Halle-New Town oder Halle-Novgorod?

Der Ideenhaushalt Halle-Neustadts zwischen Neuem Bauen und Sozialistischer Stadt

„More curious visitors might appreciate a visit to the 4 sq km of concrete Plattenbauten towers that compromises ‘Hanoi’ … from Ha-Neu … before it changes any more … In fact, you needn’t even alight from the tram to see the place, but it’s more fun if you do“. Mit dieser Preisung setzt der „Lonely Planet Germany“ den Deutschlandbesucher über Halle-Neustadt, „the communist satellite town“, ins Bild (Schulte-Peevers et al. 2007: 222). Was hier besonders Neugierigen annonciert wird, damit mühte sich zeitgleich die Stadt Halle (Saale) unter dem Titel „Balanceakt Doppelstadt. Kommunikation und Prozess“ – so lautete das hallesche Thema im Rahmen der IBA „Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010“. Das Nebeneinander und die Durchdringung Halles und Halle-Neustadts, hieß es zur Begründung, verursachten „Brüche und bergen eine Reihe von gravierenden Konflikten“.1

Noch im Jahre 2003 hatte ein Leitbild-Entwurf für die Stadt Halle auf 131 Seiten lediglich vier Erwähnungen des größten Stadtteils Halle-Neustadt, in dem immerhin ein Viertel der Stadtbewohner/innen lebt, enthalten (Arbeitskreis Leitbild o.J.: 32, 33, 64, 102). Gleichwohl führte das IBA-Thema zu anhaltenden Auseinandersetzungen über eine vermeintliche Privilegierung Neustadts gegenüber der Altstadt (vgl. z.B. Stadt Halle 2010: 6-8). Auf der anderen Seite standen Diskussionen um den Denkmalwert der Stadt – „ein Vorschlag, der nur deshalb nicht vertieft wurde, weil eine ‚Veränderungssperre‘ den Gehäusen endgültig die Zukunft verbauen würde“ (Guratzsch 2006).

Halle-Neustadt, errichtet von 1964 bis 1989, kann als prototypische Plattenbaustadt in Ostdeutschland gelten: Wie ein Großteil der vergleichbaren Planstädte und -siedlungen, so hat auch Halle-Neustadt ein Vierteljahrhundert seiner bisherigen Existenz in der DDR und unterdessen ein weiteres knappes Vierteljahrhundert im vereinigten Deutschland zugebracht. Beides hatte Folgen, die der dramatische Einschnitt der Jahre 1990ff. unübersehbar machte: Halle-Neustadt verwandelte sich in rasend kurzer Zeit vom Prototyp der geplant expandierenden sozialistischen Stadt in der DDR zum Prototyp der ungeplant schrumpfenden Stadt in Ostdeutschland. In ihrem ersten Vierteljahrhundert war dies verbunden mit einer markanten symbolischen Stadtkonstruktion. Worin bestand diese, und wieweit vermochte sie tatsächlich prägend auf das Stadtleben zu wirken? Um dies zu beantworten, sind der Ideenhaushalt des sozialistischen Halle-Neustadts und seine Bewirtschaftung zu rekonstruieren.

 

Prototypischer Sonderfall

1973, mit dem Beschluss des Wohnungsbauprogramms, war der industriell vorgefertigte Plattenbau zum wichtigsten Wohnungstyp in der DDR geworden. 1989 lebte dann fast ein Drittel ihrer Einwohner – 4,9 Millionen Menschen – in Plattenbau-Großsiedlungen mit mindestens 500 Wohnungen. Insgesamt waren über zwei Millionen Plattenbauwohnungen gebaut worden (vgl. Liebmann 2004: 45f; BMBRS 2004: 27ff.). Die Planstädte stellten in der DDR eine spezifische Ausprägung sozialen Lebens unter realsozialistischen Steuerungsansprüchen dar. Der Zusammenhang von Herrschafts- und Alltagsgeschichte wird dort besonders greifbar und begreifbar: Nirgends sonst suchte der planerische und steuernde Zugriff so intensiv, öffentliches und privates Leben auf dem Wege der Synchronisation zu integrieren. Diejenige DDR-Planstadt, welche dies prototypisch repräsentierte, war Halle-Neustadt.

Halle-Neustadt ist das größte Stadtbauprojekt gewesen. Die einzige DDR-Neuplanung einer ganzen Großstadt gewesen zu sein, ihr Modellcharakter für den gesamten DDR-Wohnungsbau und die lange Bauzeit von 1964 bis 1989 begründen die Singularität dieses Projekts (Hafner 2006: 128). Ein Umstand vor allem war es, der Halle-Neustadt zum herausstechenden Fall hat werden lassen: Fast alle anderen Planstädte der DDR wurden als Plansiedlungen errichtet. Magdeburg-Neu Olvenstedt, Rostock-Lichtenhagen, Leipzig-Grünau, Jena-Neulobeda, Suhl-Nord, Dresden-Prohlis, Berlin-Marzahn und Berlin-Hohenschönhausen – diese und weitere Plattenbau-Großsiedlungen waren nicht mit dem Anspruch befrachtet, eigene, d.h. eigenständige Städte werden zu sollen.2 Sie blieben Stadtteile. Drei Ausnahmen davon gab es zwar, doch wurden diese bereits in den 1960er Jahren als nicht modellbildend kategorisiert: Stalinstadt/Eisenhüttenstadt, Schwedt und Hoyerswerda (Wiesener 2005: 144).

