut zu einem Sit-In auf der Place de l’Obélisque. Dabei beschlossen die Protestierenden, den Platz diesmal dauerhaft besetzt zu halten. Die eine Woche später versuchte Platzbesetzung wurde jedoch durch die Sicherheitskräfte verhindert (Faye 17.02.12). Sie war die letzte große Protestveranstaltung von Y’en a marre vor der Wahl am 25. März. Die Bewegung mobilisierte gleichwohl weiter für eine Beteiligung an der Wahl, wofür die beteiligten Rapper unter Anderem das Lied „Doggali“ (auf Wolof: „ihm den Rest geben“) aufnahmen, worin sie Abdoulaye Wade aufforderten seine bevorstehende Niederlage zu akzeptieren und endgültig abzutreten:

 

Die Menschen legen ihre Hoffnungen in ihre Stimme

Aber ihre Ernüchterung wird dazu führen, dass sie dich endgültig loswerden

Also lass uns einen Moment innehalten und ihrem Leiden Gehör schenken

Es ist hart da draußen und die Leute können es nicht länger ertragen.

Sie schwitzen weiter, aber haben immer noch nichts zu essen

Die Menschen legen ihre Hoffnung in ihre Stimme

Aber die, die wir kennen, haben uns verraten

Und wir werden alles von Beginn an neu aufbauen müssen

Wir wollen dich nicht mehr, du wirst den Zorn des Volkes spüren

Dieses Land braucht neues Blut, es ist Zeit für dich zu gehen (Fou Malade et al. 2012)10

 

 

Protest gegen die prekären Lebensverhältnisse

 

In einem Zeitraum von etwas mehr als einem Jahr ist es Y’en a marre gelungen, immer wieder eine Vielzahl überwiegend junger Menschen zu Demonstrationen, Besetzungen, Sit-Ins und öffentlichen Diskussionen sowie zur Stimmabgabe zu mobilisieren. Y’en a marre war darin so erfolgreich, weil die Gruppe nicht nur die dritte – ihrer Auffassung nach – verfassungswidrige Kandidatur Wades als Problem identifizierte, sondern vor allem auch die schlechten Lebensbedingungen der Bevölkerung anprangerte. Die Gruppe griff damit die konkreten, vor allem ökonomischen Probleme auf, mit denen ein Großteil der Bevölkerung im Senegal alltäglich konfrontiert ist. Insbesondere die Jugend ist stark von Arbeitslosigkeit und prekären Lebensverhältnissen betroffen (vgl. Kassé 2011: 3; Benga 2001: 170). Mit der durch Arbeitslosigkeit verursachten ökonomischen Marginalisierung geht für junge Menschen zudem eine zunehmende soziale Marginalisierung einher, da soziale Anerkennung in der senegalesischen Gesellschaft eng mit dem Einkommen verknüpft ist. Ein junger Erwachsener erreicht erst dann eine respektable soziale Position, wenn er in der Lage ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Das bedeutet nicht nur finanzielle Unabhängigkeit in Bezug auf die eigenen Person, sondern auch die Möglichkeit, die eigenen Eltern und Familienangehörigen zu unterstützen (Ludl 2008: 104). Arbeitslosigkeit ist daher für die Jugendlichen eng mit dem Gefühl von persönlichem Versagen sowie fehlender familiärer und gesellschaftlicher Anerkennung verbunden. Selbst für die gut Ausgebildeten ist es schwierig eine feste Anstellung im Senegal zu finden.

 

Entscheidend für die erfolgreiche Mobilisierung war, dass Y’en a marre diese Situation der Jugend nicht nur als zentrales Problem angeprangerte, sondern das politische System und die politischen Eliten dafür verantwortlich machte. In diesem Sinne verkündete die Bewegung auf einem Flyer: „Wir haben‘s satt, die Elite, diese Politikerhunde, auf der Misere der Schwächsten reiten zu sehen und ein Volk zu verarschen, das ums Überleben kämpft“ 11.

 

Zentral in der Mobilisierung durch Y’en a marre war die Darstellung der prekären Situation der Jugend als eine geteilte und gemeinsame Erfahrung der jungen Generation, die nicht auf persönliche Unzulänglichkeit, sondern auf die Misswirtschaft der politischen Eliten zurückzuführen sei. Durch diese Deutung wurden die marginalisierte Position und die fehlende Zukunftsperspektive zu einem wichtigen Element, das die Jugend in der Bewegung zusammenführte und es ihr trotz ihrer Heterogenität im Hinblick auf Klasse und Geschlecht erlaubte, sich als Gruppe wahrzunehmen. Indem Y’en a marre die politischen Eliten für die Probleme verantwortlich macht, erscheinen die Missstände zudem als veränderbar und Protest gegen das Regime als sinnvolles Mittel, um eine Verbesserung der allgemeinen und persönlichen Lebensumstände zu erreichen. Die Gruppe kontrastierte die Probleme des „einfachen Volkes“ mit dem luxuriösen Lebensstil der politischen Eliten und betonte auf diese Weise die Ungerechtigkeit der aktuellen Situation. Durch diese Interpretation legitimierte Y’en a marre ihre Proteste, wie ein Aktivist beschreibt: „Heute kaufen wir den Reis für 800 Francs, aber Abdoulaye Wade kauft keinen Reis, ein Abgeordneter wie Doudou Ndoye kauft keinen Reis, und wir sind es, die ihr Benzin zahlen, die ihre Häuser zahlen, die ihren Söhnen die Ausbildung in Europa bezahlen. Es sind diese ganzen Motivationen die uns dazu gebracht haben, uns für Y’en a marre zu engagieren“ (Interview, Dakar, 06.03.2012).

