Sozialistischer Funktionalismus

Hochschulbau in der DDR

Auch in vierzig Jahren DDR wurden neue Hochschulbauten geschaffen, bestehende umgebaut oder saniert. Doch lässt sich daraus auf einen eigenen architektonischen Ausdruck der "sozialistischen Hochschule" schließen? Und welche Bedeutung haben die Hinterlassenschaften des DDR-Hochschulbaus heute? Geradlinig verliefen weder die Entwicklung der ostdeutschen Hochschularchitektur noch die postsozialistischen Debatten um den Umgang mit dem Erbe, resümiert Peer Pasternack.

Die Behausungen der Hochschulen sind nie nur funktionsgebundene Unterbringungsorte, hier für Forschung und Lehre. Sie sind als architektonische Objekte zugleich Zeichen: Repräsentationsobjekte ihrer Betreiber. Gilt dies für öffentliche Gebäude generell, so tritt in der Hochschularchitektur eines noch hinzu: Als Orte der Bewahrung überkommenen Wissens, der darauf gründenden Wissenschaftsentwicklung wie der Wissensvermittlung an junge Menschen gelten die Hochschulen als Innovationsagenturen der Gesellschaften schlechthin. Dies soll in der baulichen Form symbolischen Ausdruck finden. Bauen erfordert also auch hier immer den Kompromiss zwischen Symbolik, Funktionalität und Ästhetik.

Botschaften wechselnd, Funktionalitätsorientierung stabil

In der DDR spiegelten sich die architekturpolitischen Debatten auch in deren Hochschulbau wider: vom "Kampf um eine neue deutsche Baukunst" mit einer "Dialektik von sozialem Inhalt und nationaler Form" in den 50er Jahren über "Besser, schneller und billiger bauen!" durch radikale Standardisierung bis hin zur "Einheit von Architektur und Kunst". Bereits in den 50er Jahren war eine Fülle von Hoch- und Fachschulneubauten oder -wiederaufbauten entstanden. Für diese Zeit lassen sich zwei überlappende Perioden der DDR-Hochschulbauplanung unterscheiden: 1945 bis 1955 standen Planungen für den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Hochschulkomplexe und -bauten im Mittelpunkt. Ab 1950 begannen Planungen für den Neubau Technischer Hochschulen sowie für die Erweiterung und Verlagerung von Hochschulkomplexen, die dann bis 1965 das Hochschulbaugeschehen bestimmten.1

Dieses Bauen folgte strukturpolitischen Schwerpunktsetzungen: Vor allem die Fachrichtungen Wirtschaft und Ingenieurwesen wurden favorisiert. Das kann insofern kaum verwundern, als der Ostteil Deutschlands zunächst ein allein nicht existenzfähiger Wirtschaftsraum war. In diesen mussten ganze Industrien, Verkehrsstrukturen und produktionsorientierte Dienstleistungsstandorte eingepflanzt werden. An der Abfolge und regionalen Verteilung der innerhalb eines einzigen Jahrzehnts neu geschaffenen und nach Kriegszerstörungen wieder aufgebauten Hoch- und Fachschuleinrichtungen lassen sich die wirtschaftlichen Schwerpunktbildungen erkennen.

Zugleich sollte aber auch eine schon äußerlich entzifferbare Botschaft von "sozialistischem Forschen, Lehren und Lernen" erkennbar werden. Doch erwies sich die Forderung nach einem originär sozialistischen Hochschulbau auf der Ebene der symbolischen Formensprache der Bauwerke als nicht so leicht umsetzbar. In den frühen fünfziger Jahren griff man daher auch im Hochschulbau - in Ermangelung eines eigenen, innovativen Formenkonzepts - auf die sogenannten nationalen Bautraditionen zurück. Ebenso wie in anderen städtebaulichen Sektoren2 sollte im Hochschulbau ein monumentaler Baustil in klassischer Manier zweierlei leisten: sowohl an das humanistische Erbe anknüpfen als auch ein "nationales Selbstbewusstsein" des neuen Gemeinwesens und seiner heranzubildenden ›Kader‹ ausdrücken. Als Beispiel für solche Versuche lässt sich die Leipziger Hochschule für Körperkultur (DHfK) nennen: Sie zählte zu den sogenannten "Leitbauten", mit denen der neue, sozialistisch-realistische Architekturstil gleichsam archetypisch vorgeführt werden sollte.3