Dagegen war der Aufbau Halle-Neustadts mit einer gleichsam zivilreligiösen Aufrüstung verbunden. Eine Bürgerin, 1974: „Halle-Neustadt ist ein Fenster, durch das die Welt in unsere Republik schaut!“ (Koplowitz 1974: 44). Recht markante Vorstellungen, die in Bezug auf die Stadt – d.h. für sie, in ihr, durch und über sie – produziert wurden, verdichteten sich zu einem städtischen Ideenhaushalt. Dieser wurde im Zeitverlauf sowohl politisch als auch alltagsweltlich bewirtschaftet: beginnend bei den Bedeutungen, die Halle-Neustadt als einer zu verwirklichenden Idee von politischer Seite angesonnen worden waren, über die Penetration und Persistenz dieser ideologischen Maximalversorgung des Projekts im damaligen Alltagsbewusstsein und heute im Gedächtnis seiner Alt-Einwohner/innen, und einstweilen endend bei den Schwierigkeiten der heutigen (halleschen) Stadtpolitik, ein tragfähiges Leitbild für Halle-Neustadt zu entwickeln.

Die sozialistischen Plattenbau-Planstädte zählen zu den (nicht sehr zahlreichen) genuinen Hervorbringungen, mit denen die DDR auf ihren eigenen Grundlagen etwas schuf, das nicht durch die beiden vorangegangenen Gesellschaftsordnungen vorgeprägt war (bzw. nur durch die Ideen des funktionalistischen Neuen Bauens). Wird der Ideenhaushalt einer solchen Stadt in den Blick genommen, werden zwei unterschiedliche Segmente sichtbar. Einerseits sind dies allgemeine moderne Stadtvorstellungen des 20. Jahrhunderts, die wohl auf soziale Gleichheit zielten, aber nicht unmittelbar mit dem realsozialistischen Projekt verbunden waren: Funktionalismus, Rationalität und Typisierung, Funktionstrennung, Weite, Licht und grüne Stadt, Nachbarschaft, Planbarkeit urbanen Lebens und Neuer Mensch. Andererseits finden sich spezifisch realsozialistische Stadtvorstellungen. Beide sind nicht als zwei Sedimentschichten zu identifizieren, sondern wirkten (und wirken) verschränkt miteinander.

Halle-Neustadt als dem in der DDR spektakulärsten Projekt seiner Art wird gegenüber den anderen Neubausiedlungen ein „unvergleichlicher Vorteil“ zugeschrieben: Es sei „in Idee und Ausführung die ehrliche, ungeschminkte moderne Stadt“ (Schmidt et al. 1993: 8). War sie das auch im Sinne eines avancierten Verständnisses von Stadt? Wurde Halle-Neustadt im Laufe seiner DDR-Geschichte zu einer Stadt im eigentlichen Sinne, oder blieb es lediglich eine stadtähnliche Agglomeration? Das hängt zunächst davon ab, wie ambitioniert der zugrundegelegte Stadtbegriff ist.

 

Stadt – Planstadt – sozialistische Planstadt

Stadt soll hier verstanden werden als die kulturelle Form des verdichteten Zusammenlebens größerer und intern heterogener Menschengruppen in einer integrierten und nach außen hin abgegrenzten Ansiedlung, die entweder historisch gewachsen oder intentional gewollt städtebaulichen Charakter trägt.3 Kulturelle Form wird eine solche Ansiedlung, indem die in ihr sich vollziehende und gerinnende menschliche Tätigkeit mit explizierten Bedeutungen versehen wird. Vom nur bebauten Raum entwickelt sich so die Agglomeration zum verdichteten Kulturraum. Stadt wird insoweit nicht politisch, ökonomisch oder sozial, sondern kulturell erzeugt. Politisch, ökonomisch oder sozial lassen sich Ansiedlungen erzeugen, also Baumassen- und Menschenverdichtungen auf einem engeren Raum. Doch eine Stadt entsteht daraus erst, wenn die Bewohner die Ansiedlung als kulturelle Form entfalten, d.h. die Architektur und Stadtmorphologie sowie die städtischen Alltagsroutinen symbolisch aufladen: mit Bedeutungen versehen, mit Ideen verknüpfen und mit sinngebenden Handlungen in Besitz nehmen.