 

Y’en a marre konstruierte Abdoulaye Wade als persönlich Verantwortlichen für die prekären Lebensbedingungen der senegalesischen Jugend. Als Oppositionskämpfer war Wade lange Zeit ein Held der Jugend gewesen, und mit seinem Wahlsieg im Jahr 2000 waren dementsprechend große Hoffnungen verbunden, zumal es sein zentrales Wahlversprechen war die Jugendarbeitslosigkeit zu senken. Als zwölf Jahre später die Arbeitslosigkeit nicht zurückgegangen war, waren Enttäuschung und Frustration groß, und Wade wurde zur Personifizierung einer korrupten Elite, welche die Jugend verraten habe und ausschließlich ihre eigenen Interessen verfolge.

 

Y’en a marre stellte ihren Protest gleichzeitig als Kampf für die Demokratie sowie für eine konkrete Verbesserung der ökonomischen und sozialen Situation der Jugend dar. Damit gelang es der Gruppe, die Jugend der Mittelschicht, insbesondere Studierende, zu mobilisieren. Y’en a marre erreichte mit dieser Botschaft aber auch jene Jugendlichen, die in besonders prekären Verhältnisse leben und oftmals im informellen Sektor ihr Geld verdienen. In Dakar organisierten sich beispielsweise die StraßenhändlerInnen in einem eigenen Esprit und beteiligten sich an Protestaktionen.

 

 

Protest gegen die Regierung – nicht gegen die ältere Generation

 

Die breite Mobilisierung junger Menschen konnte Y’en a marre erreichen, weil die Gruppe sich als friedlich und am Allgemeinwohl interessiert darstellte. Hierüber wurde die Bewegung von der älteren Generation anerkannt und konnte auch Jugendliche mobilisieren, die politischem Protest zuvor skeptisch gegenüber standen. Trotz der demographischen Mehrheit der Jugend innerhalb der senegalesischen Gesellschaft werden sowohl der öffentliche als auch der private Raum im Senegal von den älteren Generationen dominiert (Diouf 1996: 229). Offene Auflehnung und Widerspruch gegen die Älteren ist für junge Erwachsene mit hohen sozialen Risiken und Kosten verbunden (beispielsweise sind Jugendliche finanziell von den Familien abhängig). Entsprechend leichter ist es für Bewegungen, in großem Umfang junge Menschen zu mobilisieren, wenn sie ihren Protest nicht als Auflehnung gegenüber der älteren Generation darstellen, sondern als Einsatz für das Allgemeinwohl.

 

Dies stellte für Y’en a marre eine besondere Herausforderung dar, da sowohl die Politik als auch die Gesellschaft im Senegal ein sehr ambivalentes Verhältnis zur Jugend pflegen. Auf der einen Seite besteht ein positiver Diskurs über die Jugend, der diese als zukünftige Anführer und vitale Kraft für eine positive Entwicklung des Landes beschreibt (Diop 2008: 30). Auf der anderen Seite wird die Jugend oft als unreif, irrational und gewalttätig dargestellt, wenn sie für widerständige Politik mobilisiert. Besonders bekannt ist in diesem Zusammenhang eine Äußerung der ehemaligen Präsidenten Abdou Diouf geworden, der während des Wahlkampfes 2000 von der „jeunesse malsaine“ – „der kranken Jugend“ – sprach (vgl. Kassé 2011). Dieser Negativdiskurs über die Jugend wurde in Bezug auf Y’en a marre auch im Vorfeld der Wahlen 2012 von den PolitikerInnen der Regierungspartei in der Öffentlichkeit forciert. So bezeichnete beispielsweise der ehemalige Premierminister Ousmane Ngom die versuchte Platzbesetzung von Y’en a marre am 16. Februar 2012 als ein „Delikt von Landstreicherei“ und beschimpfte die AktivistInnen als „Vagabunden“ (Ndiaye 25.06.2012).

 

Sinnbildlich für die skeptische Einstellung der älteren Generation gegenüber den Aktionen der Jugend ist ein Kommentar des einflussreichen Imam von Rufusque, einem Vorort von Dakar, zu dem Protest am 23. Juni 2011, den mehrere senegalesische Print- und Onlinemedien veröffentlichten (etwa die Tageszeitung Le Quotidien und das Onlineportal Seneweb). Darin äußert Imam Tahirou Fall zwar Verständnis für die Anliegen der DemonstrantInnen, warnt aber gleichzeitig vor einer „Anarchie auf den Straßen“ und wirft der Jugend aufgrund der gewaltsamen Ausschreitungen einen „Mangel an Bürgersinn“ vor. Er fordert von der Jugend ihre „Leidenschaft und Hass zu unterdrücken“ und stattdessen mit Vernunft und Disziplin vorzugehen (Imam Tahirou Fall, 06.07.2011).