1965 begann eine neue, dritte Planungsperiode. Sie war neben, wie zuvor schon, Erweiterungen und Verlagerungen von Hochschulkomplexen dem Neubau von Campusanlagen gewidmet. Ähnlich wie in Westdeutschland wurde die Neusetzung der Schwerpunkte dadurch ausgelöst, dass die Politik die schnelle Erhöhung der hochschulischen Ausbildungskapazitäten forderte. Architektonisch kam es, wiederum wie in Westdeutschland,4 zu unterschiedlich bewerteten Lösungen. Die Unwirtlichkeit der Betonbauten suchte man, wo der zur Verfügung stehende Platz es ermöglichte, durch räumliche Freizügigkeit auszugleichen.

Ab 1972 folgte dann in der DDR die vierte Periode der Hochschulbauplanung. Die Konzentration lag jetzt auf der komplexen Rekonstruktion von Hochschulen. Politisch wurde auf die "intensiv erweiterte Reproduktion der Grundfonds" orientiert. Sanierung, Umbau und Modernisierung des Bestehenden rückte in den Vordergrund.5 Eindrucksvolles Beispiel dafür war die Berliner Charité.6 Zugleich begann sich die beginnende wirtschaftliche Agonie der DDR auszuwirken.

Bereits Mitte der 60er Jahre war das Programm zur radikalen Standardisierung wieder weitgehend aufgegeben worden. Jetzt sollte die Monotonie bekämpft werden. 1967 kritisierte Walter Ulbricht das Übermaß an Provinzialismus in der Architektur: "Jetzt aber müsse die sozialistische, DDR-typische Architektur forciert und systematisch entwickelt werden. Die Westdeutschen hätten ihre Städte zugebaut und verbaut. Sie können uns nicht mehr einholen. Wir besäßen die Chance, es besser zu machen und die Überlegenheit des Sozialismus auf diesem Gebiet weithin sichtbar werden zu lassen."7

Kulturfunktion des Hochschulbaus

Nun kamen Gedanken zum Zuge, welche die Kulturfunktion von Architektur unterstrichen. Die Zusammenarbeit von Architekten und Künstlern sollte gefördert werden. Zudem gelangte man zu der Auffassung, dass bestimmte Bauwerke in den Zentren der Städte als einmalige Zeichen Informationen lieferten, die Identitätsfunktionen wahrnehmen. So entstand die "Architektur der Bildzeichen", die auch für den Hochschulbau Bedeutung entfalten sollte. Hervorzuheben waren jetzt zentrale Funktionen der jeweiligen Städte mittels architektonischer Lösungen. Städtebauliche Dominanten sollten auf diese Funktionen verweisen.8

Zwei Hochschulbau-Projekte dieser Art, die Großplastik und Architektur zusammenführen sollten, wurden realisiert, beide von Hermann Henselmann entworfen. Für Leipzig entwarf er als Bestandteil des neuen Universitätszentralkomplexes am Karl-Marx-(Augustus-) Platz ein 1973 fertiggestelltes Hochhaus, dreiseitig konkav geformt, 140 Meter hoch: "eine eindrucksvolle architektonische Geste".9 In Jena entstand gleichfalls ein Turm, ursprünglich als "Chemiehochhaus" für Halle-Neustadt entworfen, dann als Forschungsgebäude für Carl Zeiss Jena projektiert, schließlich aber, 1972, zum Universitätshochhaus umgewidmet. Der runde Baukörper erinnert an die Bergfriede der umgebenden Burgruinen; die anfangs gar linsenförmig geplanten Fenster sollten auf die optische Produktion des VEB Carl Zeiss hinweisen, und alsbald wurde der Turm als Fernrohr gedeutet, womit der symbolische Bezug zum Zeiss-Werk wieder hergestellt war.10

Zu unterscheiden ist für die beiden realisierten Türme zweierlei: die Radikalität des architektonischen Entwurfs und die Funktionalität des Bauwerks. In ersterer Hinsicht repräsentieren sie die Avantgarde der späten sechziger Jahre und zählen, ebenso wie das etwa gleichaltrige BMW-Hochhaus in München, zum International Style.11