Städte als Gebietskörperschaften sind das Ergebnis verschiedenster Entscheidungen, ökonomischer, politischer, ästhetischer und migrativer insbesondere. Planstädte indes sind das Ergebnis vornehmlich politischer Entscheidungen. Diese wiederum sind wesentlich ökonomisch motiviert, werden ästhetisch umgesetzt und haben sozial Wanderungsimporte ebenso als zentrale Voraussetzung wie Wirkung. Die politischen Entscheidungen erzeugen Aktivitäten, welche innerhalb eines Zeitraums, der im Vergleich zu sonstigen Stadtentwicklungen extrem kurz ist, zunächst eine stadtähnliche Agglomeration entstehen lassen. Die weiteren Entwicklungen folgen gegebenenfalls und lassen dann eine Stadt im avancierten Sinne daraus werden – Stadt ist ein Resultat sozialer Praxis (Löw et al. 2008: 13), und zwar vor allem kultureller, also bedeutungszuschreibender Praxis.

Sozialistische Planstädte wiederum waren von einer spezifischen Stadtidee getragen. Diese unterschied sie auch von westlichen New Towns, insofern sie das Versprechen des kleinen Glücks – das ebenso den westlichen Sozialen Wohnungsbau prägte – unmittelbar an die Realisierung eines gesellschaftsutopischen Projekts koppelte: Die sozialistische Stadt galt als ein wesentlicher Schritt hin zum Kommunismus, welcher den Neuen Menschen benötigte, dessen Entstehung in der sozialistischen Stadt am ehesten erwartet wurde. Diese Stadtidee war mit einem breit angelegten Ideenhaushalt verknüpft.

Im Unterschied zu den sonstigen Plansiedlungen der DDR sollte Halle-Neustadt nicht nur sozialistische Stadt sein, sondern die „sozialistische Chemiearbeiterstadt“, modellhaft alle (groß)städtischen Funktionen selbst erfüllen (Rat des Bezirkes Halle 1964: 4, 22), Vorbild für den Städtebau in der DDR (vgl. ebd.; Deutsche Bauakademie 1963: 4) sowie Stadt der Jugend (Agitationskommission o.J.) sein. Dieses Konglomerat aus politischen Ideen verband sich also gleichsam zur sozialistischen Chemiearbeiter-Modellgroßstadt der Jugend.

Zu diesem Zweck suchte man, mehrere konzeptionelle Ingredienzien in einem exemplarischen Entwurf zu verbinden: Neues Bauen, Funktionalismus, Kybernetik und sozialistische Gesellschaftstheorie sollten sich in einer neuartigen Kombination städtisch materialisieren. Das Ergebnis wiederum sollte nicht lediglich Annex einer herkömmlichen – d.h. von den Idiosynkrasien gewachsener Strukturen geprägten – Stadt sein. So jedenfalls der Anspruch: eine „bis in alle Einzelheiten ihres Lebens, ihrer Funktionstüchtigkeit, ihrer Versorgung, ihrer Kultur, Unterhaltung, Bildung überlegte und geplante einzigartige Stadt“, schrieb der Aufbau-Chronist Jan Koplowitz (1969: 286) emphatisch.

 

Kleine DDR

Die Gründung Halle-Neustadts war gleichsam eine „Gründung der DDR in der DDR“. In der Überschaubarkeit einer Stadt sollte prototypisch verwirklicht werden, wie die DDR sein sollte: egalitär, funktional und modern. „Mit dem Bau der Chemiearbeiterstadt werden wir demonstrieren, wie wir uns die Verbesserung der Lebensverhältnisse der arbeitenden Menschen vorstellen“ (Sindermann 1968: 54). In einer Hinsicht zumindest wirkte die Stadt auch tatsächlich radikal emanzipatorisch: Die Infrastruktur war familiengerecht, erlaubte die Berufstätigkeit der Frauen, ermöglichte ihnen damit gesteigerte gesellschaftliche Teilhabe und ökonomische Unabhängigkeit. Ob die familiengerechte Stadt zusammen mit dem üblichen Arbeitsregime der Chemiekombinate auch kindgerecht war, lässt sich dagegen wohl hinterfragen: Von 6 bis 17 Uhr im Kindergarten ist auch „purer Stress“ gewesen, und nach „so einem Tag war dann natürlich auch nicht mehr viel drin an gemeinsamen Erlebnissen mit den Eltern“ (Stadtmuseum Halle 2006: 82).

Halle-Neustadt wurde aber auch tatsächlich im kleinen, was die DDR im großen war: ökonomisch, sozial und politisch entdifferenziert, zugleich funktional-stadtmorphologisch den starken Bildungsoptimismus der DDR verkörpernd und qua getakteter Planung und Realisierung technisch modern, zumindest soweit die Ressourcen dafür mobilisiert werden konnten. So wie Halle-Neustadt stellte sich jedenfalls die DDR-Führung prospektiv den gesamten DDR-Sozialismus vor.