 

Für Y’en a marre kommt zu einem gewissen Misstrauen, dass der Gruppe aufgrund ihres Status als Jugendbewegung entgegengebracht wird, erschwerend hinzu, dass die Bewegung eng mit dem Hip-Hop-Milieu verknüpft ist. Obwohl ein großer Teil der Hip-Hop-Bewegung seit ihren Anfängen in den 1980er Jahren politisch engagiert war und trotz der prominenten Rolle, welche die Rapper bei dem Machtwechsel im Jahr 2000 spielten, hält sich bis heute in der senegalesischen Gesellschaft das Klischee des kiffenden, „saufenden“, faulen und gewalttätigen Rappers (Moulard-Kouka 2008: 60-61). Gerade bei den älteren Generationen, aber auch bei jenen jungen SenegalesInnen, die sich nicht mit der Hip-Hop-Bewegung identifizieren, stieß Y’en a marre daher zu Beginn ihres Engagements auf großes Misstrauen. Der Aktivist Seydina berichtet von seiner Mobilisierungsarbeit: „Die Mehrheit von denen, die es abgelehnt haben sich zu beteiligen, haben nur die Rapper in der Bewegung gesehen. Und die Rapper sind für sie im Allgemeinen gewalttätige Menschen, die wirklich unangebrachte Vorschläge machen […], sie haben die kritische Haltung der Rapper nicht gesehen.“ (Interview, 13.03.2012, Dakar)

 

Um diese negativen Stereotypen zu widerlegen, inszenierten sich die AktivistInnen als Vorreiter des von ihnen mit dem Slogan Nouveau Type de Sénégalais propagierten aktiven und konstruktiven bürgerlichen Bewusstseins. Der Slogan beinhaltet eine Art Verhaltenskodex für die AnhängerInnen bei Protestveranstaltungen von Y’en a marre, aber auch im Alltag, wie der Gründer Fadel Barro erläutert: „Er [der NTS, Anm. Verf.] ist sozial engagiert, auch in Bezug auf seine Umwelt. Der NTS schmeißt seinen leeren Plastikbecher nicht einfach auf die Erde, er verschmutzt keine öffentlichen Straßen, er uriniert nicht auf der Straße, […] und er verweigert es, einfach nur Zeuge von Korruption zu werden, ohne einzuschreiten“ (Interview mit Fadel Barro, Dakar, 28.02.2012).

 

Besonders öffentlichkeitswirksam artikulierten die AktivistInnen ihre Selbstdarstellung als friedliche und am Allgemeinwohl orientierte Bewegung durch die Form ihrer kollektiven Handlungen. Die Protestierenden setzten sich bei Demonstrationen, Sit-Ins und Versammlungen auf den Boden, um ihre friedlichen Absichten zu verdeutlichen. Bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften kreuzten sie die Hände über dem Kopf – eine symbolische Geste dafür, dass sie keine Gewalt anwenden würden. Freiwillige sammelten bei Veranstaltungen den angefallenen Müll ein, um die Fläche sauber zu hinterlassen. Auch die Organisation kollektiver Aufräumarbeiten selbst war ein wichtiger Teil des Protestrepertoires der Bewegung. Mit dieser Strategie eigneten sich die AktivistInnen den öffentlichen Raum als Ort der politischen Auseinandersetzung produktiv an. Dabei präsentierten sich die Protestierenden als engagierte BürgerInnen, die durch ihr Engagement einen Teil des Versagens der staatlichen Autoritäten beheben und nicht „nur“ kritisieren und protestieren würden: „Man sollte auch nicht in der Logik sein zu kritisieren, nur um zu kritisieren. Man muss auch Lösungen beitragen, gute bürgerliche Taten vollbringen, verantwortungsvolle Taten […] das bedeutet Politik, aber anders, nicht die Politik der Politiker, die nur sich selbst dienen, sondern Politik, die dem Volk dient.“ (Interview mit einem Aktivisten, 07.03.12, Dakar)

 

Mit der Verbindung der freiwilligen Übernahme von Tätigkeiten wie Aufräumarbeiten in öffentlichen Räumen und Protest geht also auch eine Abgrenzung von der ‚offiziellen’ Politik einher. Die Bewegung ist sehr auf darauf bedacht ihre Unabhängigkeit zu wahren und nicht mit einer politischen Partei in Verbindung gebracht zu werden. Fadel Barro bekräftigte in einem Artikel, den er anlässlich des 2-jährigen Bestehens von Y’en a marre veröffentlichte, dass die Bewegung sich als unparteiischer „Wächter der Demokratie“ versteht (Barro 18.01.2013). Paradoxerweise ist Y’en a marre selbst jedoch nicht basisdemokratisch, sondern hierarchisch organisiert. Zwar können die Esprits autonom entscheiden welche Aktivitäten sie lokal durchführen möchten. Zentrale Entscheidungen für oder gegen Proteste und die Ausrichtung der Bewegung werden jedoch von dem exklusiven Kreis um Fadel Barro bestimmt. Bei den Generalversammlungen der Bewegung kritisierten AktivistInnen wiederholt, dass über richtungsweisende Entscheidungen nicht abgestimmt wird, sondern die Anführer lediglich neue Slogan und Kampagnen bekannt geben (Savané und Sarr: 71-72.).