Kritischer fällt die funktionelle Bewertung aus. So zeichnete sich das im Grundriss dreiecksförmige Leipziger Universitätshochhaus durch seine nach innen gewölbten Außenwände durch maximalen Grundstücksverbrauch bei minimalem Raumgewinn aus. Der Anteil der Hauptnutzfläche an der Nettogeschossfläche lag mit 45 Prozent deutlich unter dem in Bürogebäuden üblichen Wert von 70 Prozent Hauptnutzfläche zu 30 Prozent Verkehrs-, Nebennutz- und Funktionsfläche. Für beide Türme in Leipzig und Jena wurde funktionale Defizienz und Kommunikationsfeindlichkeit berichtet.12

Schaudernd ließ Dietrich Schwanitz, der Hamburger Anglist, in seinem Campusroman "Der Zirkel" einen Protagonisten von dessen Leipziger Aufenthalt Anfang der 90er Jahre erzählen: "Grausig, kann ich Ihnen sagen. Stellen Sie sich die Universität wie unseren Philosophenturm vor, nur fünfmal so hoch. Innen alles schummrig und kafkaesk. Der Fahrstuhl hält nie in dem Stockwerk, das Sie gedrückt haben. Sie irren durch einen Kaninchenbau wie Alice im Wunderland. Merkwürdige Wesen, die Sie stumm anblicken, sausen aus Türen und verschwinden in anderen Türen. Alles scheint nach einer Verabredung zu funktionieren, von der Sie allein ausgeschlossen sind."13

Der staatgewordene Sozialismus war ein kollektivistisches Projekt. Das spiegelte sich auch in den Hochschulbauten der DDR. Präferiert wurde das kollektive Lehren, Forschen, Lernen und Leben. Abgesehen von einigen vorrangig semiotischen Manifestationen wie dem Leipziger Universitätsturm lässt sich über die meisten in der DDR realisierten Hochschulkomplexe sagen, dass sie baulich sozialintegrativ angelegt waren. Das verband sich mit der Intention, einen ablaufeffizienten Hochschulbetrieb zu ermöglichen: kurze Wege durch Konzentration und Kombination von Funktionen, also das Neben- und Ineinander von Institutsräumlichkeiten, Laboren und Ateliers, Vorlesungssälen und Seminarräumen, Bibliotheken sowie Mensen, schließlich die Vermittlung von Studium und Freizeit durch Einbeziehung von Studentenklubs, Wohnheimen und Sportstätten. Auch sollte insbesondere über die Verklammerung von Studien- und Freizeitbereich ein hohes Maß an sozialer Kontrolle der Studierendenschaft ermöglicht werden.

Eine Vermittlung sozialistischer Botschaften gelang auch beim Hochschulbau letztlich nicht auf der Ebene architektonischer Stilmittel. Ein Ausweg, die Botschaft des gesellschaftlichen Fortschritts zu transportieren, fand sich schließlich darin, die Verbreitung sozialistischer Ideen über eine Synthese von funktionalistischer Architektur einerseits und bildender Kunst andererseits zu realisieren. Als ein gangbarer Weg dazu erschien die Signierung der Hochschulbauten als originär sozialistischer Architektur durch eine ›Beschriftung‹ mittels Kunstwerken, vor allem solcher der sozialistisch-realistischen Stilrichtung. Architekturbezogene Kunst - über deren gesellschaftspolitische und künstlerische Zielstellungen wie ästhetisch-praktische Ausformung es seit Mitte der siebziger Jahre intensive theoretische Debatten gab14 - versuchte, das Scheitern des Konzeptes eines sozialistischen Architekturstils aufzufangen.