Dem entsprach, dass in der kulturellen, also bedeutungszuschreibenden Praxis der Stadt die Heteronomie dominierte. Üblicherweise erzeugen Städte als kulturelle Formen großer, dichter und heterogener Einwohnerschaften Persistenzen unterschiedlicher Abstufung: Diese erzeugen, ermöglichen und kontinuieren jenseits politisch induzierter Steuerung des städtischen Lebens Sektoren der Autonomie. Für Städte ist es konstitutiv, dass gewachsene stadträumliche Strukturen und ihre symbolische Inbesitznahme es Individuen und Gruppen ermöglichen, Kontrollansinnen auszuweichen. Dadurch bieten sie Freiräume. Diese wiederum sind nötig, um das bisher noch nicht Gedachte und Ausprobierte, scheinbar Abwegiges und noch Unreifes auszutesten. Die übliche Heterogenität von Städten mischt Konformität und Nichtkonformität.

Hier fragt sich nun: Hat es trotz der dominierenden allgemeinen Entdifferenzierung, wie sie den DDR-Sozialismus kennzeichnete, und trotz des planstädtischen Charakters auch in Halle-Neustadt alltagskulturelle Differenzierungsprozesse gegeben?

 

Implizites Stadtleitbild

Immerhin naheliegend wäre eine Vermutung: Zunehmende Größe, Dichte und Heterogenität der sich konstituierenden Stadt ließen es schwieriger werden, auf die Institutionen, Personen und Ideen mit planerischer und steuernder Attitüde zuzugreifen. Doch im Unterschied zu ähnlich großen Städten herkömmlicher Art wird man Halle-Neustadt nicht als Inkubator kultureller Devianz betrachten können. Halle-Neustädter waren Siedler, keine Raumpioniere. Die Stadt bot ihnen massenhaft verbesserte Lebensbedingungen. Die Neubauwohnungen verfügten zu moderatem Preis5 über fließend warmes Wasser, eine Zentralheizung, lichtdurchflutete, wenngleich enge Räume und waren von städtischer Infrastruktur umgeben. Das war unzweifelhaft eine Leistung. Aber Zonen der Autonomie, in denen Abweichendes vom üblichen gedieh?

Mit der prominenten Präsenz von Kultur und Bildung in der Stadt hätte es Voraussetzungen dafür geben können. Die Stadt als eine sozialistische Stadt konnte nicht allein durch vergleichsweise komfortable Plattenbauwohnungen, großzügige Straßen und herumtobende Kinder entstehen. Ihre inhaltliche Entfaltung verlangte nach einem Programm pädagogischer Politik. Bereits die symbolische Grundsteinlegung war nicht zufällig an einem Schulkomplex erfolgt: „Es war und ist ein Programm, eine erste Haltestelle auf dem Weg zur gebildeten Nation“ (Koplowitz 1969: 288). Diese musste alle Bürger, nicht nur die Kinder und Jugendlichen, umfassen, denn: Die „in Gang kommende rasche Entwicklung der chemischen Industrie stellt höhere Anforderungen an die Chemiearbeiter, verlangt von ihnen hohe Bildung und große Sachkenntnis, die sie binnen weniger Jahre erreichen und – da immer ein neues, komplizierteres Verfahren das andere ablöst – immer wieder ergänzen müssen“ (Sindermann 1964: 6). Als Ziel galt die „Entwicklung eines den wissenschaftlich-technischen Fortschritt meisternden Typs von Facharbeiter“ (Glaß 1985: III). Ökonomische Optimierungsanforderungen verbanden sich mit dem Bildungsoptimismus der alten Arbeiterbewegung seit dem 19. Jahrhundert. Man goss gleichsam den Bildungsoptimismus in Beton.

Auch kulturell war Halle-Neustadt eine sozialistische Planstadt. Plangestützt wurde eine kulturelle Infrastruktur nicht nur baulich erzeugt, sondern auch inhaltlich gefüllt. Die geschaffenen Institutionen zielten darauf, politisch privilegierte Aktivitäten der kulturellen Belebung und Inbesitznahme der Stadt zu erzeugen. Eine soziologische Untersuchung kam 1968 zu dem Ergebnis, dass für „die Struktur der Freizeit … offenbar das Bildungsniveau ausschlaggebend ist“, „im Gegensatz zu Korrelationen mit dem Alter, dem Geschlecht oder dem Familienstand“. Sie folgerte: „Eine Lenkung der Freizeitinteressen, d.h. der sinnvollen Nutzung der Freizeit, müßte … ihren Ansatzpunkt im Bildungsniveau haben bzw. müßte immer stärker über das Bildungswesen erfolgen“ (Walter 1968: 84, 86). Hier zeigt sich das Dilemma der „sozialistischen Stadt“: Hebung des Bildungsniveaus – aber zur „Lenkung der Freizeitinteressen“. Die Institutionen waren strikten Intentionen unterworfen und erzeugten Verhaltenserwartungen.