 

Trotzdem gelingt es den Y’en a marre-AktivistInnen mittels ihrer sozialen Aktivitäten effektiv zu kommunizieren, dass sie ihren Protest als Kampf für das Allgemeinwohl und den Erhalt der Demokratie verstanden wissen wollen. Damit grenzen sie sich erfolgreich von einem an partikularen Interessen orientierten Politikbetrieb ab. Diese Selbstdarstellung war für die Glaubwürdigkeit der Bewegung insofern von Bedeutung, als zu diesem Zeitpunkt viele, vor allem junge SenegalesInnen Politik mit Korruption, Selbstbereicherung und Partikularinteressen gleichsetzten. So konnte Y’en a marre bei der Mobilisierung auch davon profitieren, dass die politischen Parteien in den Augen vieler SenegalesInnen an Legitimation verloren haben.

 

 

Die Hip-Hop-Bewegung

 

Die erfolgreiche Mobilisierung zum Protest gelang Y’en a marre zudem durch eine geschickte Nutzung der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen, insbesondere des Rap und der Hip-Hop-Bewegung als kulturelle Ressourcen. Die jungen AnhängerInnen von Y’en a marre verfügen über wenig materielle Ressourcen, die sie der Bewegung zur Verfügung stellen könnten. Dieser Mangel an Ressourcen drückte sich etwa darin aus, dass Plakate bei Protestaktionen meist selbst gemalt waren, Lautsprecher und Bühnen gab es nur selten.12 Y’en a marre hat ihre Protestaktionen mit minimalen materiellen Ressourcen geplant und umgesetzt. Gerade dieser Mangel an Geld verlieh der Bewegung Glaubwürdigkeit und Legitimität. Die Gründer der Bewegung Fadel Barro, Thiat, Kilifeu, Simon und Fou Malade erlangten moralische Integrität, da für alle sichtbar war, dass sie sich an ihrer Position in der Bewegung nicht selbst bereicherten. Fast alle der von mir interviewten Aktivisten erklärten, dass es für ihre Entscheidung, sich bei Y’en a marre zu engagieren. eine große Rolle gespielt habe, dass sie von der Unbestechlichkeit der Führungspersönlichkeiten überzeugt waren.

 

Zusätzlich profitierte die Bewegung von dem Ruf und dem vorherigen Engagement der Rapper, die sich an Y’en a marre bzw. ihrer Gründung beteiligten. Insbesondere die Gruppe KeurGui, bestehend aus Thiat und Kilifeu, ist im Senegal für ihr kritisches, politisches Engagement schon länger bekannt. Bereits 2008 kritisierte die Rapgruppe in ihrem Lied coup2gueule Wade und die politischen Eliten:

 

Lass uns diese Witzbolde bekämpfen, die unser Geld stehlen

Niemand soll seine [Wades, Anm. Verf.] Macht wegnehmen,

denn der hat Angst vor der Revolution des Volkes

Wir sind hungrig und nicht mal ein Samenkorn ist übrig

Bring uns nicht dazu rückwärts zu gehen

Du hast unser Boot kentern lassen

Die leeren Kalebassen ernähren niemanden

Wir versinken in Hunger und Arbeitslosigkeit

Und bei diesen Unwägbarkeiten

profitieren wir nicht mal von einer Gesundheitsversorgung

Bitte Gott verschone uns vor gebührenpflichtigen Autobahnen, Hotels, Autos und Müll

Sie bauen Tunnel während uns die Armut ins Gesicht starrt (KeurGui 2008).13

 

Dank ihrer konsequenten und langfristigen kritischen Haltung wird KeurGui in der Hip-Hop-Szene als authentisch anerkannt. Y’en a marre verfügte daher bereits bei ihrer Gründung über einen Glaubwürdigkeitsvorschuss.