Das Relief Karl Marx und das revolutionäre weltverändernde Wesen seiner Lehre von Klaus Schwabe, Frank Ruddigkeit und Rolf Kuhrt über dem Portal, Werner Tübkes Monumentalgemälde Arbeiterklasse und Intelligenz im Hauptgebäude und Hartwig Ebersbachs Installation Antiimperialistische Solidarität im Hörsaalgebäude der Leipziger Universität: Sie können hier stellvertretend genannt werden für zahlreiche Versuche, die zugeschriebene sozialistische Identität eines Hochschulbauwerks auf eine sinnlich auch wahrnehmbare Ebene zu heben. Dass es dabei, wie bei Tübke und Ebersbach eindrücklich zu entdecken, jede Menge semisubversiven Unterlaufens des im Werktitel formulierten politischen Auftrags gab - dies freilich konnte sich nur dem erschließen, der die Sinnschichten der Werke zunächst zu unterscheiden und sie alsdann zu decodieren vermochte.15

Nach 1989: Erbe- Entsorgung, -verwaltung oder -aneignung?

Insgesamt sind die "Wände der Verheißung"16 ihrer Aufgabe, Bauwerke als solche eines sich sozialistisch definierenden Gemeinwesens auszuweisen, durchaus gerecht geworden. Diese politische Intention wurde auch verstanden. Zeugnis davon legten nicht zuletzt die Forderungen nach Depotverbannung der alten DDR-Symbole an Hochschulbauten ab, wie sie nach dem Versinken der DDR erhoben wurden.

Umgesetzt wurden sie am Ende häufig nicht. Der Grund war, dass Bauplanungen Zeit brauchen, so dass die Kunstwerke nach 1989 häufig erst einmal blieben, wo sie waren. Als dann Um- und Neubauten realisiert wurden, war die bilderstürmerische Phase der 90er Jahre vorbei, und es kehrte mehr Sachlichkeit in die Debatten ein. Das Leipziger Karl-Marx-Relief z.B. blieb zwar im Zuge des Zentralcampus-Neubaus nicht an seinem alten Ort, wurde aber unweit der Innenstadt auf dem Campus der Sportwissenschaften neu aufgestellt.

Die European School of Management and Technology (ESMT), eine Neugründung deutscher Wirtschaftsunternehmen, residiert in Berlin im ehemaligen Staatsratsgebäude und machte aus einer denkmalgeschützten Not eine kulturbürgerliche Tugend: Mit dem Gebäude hatte die ESMT auch die foyerprägende Glasmalerei Aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung übernommen. Unter sorgsamer Vermeidung des Werktitels meldete sie 2012, dass sie "die Restaurierung des kunsthistorisch bedeutsamen Fensterbildes von Walter Womacka im Treppenhaus des ehemaligen Staatsratsgebäudes, dem heutigen Campus der ESMT, erfolgreich abgeschlossen" habe.17

An der Brandenburgischen TU Cottbus führte man die - qualitativ sehr durchwachsenen - DDR-Kunstwerke, mit denen die Hochschule im Laufe der Jahrzehnte bestückt worden war, im Zuge der Campus-Neugestaltung räumlich zusammen. Dafür erfolgte eine Bestandsaufnahme durch die Kunst- und Baukommission. Diese verzeichnet alle Kunstwerke, bildet sie ab, beschreibt sie inklusive des Erhaltungszustandes und bewertet sie. Zudem werden die Urheber biografisch vorgestellt und Empfehlungen zum weiteren Umgang mit den Werken formuliert.18 Im Ergebnis wurden Mosaike aufwendig restauriert, ein Ensemble der Werke geschaffen und dieses in die Modernisierung der Gebäude integriert. Die Gestaltung des Campus ermöglicht derart nun Fühlungskontakte mit der Zeitgeschichte.

Der Umgang mit den Hochschulgebäuden der Ostmoderne war durchwachsen. Die Leipziger Universität konnte erst nicht schnell genug aus dem ungeliebten Uni-Hochhaus ausziehen, um dann festzustellen, dass diese silhouettenprägende Höhendominante auch einige Vorteile hatte. Nun wurden die Nähe zu den Hörsälen, die wesentlich geringer als ursprünglich weisgemachten Sanierungskosten, "aber auch der Symbolcharakter des Hochhauses als Wahrzeichen der Universität und Leipzigs als Universitätsstadt" hervorgehoben. Vergeblich kämpfte man vor Gericht um die Rückgabe.19 Auch in Jena gab die Universität ihren Turm Anfang der 90er Jahre auf. Später mietete sie dann dort Räume an.