Bildung und Kultur waren vorrangig Elemente einer „sinnvoll genutzten Freizeit“. In der Konzeption vom Neuen Menschen – präzisiert zur „allseitig und harmonisch entwickelten sozialistischen Persönlichkeit“6 – kam der kulturellen und geistigen Bildung eine besondere Rolle zu. Dabei indes ging es nicht um eine kritische Aneignung von Wissen oder Auseinandersetzung mit Kunst: „Mit Marx, Goethe und Beethoven sollten aus Proleten Proletarier werden, nicht weniger, aber auch nicht mehr“ (Schulze 2012: 61). Der in Halle-Neustadt sehr praktisch werdende Bildungsoptimismus produzierte zwar en masse soziale Aufsteiger, verwehrte diesen aber gleichzeitig Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung (Schulze 2010: 23).

Die Toleranz gegenüber Abweichungen war gering. Das galt zwar nicht nur in der DDR. Doch fehlte dort die kulturelle Durchlüftung der Gesellschaft, welche seit Ende der 1960er Jahre in Westdeutschland den bis dahin auch dort vorherrschenden Konventionalismus aushebelte. In der DDR wiederum galt das nicht nur in Halle-Neustadt. Aber dort, wie in anderen DDR-Planstädten und -siedlungen, erleichterte es die soziale Kontrolle, die Normbefolgung auch durchzusetzen.

Die Idee dieser Stadt war konzipiert „für die fließbandmäßige Produktion sozialistischer Normbiografien bei systematischer Verhinderung von Abweichungen“ (ebd.). War die DDR eine technokratisch-kollektivistische Aufklärungsdiktatur, so Halle-Neustadt ein technokratisch-kollektivistischer Problemlösungskomplex.7 Die Ambivalenzen und Ambiguitäten, die ältere, gewachsene Städte kennzeichnen, sollten sich dort nicht finden. Chefarchitekt Karl-Heinz Schlesier sprach zeitgenössisch von der „homogenen Stadt“: „Es gibt keine bevorzugten oder benachteiligten Wohngebiete, keine Straßenzüge oder Stadtbereiche für ‚Privilegierte’“ (Schlesier 1974: 330f.). Christine Hannemann (1996) spricht mit Blick auf das überkommene Erbe von der „Entdifferenzierung als Hypothek“.

Der Leitgedanke war, dass jeder „unter gleichen Bedingungen in gleichen Wohnungen leben“ solle – was durch die „Gleichförmigkeit in der Wohnarchitektur unterstützt wurde“ (Staufenbiel et al. 1985: 10). Dabei birgt der städtebauliche Charakter Halle-Neustadts eine eigentümliche Tragik: Bei genauer Betrachtung lässt sich durchaus ein Gestaltungswille erkennen, der Uniformität vermeiden wollte – doch gelingt dies erst, nachdem der Betrachter sich zum Experten für Plattenbau-Großsiedlungen entwickelt hat. Der Normalrezipient hingegen ist vor allem irritiert: So sollte eine Zukunft aussehen? Während eine Stadt im herkömmlichen Verständnis gleichsam ein ungebändigtes und nie vollständig zu bändigendes Wesen ist, war Halle-Neustadt vor allem eines: gebändigt – architektonisch und kulturell.

In der Tat: Deutungsoffenheiten jeglicher Art oder konkurrierende Deutungen, Normenkonflikte, alternative Optionen, Paradoxien, Dilemmata oder Zielkonflikte – all dies sollte systematisch ausgeschlossen werden. Halle-Neustadt sollte die eindeutige Stadt sein: Dies war, auf einen Punkt gebracht, das implizite Stadtleitbild. Es verhinderte letztlich die Stadtwerdung Halle-Neustadts.

Einerseits verbanden sich die politischen Leitklischees wie „sozialistische Menschengemeinschaft“ mit positiv konnotierten Begrifflichkeiten wie „Vollkomfortwohnung mit Fernwärme und Bad/WC“ (im Bautechnokratendeutsch: „Komfortzelle“) sowie „Hausgemeinschaft“. Andererseits gesellte sich dieser Terminologie im Laufe der Zeit eine konkurrierende zur Seite. Diese wird bis heute fortlaufend vervollständigt und bildet eine Brücke zur Gegenwartsbewertung der Stadt, die nun ein Stadtteil ist: „Schlafstadt“ und „Schnarchsilo“, „Wohnklos“ und „Karnickelställe“, „Arbeiterschließfächer“, „Arbeiterregal“ und „Wohnsilos“, „Betonkisten“ und „seelenlose Betonblöcke“, „Fickzellen mit Fernheizung“ oder „Fickfabriken ohne Gemeinsinn“, „Betonwüste“, „geplante Monotonie“ und „betonierte Tristesse“ einer „öden Architektur“ und „gigantische(n) Monostruktur“ in einem „mißglückten Vorzeigeobjekt“, im „architektonischen Albtraum Halle-Neustadt“, als „gescheiterte Zukunft“ eine „unheimliche Gegend“ und „trostlose Trabantensiedlung“.8

Vollkomfort und Trostlosigkeit also oder trostloser Vollkomfort, so das Dominanz erlangende Bild. Was von den Bewohnern lange Zeit als Exklusivität der Wohnsituation wahrgenommen wurde, war zugleich ein Leben in der Normbefolgung. Normierte Wohnungen und normierte Wohnumwelt transportierten soziale und politische Normerwartungen. Der in den USA lebende Bauhaus-Architekt Konrad Wachsmann besuchte 1979 die DDR und besichtigte auch Halle-Neustadt. Sein Begleiter ist gespannt, ob solche Städte wohl das Ziel seiner unermüdlichen Arbeit seien. Wachsmann, nach langer wortloser Betrachtung: „Wenn Sie das Prinzip meinen, kann ich nur mit ja antworten … Freilich sollten sie nicht unbedingt so aussehen. Auch eine Stadt aus vorgefertigten Elementen kann man charakteristischer gestalten“ (Grüning 1988: 510).

 

Kybernetischer Modus der Utopie

Die vordergründige Uniformität der Stadtgestalt und die Gleichheit der Lebensbedingungen verbanden sich mit einer kompromisslosen Orientierung auf eine Eindeutigkeit des Denkens der in der Stadt Lebenden. Letzteres war nun wieder nicht allein Halle-Neustadt-typisch. Es entsprach vielmehr einem allgemeinen politischen Willen, der auch die Entwicklungen der herkömmlichen Städte in der DDR anleitete. Aber: In der sozialistischen Planstadt hatte dieser Wille die Chance, verwirklicht zu werden. In diesem Sinne war die symbolische Stadtkonstruktion radikal intentionalistisch, nämlich an eine zu realisierende Utopie gekoppelt, und sie vollzog sich in einem kybernetischen Modus. Beides zielte im ersten Zugriff auf die Realisierung eines „sozialistischen Wohnkonzepts“ und einer „sozialistischen Lebensweise“. Der Neue Mensch, so die Annahme, müsse dann zwangsläufig daraus entstehen.

Intentionalistisch war die Stadtkonstruktion insofern, als die Stadt ein exemplarisch gedachter Bestandteil eines Gesellschaftsprojekts gewesen ist, das sein vermeintlich objektives Ziel kannte. Zur Zielerreichung waren die Akteure dieses Projekts gewillt, jegliche Irritationen als irrelevant zu ignorieren oder ggf. aus dem Weg zu räumen – statt sie zu bearbeiten. Dem entsprach eine Produktion des Stadtleitbildes, die das Bewusstsein der Menschen über ihre Stadt formatieren wollte, um es für die politisch erwünschten Ideen aufnahmefähig zu machen. Entgegen heutiger Absurditätswahrnehmungen folgte dies einer spezifischen Rationalität: Man sah sich als Vollstrecker eines historischen Gesetzes, das die Entfaltung einer Epoche der Ausbeutungsfreiheit auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Der Gedanke, diesem historischen Gesetz im politischen Handeln nicht zu entsprechen, erschien seinerseits als absurd.

Kybernetisch war der Modus, in dem dies umgesetzt wurde, in doppelter Hinsicht: Die Stadt wurde als ein selbstregulierendes Subsystem geplant und gebaut, in welchem funktionale Eindeutigkeiten das störungsfreie Voranschreiten zum sozialistischen Leben und Streben ermöglichen. Zugleich sollten steuernde Interventionen politischer oder ideologischer Natur, die vom übergeordneten System ausgingen, gleichsam algorithmisch in Abläufe und Selbstbild der Stadt implementiert werden: „Durch den Generalbebauungsplan soll die Entwicklung der Stadt so geleitet werden, daß sie sich zwangsläufig [!] mit pulsierendem Leben erfüllt“ (Bach 1966: 7). Eine Stadt-Mensch-Kopplung war angestrebt: Die Stadt überträgt durch ihre Morphologie und ihr Institutionennetz verhaltenssteuernde Nachrichten an ihre Bewohner, welche sich dann in den städtebaulich und institutionell determinierten Regelkreisen bewegen.

Insofern transportierte der Subtext des expliziten Stadtleitbildes „Sozialistische Chemiearbeiterstadt“ das implizite Stadtleitbild, die eindeutige Stadt. Die Eindeutigkeit markiert auch einen wichtigen Unterschied zu vergleichbaren Plansiedlungen der Nachkriegsjahrzehnte in westdeutschen Städten: Probleme haben diese ebenso in großer Zahl erzeugt. Insbesondere waren sie, anders als die DDR-Planstädte, bereits seit ihrer Entstehung eher benachteiligte und sozial problematische Stadtteile (Liebmann 2004: 13). Doch Eindeutigkeit bestand dort weder als planungspolitisches Ziel, noch wurde sie faktisch erzeugt.

Die Funktionalität Halle-Neustadts erstreckte sich nicht allein auf die stadträumliche Gestalt und die praktischen Lebensvollzüge der in ihr lebenden Menschen, sondern vor allem auf den Neuen Menschen, der darin und dabei entstehen sollte. Ähnlich wie etwa die neoklassische Wirtschaftswissenschaft davon ausgeht, der homo oeconomicus wähle stets die rational beste Option, um seinen individuellen Nutzen zu steigern, ging die sozialistische Gesellschaftstheorie davon aus, der sozialistische Mensch wähle stets die rational beste Option, um den kollektiven Nutzen zu steigern. Realitätsfremd waren bzw. sind beide, da idealtypische Annahmen über die Eindeutigkeiten menschlichen Handelns immer lebensfern sind. Insoweit ist die eindeutige Stadt als hyperrational zu kennzeichnen.

 

Fazit

Halle-Neustadt war Anlass und Gegenstand, um einen beträchtlichen Überschuss an Ideen und Deutungen zur sozialistischen Stadt zu produzieren. Das geschah nicht voraussetzungslos. In Stadtgestalt und -gedächtnis haben sich nicht allein spezifisch realsozialistische Stadtvorstellungen sedimentiert, sondern ebenso allgemeine moderne Stadtvorstellungen des 20. Jahrhunderts. Ha-Neu war sowohl Halle New Town als auch Halle Novgorod. Die Rekonstruktion seines Ideenhaushalts ergibt eine Kombination von kleinem Glück mit großen Ansprüchen. In den Intentionen – nicht zwingend auch in der Umsetzung – und den Ideen, die das Realgeschehen überwölbten, verbanden sich:

  • Funktionalismus, Rationalität, Typisierung und Planung, kurz: Modernität;
  • Funktionstrennung, Weite, Licht und grüne Stadt;
  • Perfektion und Effizienz der Ressourcenbewirtschaftung sowie optimale Organisation familiären und kommunalen Lebens;
  • soziale Gleichheit und Glücksversprechen;
  • Gemeinschaftlichkeit, Nachbarschaft und Kollektivität;
  • sozialistische Lebensweise mit der Übereinstimmung von gesellschaftlichen und individuellen Interessen sowie normgeleiteter Bedürfnisbefriedigung;
  • Arbeitsethos und Bildungsoptimismus;
  • historische Einbettung in die Tradition der kommunistischen Arbeiterbewegung und sozialistische Kulturrevolution;
  • Sinnlichkeit und Steigerung architektonischer Aussagen durch Kunst, also ästhetisch vermittelte Weltaneignung;
  • Chemie als Basis einer individuellen wie gesellschaftlichen Wohlstandsverheißung;
  • Zeitersparnis und Freizeitgewinn;
  • Freizeitwert und Aufenthaltsqualität der Stadt;
  • großstädtischer Charakter und Planbarkeit pulsierenden urbanen Lebens;
  • Familienorientierung und Frauenemanzipation;
  • Neuer Mensch bzw. allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeit und systemverträgliche Partizipation der Einwohner;
  • Modellhaftigkeit der Stadt;
  • Überlegenheit im Systemwettbewerb, Gewissheit des „unaufhaltsamen Sieges“ des Sozialismus und Zukunftsoptimismus.

 

Derart waren die umzusetzenden Absichten und orientierenden Ideen formuliert. Manches davon fand (und findet) sich in der realen Stadt in unmittelbarer Anschaulichkeit. Anderes lässt sich nur identifizieren, wenn die systemspezifischen Brechungen in Rechnung gestellt werden. Henning Schulze z.B. destillierte vier Kriterien, denen zu entsprechen war, um an der egalitären Gesellschaftsvision Halle-Neustadt zu partizipieren:

„Die Gemeinschaft des Plattenbaus und der ‚sozialistischen Stadt‘ war erstens homogen deutsch. Die einzig nennenswerten nichtdeutschen Bevölkerungsgruppen wohnten entweder in Kasernen, wie die so genannten Russen, oder in Wohnheimen, wo die ‚Vertragsarbeiter‘ aus den ‚Bruderländern‘ Vietnam, Angola oder Mocambique verwahrt wurden. Zweitens war Reproduktionsbereitschaft ein Kriterium: Die Ein- oder Zwei-Kind-Familie war in der DDR gesellschaftliche Norm, sanktioniert durch die Praxis der staatlich monopolisierten Wohnungsvergabe, die Eheleute mit Kindern bevorzugte und durch den staatlichen Wohnungsbau mit seinem deutlichen Schwerpunkt auf Zwei- beziehungsweise Dreiraumwohnungen. Drittens sollte man sich politisch wenigstens unauffällig verhalten, und viertens war es wichtig, produktiv zu arbeiten oder solches zumindest glaubhaft geltend zu machen“ (Schulze 2012a: 34f.).

Wer diesem Raster entsprach und hinreichende Normkonformität ausbildete, konnte auch an den zentralen Emanzipationseffekten teilhaben, die Halle-Neustadt ermöglichte: soziale Gleichheit, basierend darauf, dass alle „äußerlich anständiger versorgt als der überwiegende Teil der Menschheit“ waren (Hain 2003: 87), Selbstbestimmung der Frauen durch (ggf. jederzeit herstellbare) ökonomische Unabhängigkeit, sozialer Aufstieg durch Bildung bzw. Qualifikation.

Kritik an der Stadt und deviantes Verhalten blieben nicht aus. Die Bevölkerung Halle-Neustadts entwickelte Übung darin, die an sie gerichteten Erwartungen zu unterlaufen. Die Präferenzordnungen der Einwohner und des Staates hatten wohl Schnittmengen, unterschieden sich aber auch, je nachdem, was der Steigerung des individuellen Glücks eher dienlich war: „Der vergrößerte ‚Freizeitfonds‘ wurde nicht etwa in das Studium marxistischer Klassiker investiert, sondern vor dem Fernseher, im Kleingarten oder mit der mühevollen Individualisierung der Plattenbauwohnungen verbracht“ (Schulze 2012: 65). Doch politisch war die eindeutige Stadt das implizite Leitbild, dessen Geltung fortwährend reproduziert wurde.

 

Anmerkungen

1   http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?halle-saale (17.12.2008).

2   gleichwohl zwei dieser Siedlungen, Berlin-Marzahn (58.200 Wohnungen) und Berlin-Hellersdorf (42.200), größer waren bzw. sind als Halle-Neustadt mit seinen seinerzeit 40.600 Wohnungen.

3   Es werden hier die drei zentralen Merkmale einer Stadt nach Louis Wirth – Größe, Dichte und Heterogenität zusammengeführt mit der Bestimmung der Stadt als „Formgefüge, welches alltagsrelevant als städtische Einheit erlebt wird“ (Martina Löw) und der Fassung von (Groß-)Stadt als kulturellem Bedeutungs- und Vermittlungsraum mit spezifischen Vorstellungsbildern (Helge Gerndt) (vgl. Wirth 1994 [1938]; Löw 2008: 70; Gerndt 1985: 13). Die Stadt wird mit dieser Begriffsbestimmung zugleich abgegrenzt von Siedlungen, Lagern, Dörfern, Verwaltungsgemeinschaften, räumlichen Netzwerken usw.

4   Horst Sindermann war 1963-71 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Halle (Anm. d. Red.).

5   Der Mietpreis für eine 3-Raum-Wohnung entsprach 1972 mit 108 DDR-Mark etwa 12 bis 15 Prozent des durchschnittlichen monatlichen Familiennettoeinkommens (Schlesier et al. 1972: 174).

6   1965 als allgemeines Erziehungsziel festgelegt: §1 Abs. 1 Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem der DDR, in: Gesetzblatt der DDR Teil I, Nr. 6/25.2.1965, S. 83-106.

7   Der Begriff „komplex“ hatte in der DDR eine spezifische Konjunktur: Statt Ballungsgebieten, was als kapitalistischer Begriff verpönt war, gab es „territoriale Wohnkomplexe“, die zu „territorialen Produktionskomplexen“ gehörten (Herrmann o.J.: 26). Auch intern war Halle-Neustadt nicht in Stadtbezirke, sondern „WKs“, d.h. Wohnkomplexe gegliedert. Dabei wurde Komplexität nicht im Sinne steuerungspessimistischer westlicher Sozialwissenschaft verstanden. Vielmehr galt sie als „schematisch und bedeutete Typisierung“ (ebd.: 37), und beides wiederum war positiv konnotiert, da es als Ausweis von Modernität galt.

8   Schmidt et al. (1993: 45); Werner 2004; Rietdorf (1997: 7); Rusch (2009: 95); Hain (2003: 80); Steinmann (1978: 303); Kreiskabinett für Kulturarbeit (1979: 4); Müller (1996: 7); Girod (1997: 121; Kirsch (1985: 188); David/Scholl (2004/2005: 24); Guratzsch 2006; Neubert (1998: 437); Bilke (2009: 980); Lueck (2011); Waechter-Böhm (1996: 54); Banzinger (2008: 35).

 

Literatur

Agitationskommission des Kreisausschusses der Nationalen Front Halle-Neustadt (Hg.) (o.J. [1969]): Ein Paradies für 1.000 Kinder, Halle-Neustadt.

Arbeitskreis Leitbild: Zukunft gestalten. Zukunft erhalten. Leitbildkonzept, o.J. [2003], http://www2.geographie.uni-halle.de/sgeo/heft4_03.pdf (3.1.2009).

Bach, Joachim (1966): Der Generalbebauungsplan der Chemiearbeiterstadt Halle-West. Ein Blick in die Zukunft. In: Die Taktstraße, 28./29.11.1966, 6f.

Bazinger, Irene (2008): Das Schweigen der Kommunisten. Lehrstunde über die Autorität der Bilder: Das große „Theater der Welt“ im kleinen Halle an der Saale.  F.A.Z., 25.6.2008, 35.

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Prof. Dr. Peer Pasternack, Direktor des Instituts für Hochschulforschung, Martin-Luther-Universität Halle (Saale) / Wissenschaftlicher Geschäftsführer des WZW Wissenschaftszentrum Sachsen-Anhalt, Wittenberg

aus: Berliner Debatte INITIAL 23 (2012) 4, S. 82-91