 

Durch den guten Ruf der in der Bewegung engagierten Rapper haben die AktivistInnen von Y’en a marre zudem einen einfachen Zugang zu anderen Rapgruppen, deren Zahl allein in Dakar auf 2.000 bis 4.000 geschätzt wird (Maraszto 2002: 82) sowie zu deren Fans. RapperInnen wie Fans konnte Y’en a marre dank ihrer Anerkennung in der Hip-Hop-Szene schnell und unkompliziert mobilisieren, ohne dabei auf materielle Ressourcen wie Flyer oder ähnliches angewiesen zu sein. Gerade die Beziehungen zu anderen Rapgruppen nutzte Y’en a marre darüber hinaus, um eine effektive Organisationsstruktur aufzubauen. Viele Esprits wurden von Rappern oder anderen Personen der Hip-Hop-Szene gegründet. Diese wiederum aktivierten ihre persönlichen Netzwerke, um weitere Mitglieder, in der Regel FreundInnen, Bekannte, Familienangehörige oder NachbarInnen für die Bewegung zu gewinnen. Durch diese dezentrale Organisationsstruktur gelang es Y’en a marre auch außerhalb von Dakar, wo die Bewegung ihre stärkste Basis hatte, zu Protesten zu mobilisieren.

 

Gleichzeitig kam gerade aus der Hip-Hop-Szene auch scharfe Kritik an Y’en a marre. Zwar unterstützen große Teile der RapperInnen die Ziele der Bewegung, einige nahmen jedoch Anstoß an dem intransparenten und hierarchischen Führungsstil der Bewegung. Der Rapper Gaston sagte in einer Pressekonferenz, er beteilige sich nicht bei Y’en a marre, da er sich über die reale Motivation der Anführer nicht im Klaren sei (o.A. 09.07.2011). Andere VertreterInnen der Hip-Hop-Szene fühlen sich durch das Konzept des NTS bevormundet. Das Konzept ließe keinen Raum für ein alternatives Verständnis eines politisch engagierten Bürgers. Amadou Fall Bâ, Direktor des Hip-Hop-Festivals Festa2H, kritisiert, dass Y’en a marre nicht das Recht habe den Menschen vorzuschreiben, was ein „guter Bürger“ ist und wie er sich zu verhalten habe: „Es ist nicht an Y’en a marre die Menschen zu erziehen […] Y’en a marre hat nicht das Monopol zu sagen was zu tun ist“ (Interview, Dakar, 21.03.2012).

 

Trotz einiger kritischer Stimmen konnte Y’en a marre ihre Verbindungen in die Hip-Hop-Szene effektiv nutzen, um Zugang zu den Medien zu erlangen. Die Hip-Hop-Bewegung im Senegal verfügt über viele eigene Sendeplätze in den nationalen Medien, auf welche die Rapper von Y’en a marre zugreifen konnten. Insbesondere zahlreiche lokale und nationale Radiosendungen mit dem thematischen Fokus auf Hip-Hop boten den AktivistInnen eine gute Plattform, um ihre Anliegen öffentlich zu machen. In diesen Sendungen wurden nicht nur die Songs der in der Bewegung organisierten Rapper gespielt, sondern diese wurden oft auch als Interviewpartner eingeladen. Da die Sendungen fast ausschließlich von der Jugend gehört werden, konnte Y’en a marre ihre Zielgruppe durch das Medium Radio gezielt adressieren und war nicht auf materielle Ressourcen angewiesen. Gleichzeitig boten Radiosendungen Y’en a marre eine ideale Möglichkeit, logistische Informationen wie Ort und Zeit von Treffen und Demonstrationen bekannt zu geben. Der Zugang zum Radio war dementsprechend für Y’en a marre auch eine wichtige Ressource, um konkrete Protestereignisse organisieren zu können. Das Internet (etwa facebook) spielte für die Mobilisierung und die Koordination unter den AktivistInnen dagegen kaum eine Rolle. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der kaum ausgebauten Infrastruktur für Internetnutzung im Senegal, wobei bis zu 20 Stunden Stromausfall pro Tag die bestehenden Möglichkeiten zusätzlich einschränken. Y’en a marre griff daher neben den Radiosendungen insbesondere auf die Kommunikation mit Mobiltelefonen zurück, um ihre Aktivitäten zu koordinieren.

 

 

Rap und andere Protestrepertoires

 

Y’en a marre nutzte ihre Verbindungen zum Hip-Hop nicht nur als Netzwerk und als Zugang zu den Medien, sondern insbesondere auch als kulturelle Ressource, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen und für ihre Proteste zu mobilisieren. Die Gruppe prangerte die Probleme im Senegal in Songtexten an; Rapkonzerte und die Veröffentlichung kritischer Lieder waren ein fester Teil ihres Protestrepertoires. Rap als Ausdrucksform ermöglichte Y’en a marre eine offene, direkte Kritik an den Missständen im Senegal. Die Sprache ist im Rap weitgehend befreit von gesellschaftlichen Zwängen und Normen. Die Nutzung von Euphemismen statt der Äußerung offener Kritik, wie sie in der senegalesischen öffentlichen wie privaten Kommunikation üblich ist, wird im Rap außer Kraft gesetzt (Interview mit Aboulaye Niang, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gaston Berger, St. Louis du Sénégal, Dakar, 05.03.2012). In den Liedtexten werden PolitikerInnen stattdessen offen kritisiert und symbolisch zur Rede gestellt (Maraszto 2002: 91). Dabei nutzen die RapperInnen Ausdrücke, die schockieren und eine Reaktion provozieren sollen. So richtet Kilifeu in dem von den Gründern von Y’en a marre herausgegebenen Song Faux! Pas Forcé! die folgenden Worten an Abdoulaye Wade:

 

Was nutzen die großen Ohren eines Esels, wenn er nicht hört

Mit unseren Institutionen bist du schlimmer als ein Affe auf dem Feld

Schlechter Kutscher, du hast das Pferd vom richtigen Kurs abgelenkt

Du klaust unser Geld und teilst es mit deinem Klan

Du hast vorgegeben überrascht zu sein, aber dieses Mal bist du gewarnt

Wir werden deinen Handlangern entgegenstehen, auch wenn es uns das Leben kostet

Auge um Auge, Zahn um Zahn (Kilifeu et al. 2011).14

 

Y’en a marre bedient sich dieser für den Rap typischen direkten und provozierenden Ausdrucksform nicht nur in den Texten der MusikerInnen, sondern auch in ihren Slogans. Das beste Beispiel dafür ist der Name der Bewegung selbst: Y’en a marre - „Wir haben die Schnauze voll“.

Mit der Nutzung des Rap als Ausdruck von Protest schließt Y’en a marre an vorherige politische Aktivitäten der senegalesischen Hip-Hop-Bewegung an. Rap wurde im Senegal bereits kurz nach dem Aufkommen dieser Kunstform in den 1980er Jahren von der Jugend als Instrument genutzt, um Kritik zu üben und zu revoltieren. In den 1990er Jahren identifizierten sich große Teile der Jugend in den senegalesischen Städten mit dem Hip-Hop-Slogan Bul Falé 15, unter dem sich eine Bewegung zusammenfand, die durch kritische Raplieder und einen eigenen Kleidungsstil das traditionelle Wertesystem und die von Korruption geprägte Politik kritisierte. Im Jahr 2000 ging diese Bewegung in der Koalition Sopi (Wandel) auf, in der sich viele Hip-Hop-KünstlerInnen und Fans aus der Bewegung für Abdoulaye Wade im Wahlkampf stark machten (Havard 2001).

Auch die von Y’en a marre genutzte Protestform, sich durch gemeinschaftliche Aufräumarbeiten öffentlichen Raum als Ort politischer Auseinandersetzung anzueignen, ist eine Strategie, die im Senegal bereits länger bekannt ist. Anfang der 1990er Jahre prägten ebenfalls Akteure aus dem Hip-Hop-Milieu diese Form kollektiven Handelns unter dem Namen Set Settal, was wörtlich übersetzt ‚sauber machen‘ bedeutet. Der Name bezieht sich auf die Mobilisierung für kollektives Aufräumen im Sinne von Müllbeseitigung, er verweist aber auch auf eine moralische Säuberung von Korruption, Prostitution und Verbrechen (Diouf 1996: 241). In diesem Sinne organisierte die Bewegung Set Settal Aufräumarbeiten in Stadtvierteln von Dakar, oft einhergehend mit der Bemalung von Wänden. Y’en a marre griff dieses taktische Repertoire auf und nutzte es für ihren eigenen Protest. Diese Formen von Protest kann Y’en a marre effektiv umsetzen, weil viele Akteure aus der Hip-Hop-Szene in der Bewegung organisiert sind und viele AktivistInnen bereits Protesterfahrungen in Bewegungen wie Set Settal und Bul Falé gesammelt haben. Y’en a marre orientierte sich in Form und Inhalt ihres Protestes also an früheren senegalesischen Jugendbewegungen. Die Bewegung unterscheidet sich jedoch von vorherigen Protesten der Jugend und der Hip-Hop-Szene dadurch, dass sie künstlerische und kulturelle Formen des Protests mit konfrontativen Taktiken wie Demonstrationen, Straßenblockaden oder Sit-Ins kombiniert. Letztere waren im Senegal bislang überwiegend von stärker organisierten und institutionalisierten Akteuren wie politischen Parteien und Gewerkschaften genutzt worden. Y’en a marre gelang es, als lose organisierte Jugendbewegung ihren Protest auf die Straße zu tragen und ihn so nicht nur in Liedern hörbar, sondern auch weithin sichtbar zu machen. Die KünstlerInnen adressierten die Jugend nicht mehr nur durch ihre Texte und in ihren Liedern, sondern suchten den direkten Kontakt in Demonstrationen, Sit-Ins oder im Rahmen kollektiver Aufräumarbeiten in den Stadtvierteln. Y’en a marre nutzt also den kritischen Rap, als solcher bereits eine Form des Protests, um ihre Botschaft zu verbreiten, ihre Kritik am politischen System und den sozialen Umständen zu äußern, aber auch, um für stärker konfrontative Protesttaktiken zu mobilisieren. Diese Kombination verschiedener Repertoires ermöglichte die erfolgreiche Mobilisierung durch Y’en a marre, der es gelang, den Protest über das Hip-Hop-Milieu hinaus für große Teile der Jugend attraktiv zu machen.

 

 

Fazit

 

Für die gelungene Mobilisierung von Y’en a marre im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2012 war von zentraler Bedeutung, dass die Bewegung ihre Proteste nicht nur als Kampf gegen Wades dritte Kandidatur darstellte, sondern sich auch allgemein gegen die prekäre Lebenssituation richtete, mit der große Teile der senegalesischen Bevölkerung konfrontiert sind. Indem die Bewegung zentrale Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit aufgriff, gelang es ihr, große Teile der Jugend anzusprechen und für Protestaktionen zu mobilisieren. Die Mobilisierung wurde möglich, weil Y’en a marre in der Form und Darstellung ihres Protests nicht gegen gesellschaftlich geltende Normen verstieß. Statt sich als radikale Bewegung zu präsentieren, stellte Y’en a marre sich als am Allgemeinwohl orientiert dar. Dadurch erlangte die Bewegung breite gesellschaftliche Anerkennung, was es SympathisantInnen erleichterte, sich offen bei Y’en a marre zu beteiligen. Darüber hinaus lässt sich die gelungene Mobilisierung darauf zurückführen, dass Y’en a marre ihren Mangel an finanziellen Ressourcen als Beweis der Unbestechlichkeit ihrer Anführer umdeuten und durch ihre demgegenüber hohen kulturellen Ressourcen ausgleichen konnte. Y’en a marre bediente sich der Hip-Hop-Szene als Netzwerk zur Rekrutierung neuer AnhängerInnen und nutzte darüber hinaus Hip-Hop-Sendungen im Fernsehen und Radio, um ihre Zielgruppe direkt zu adressieren und Protestaktivitäten zu koordinieren. Auch in der Form ihres Protests griff sie auf ein in der Hip-Hop-Szene etabliertes Protestrepertoire wie kollektive Aufräumarbeiten und kritische Rapsongs zurück, die sie mit konfrontativeren Taktiken kombinierte. Damit verfügte Y’en a marre über ein Repertoire, das es ihr ermöglichte große Teile der Jugend auch ohne finanzielle Ressourcen für ihren Protest zu mobilisieren. Y’en a marre unterscheidet sich sowohl in ihren Forderungen als auch in ihrem Protestrepertoire deutlich von den Revolten des „arabischen Frühlings“. Anders als in Tunesien oder Ägypten war es zudem nicht facebook, welche die Bewegung zur Verbreitung ihrer Botschaft und Koordination von Protestereignissen nutzte, sondern Radiosendungen, Rapsongs und Mobiltelefone.

 

Y’en a marre blieb auch nach der Abwahl von Wade aktiv. Am 24. April verkündete Fadel Barro, dass Y’en a marre Macky Sall Zeit geben wolle, um seine Versprechungen einzulösen und sich die Bewegung daher vorerst auf die Umsetzung sozialer Aktivitäten im Sinne des NTS konzentrieren werde.16 Y’en a marre versuchte zunächst die Jugend für die Beteiligung an den Parlamentswahlen zu mobilisieren, die Ende Juni stattfanden. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 36,7 Prozent verfehlte sie jedoch eindeutig das Ziel, eine ähnlich hohe Beteiligung der Jugend zu erreichen wie bei den Präsidentschaftswahlen (Gierczynski-Bocande 2012). In den folgenden Monaten engagierten sich die AktivistInnen von Y’en a marre unter dem Slogan „Brigades NTS“ insbesondere im Kampf gegen die durch die Regenzeit verursachten Überschwemmungen. Die Aktionen hatten allerdings einen deutlich kleineren Umfang als vor den Wahlen und die Mobilisierung hat stark abgenommen. Die AktvistInnen von Y’en a marre sind dennoch stolz auf das bislang Erreichte: „Dass es ein Aufwachen gibt, […] die Jugend sich bewusst ist, dass sie etwas zur Veränderung unserer Gesellschaft beitragen kann, indem sie sich engagiert und wählen geht, das ist unser Erfolg.“ (Aktivist, Dakar, 25.03.2012)

 

 

 

Fußnoten

 

(1) In Anlehnung an den gleichbedeutenden französischen Ausdruck „on en a marre“.

 

(2) Der Begriff Jugend bezeichnet hier entsprechend einer in der Literatur gängigen Definition die Gruppe der 14- bis 35-jährigen (Abbink 2005: 6). Ich begreife Jugend aber auch als eine sozial konstruierte Kategorie. Demnach bestimmen auch die sozialen Lebensumstände einer Person ihre Zugehörigkeit zur Jugend. Die Lebenssituation der Jugend zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen hat, keinen Job hat und nicht in der Lage ist, eine eigene Familie zu gründen (ebd.: 5).

 

(3) Ich danke allen Interviewpartnern sehr herzlich für ihre Offenheit und Gesprächsbereitschaft sowie dem Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar für die Unterstützung.

 

(4) Ich nutze wie im Diskurs über Y’en a marre üblich die Künstlernamen der Rapper. Thiats bürgerlicher Name ist Cheick Oumar Cyrille Touré, Mbess Seck tritt als Kilifeu auf, Simon Mohammed

Kouka als Simon und Malal Talla als Fou Malade.

 

(5) Bekannte Rapper, die sich Y’en a marre anschlossen, waren beispielsweise Djily Aidara alias Baghdad, Cheikh Sène alias Keyti oder Makthar Fall alias Xuman.

 

(6) Die Place de l’Obélisque ist ein Platz im Zentrum von Dakar, der im Laufe der Proteste zum symbolischen Ort des Widerstandes wurde, nachdem Y’en a marre wiederholt auf diesem Platz ihre Versammlungen abgehalten hatte.

 

(7) Die sozialistische Partei PS regierte Senegal seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960. Erster Präsident war Léopold Sédar Senghor, der 1980 abdankte und das Amt an Abdou Diouf übergab. Bis in die 1970er Jahre war Senegal faktisch ein Einparteienstaat. 1974 ließ Senghor die Oppositionspartei PDS von Abdoulaye Wade zu und leitete damit eine Liberalisierung des politischen Systems ein.

 

(8) Daas Fanaanal (Wolof) bedeutet eigentlich ‚eine Waffe schärfen um sie am nächsten Tag zu nutzen‘. Y’en a marre benutzt diesen Ausdruck bildlich für ‚sich bereit machen‘. Im Französischen verwenden sie im Rahmen der Kampagne den Slogan „Ma carte, mon arme“ („Mein Wahlzettel, meine Waffe“).

 

(9) Abdoulaye Wade hatte bereits Anfang 2011 bekannt gegeben, erneut als Präsident kandidieren zu wollen. Er begründete seine dritte Kandidatur damit, dass er die Beschränkung auf maximal zwei Amtszeiten für einen Präsidenten erst während seiner ersten Amtszeit eingeführt habe, er also das erste Mal gewählt worden sei, bevor die Beschränkung in Kraft trat und somit noch einmal antreten dürfe. Das Verfassungsgericht gab ihm am 27. Januar Recht. Die Entscheidung war im Senegal hoch umstritten.

 

(10) Das Lied ist im Original auf Wolof verfasst. Der Text wurde auf der Internetseite African Hip-Hop ins Englische übersetzt und von mir ins Deutsche übertragen: http://www.africanhiphop.com/featurestories/congratulations-senegal/ (letzter Zugriff 06.09.2012). Der komplette Song im Original ist hier zu hören: http://soundcloud.com/yenamarre/doggali (letzter Zugriff 06.09.2012).

 

(11) „Marre de voir l’élite POLITICHIENNE surfer sur la misère des plus faibles, faire la nique à un peuple en survie“. Die VerfasserInnen nutzen ein Wortspiel, in dem sie das französische Wort ‚politicien‘ (Politiker) zu ‚Politichienne’ (chienne: Hündin) machen. Dieses Wortspiel findet sich in vielen öffentlichen Äußerungen von Y’en a marre. Es ist zudem auch eine Referenz auf eine Sammlung politischer Hip-Hop-Songs, die im Jahr 2000 unter dem Namen ‚Politichien‘ erschien und auf der eine Reihe senegalesischer Künstler das politische Establishment kritisieren.

 

(12) Y’en a marre bildete nach dem 23. Juni zeitweilig eine Koalition mit der Bewegung M23, die über deutlich mehr materielle Ressourcen verfügte. Das Bündnis M23 stellte Y’en a marre im Rahmen der Zusammenarbeit für einige Veranstaltungen Lautsprecheranlagen, Bühnen und andere Materialien zur Verfügung.

 

(13) Der Text ist im Original auf Wolof, wurde auf dem Blog von Paulena Papagiannis ins Englische übersetzt und im Anschluss von mir ins Deutsche übertragen: http://www.one.org/blog/2012/04/07/a-list-the-soundtrack-that-kept-the-senegalese-movement-on-track/ (letzter Zugriff: 17.09.2012).

 

(14) Der Text ist im Original auf Wolof, die französische Übersetzung habe ich von der Internetseite La Sénégalaise übernommen und ihn ins Deutsche übersetzt: http://lasenegalaise.com/?lasenegalaise=infos&infos=people&people=204720# (letzter Zugriff am 10.09.2012).

 

(15) Bul Falé wurde in den 1990er Jahren zu einer landesweiten Bewegung, die jedoch keine formalen Organisationsstrukturen ausbildete und auch nicht auf kollektives Handeln ausgerichtet war. Der Ausdruck Bul Falé ist Wolof, bedeutet in etwa ‚kümmer dich nicht drum‘, oder ‚mach dir nichts draus‘ und war ein Liedtitel der in den 1990er Jahren sehr populären Rapgruppe Positive Black Soul (PBS). Das Lied selbst wurde zur ersten Hymne der Hip-Hop-Bewegung im Senegal.

 

(16) Die Erklärung von Fadel Barro ist nachzuhören unter: http://www.youtube.com/watch?v=A0vTjL88Pms (letzter Zugriff am 19.09.2012).

 

 

 

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Dieser Beitrag erschien zuerst in PROKLA Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Heft 170, 43. Jg., 2013, Nr. 1