Eine Erstaunlichkeit ereignete sich in Weimar: Die 1982 dort auf dem Campus der Hochschule für Architektur und Bauwesen, heute Bauhaus-Universität, errichtete Mensa am Park sollte 2010 abgerissen werden. Daraufhin bildete sich eine "Initiative Mensadebatte", die eine Auseinandersetzung über die Bedeutung der Mensa als wichtiges Zeugnis der Architektur- und Kulturgeschichte ihrer Zeit initiierte. Sie erreichte schließlich, dass die Mensa unter Denkmalschutz gestellt und saniert wurde.20

Fazit

Bei der Betrachtung der Ergebnisse des DDR-Hochschulbaus wird jede Bewertung der gefundenen Lösungen eine ganze Reihe von Umständen berücksichtigen müssen. Zunächst handelte es sich immer um Kompromisse zwischen Ansprüchen der Architekten und Künstler einerseits und der Auftraggeber andererseits. Das war nicht DDR-typisch, sondern gilt praktisch immer und überall. Auch in der DDR war architektonisches Gestalten die Kunst, in Ketten zu tanzen. Sozialismustypisch war, dass die Kompromisse oftmals in politisch aufgeladenen Auseinandersetzungen entstanden, die wiederum von politischen Direktiven geleitet waren.

Sodann galt manches Gestaltungselement seinerzeit international als modern und sozialverträglich - etwa fensterlose Räume oder nackter Beton. Den architektonischen Inszenierungsabsichten waren schon dadurch deutliche Grenzen gesetzt, dass der Hochschulbau auch in anderen Bereichen bestehende Defizite zu berücksichtigen und z.T. auszugleichen hatte, insbesondere im Gesundheitswesen, woraus sich auch die zentrale Stellung des medizinischen Hochschulbaus in der DDR begründete. Zudem hatte der Hochschulbau fortwährend damit zu kämpfen, dass das Hochschulwesen als ein sogenannter "nichtproduzierender Sektor" galt (während Industrie und Landwirtschaft die "produzierenden Sektoren" waren). Daraus ergaben sich immer wieder Schwierigkeiten, ausreichende Ressourcenzuweisungen für die eigenen Vorhaben gegenüber denen der güterproduzierenden Wirtschaft durchzusetzen. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass der Entwurf immer das eine war, die Aufnahme des jeweiligen Projekts in die volkswirtschaftliche Bilanzierung und die Bauausführung unter DDR-Bedingungen das andere.

Nach 1989 waren die Motive der Entscheidungen über Entsorgung oder Schutz der baulichen und künstlerischen DDR-Hinterlassenschaften an den ostdeutschen Hochschulen nie einheitlich. In den Fällen erhaltender Maßnahmen reichten sie von Kostenerwägungen oder einem generellen Respekt vor kreativen Werken über die Einordnung der Ostmoderne in internationale Entwicklungen oder die Begeisterung für Kuriositäten, über die andere nicht verfügen, bis hin zu zeithistorisch sensibilisierten Dokumentationsbedürfnissen.

Anmerkungen

1) Rudolf Rothe 1985: Ergebnisse, Erfahrungen und Aufgaben der Hochschul-Bauplanung in der DDR. Ein Beitrag zur Qualifizierung der funktionellen und baulich-räumlichen Entwicklung von Hochschulkomplexen. Dissertation B, TU Dresden: 51-53. Auch die weitere Periodisierung erfolgt in Anlehnung an diese Untersuchung.

2) Vgl. Werner Durth / Jörn Düwel / Niels Gutschow 1998: Architektur und Städtebau der DDR. Band 2: Aufbau. Städte, Themen, Dokumente, Frankfurt a.M. / New York.

3) Zum DDR-Hochschulbau der 50er Jahre vgl. Ulrich Hartung 1999: "Hochschulbauten der DDR in den fünfziger Jahren", in: Monika Gibas / Peer Pasternack (Hg.): Sozialistisch behaust & bekunstet. Hochschulen und ihre Bauten in der DDR, Leipzig: 26-52.

4) Vgl. etwa Wolfgang Rath 1983: "Hochschulbau und Hochschularchitektur", in: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft, Bd. 10: Ausbildung und Sozialisation in der Hochschule, Stuttgart: 281-290; hier: 285.

5) Manfred Rücker 1999: "Das Institut für Hoch- und Fachschulbau. Entwicklung, Aufgaben, Leistungen und Abwicklung", in: Monika Gibas / Peer Pasternack (Hg.): Sozialistisch behaust & bekunstet. Hochschulen und ihre Bauten in der DDR, Leipzig: 72-84; hier: 75.

6) Vgl. Peter Korneli / Geerd Dellas: "Neubau und Rekonstruktion der Berliner Charité", in: Ebd.: 144-153.

7) "Information über die Beratung des Genossen Walter Ulbricht zu Problemen der Entwicklung von Architektur und Städtebau in der DDR am 8.12.1967. Niederschrift vom 11.12.1967 aus der Abteilung Bauwesen des ZK der SED", zit. bei Joachim Palutzki 2000: Architektur in der DDR, Berlin: 221.

8) Vgl. Deutsche Bauakademie (Hg.) 1968: Neue Anforderungen an Städtebau und Architektur. 22. Plenartagung der Deutschen Bauakademie, 16.-17. Oktober 1968, Berlin [DDR]: 19.

9) Thomas Topfstedt 1999: "Vom ›Weisheitszahn‹ zum Werbesymbol. Der Leipziger Universitätsturm im Wandel seiner Bewertung", in: Monika Gibas / Peer Pasternack (Hg.): Sozialistisch behaust & bekunstet. Hochschulen und ihre Bauten in der DDR, Leipzig: 168-176; hier: 171.

10) Vgl. Michael Diers / Stefan Grohé / Cornelia Meurer (Hg.) 1999: Der Turm zu Jena. Architektur und Zeichen, Jena.

11) "Nachforschungen über ein Herrschaftssymbol. Kunsthistorische Annäherung an den ›Turm von Jena‹", in: Uni-Journal Jena 1/1999: 14f.

12) Thomas Topfstedt 1999: "Vom ›Weisheitszahn‹ zum Werbesymbol. Der Leipziger Universitätsturm im Wandel seiner Bewertung", in: Monika Gibas / Peer Pasternack (Hg.): Sozialistisch behaust & bekunstet. Hochschulen und ihre Bauten in der DDR, Leipzig: 168-176; hier: 171; Johanna Sänger 2000: "Der Turm von Jena. Ergebnisse eines Forschungsprojekts", in: hochschule ost 1-2/2000: 179-194; hier: 180.

13) Dietrich Schwanitz 1998: Der Zirkel. Roman, Frankfurt a.M.: 108.

14) Vgl. Bruno Flierl 1984: Architektur und Kunst. Texte 1964-1983, Dresden.

15) Vgl. etwa die Werkmonografie des FAZ-Kunstkritikers Eduard Beaucamp 1985: Werner Tübke - Arbeiterklasse und Intelligenz. Eine zeitgenössische Erprobung der Geschichte, Frankfurt a.M.; und neuer: Rudolf Hiller von Gaertringen (Hg.) 2006: Werner Tübkes "Arbeiterklasse und Intelligenz". Studien zu Kontext, Genese und Rezeption, Petersberg.

16) Peter Guth 1995: Wände der Verheißung. Zur Geschichte der architekturbezogenen Kunst in der DDR, Leipzig.

17) ESMT: Pressemitteilung: "ESMT restauriert bedeutendes Glasbild von Walter Womacka", 24. Oktober 2012, URL: https://press.esmt.org/de/alle-pressemitteilungen/esmt-restauriert-bedeutendes-glasbild-von-walter-womacka (28.1.2015).

18) Brandenburgische Technische Universität Cottbus (Hg.) 1999: Kunst auf dem Campus. Bestandsaufnahme, Cottbus.

19) "Hochhaus und kein Ende", in: Universität Leipzig 2/1997: 8-10; hier: 10.

20) Florian Kirfel / Moritz Fritz (Hg.) 2013: Mensa am Park. Vom Gebrauch und Verbrauchen jüngster Architektur, Weimar; http://www.mensadebatte.de (30.1.2015).

Peer Pasternack, Prof. Dr., ist Direktor des Instituts für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF).