Kastner, Jens

Jens Kastner ist Soziologe und Kunsthistoriker und lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Aktuelle Beiträge der Autorin / des Autors

Linke Identitätspolitiken

Im November 2021 fand die jährliche Herbstakademie von BdWi und fzs zum Themenfeld "Identität und Klasse" statt. Im Eröffnungsvortrag erläuterten Jens Kastner und Lea Susemichel, dass das Schlagwort der "Identitätspolitik" heute oft verwendet wird, um emanzipatorische Kämpfe zu diskreditieren und zu delegitimieren. Dabei steht (linke) Identitätspolitik aber keineswegs im Widerspruch zu KIassenpolitiken; vielmehr seien diese immer auch selbst Identitätspolitiken.

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Der Wert der Kunst im Buch

in (14.03.2022)

Der Wert der Kunst lässt sich nicht auf den Warenwert künstlerischer Arbeiten reduzieren. Sie ist das wert, was wir ihr „an Aufmerksamkeit, also an Lebensenergie und Lebenszeit“ zu spenden bereit sind, schreiben Christian Saehrendt und Stehen T. Kittl in ihrer unterhaltsamen Studie zur Gegenwartskunst. Der symbolische Wert ist schließlich selbst erst die Voraussetzung für den ökonomischen Wert von Kunst, wie schon Pierre Bourdieu betont hatte. Zudem ist er prekär. Es gibt keine ewigen Werte im Kunstfeld, ständig muss an ihnen gearbeitet werden.

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intersections im Buch

in (06.12.2021)

Es ging immer um „social transformation and social change“, das stellt eine der Begründerinnen des Konzepts der Intersektionalität, Patricia Hill Collins, in ihrer Rückschau auf dessen Diskursgeschichte klar. Die Frage, ob Intersektionalität eher eine Metapher, eine Heuristik oder ein Paradigma ist, wird hier ebenso ausführlich besprochen wie die Implikationen, die den Intersektionalitätsansatz zu einem Teil der kritischen Theorietradition machen.

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Zur ästhetischen Ökonomie der Schulden im Buch

in (18.02.2021)

Der kürzlich verstorbene Anthropologe und Anarchist David Graeber hatte mit seinem Buch zur Geschichte der Schulden eine weltweit diskutierte und auch umstrittene Studie vorgelegt. Schulden werden darin im Kontext verschiedenster, komplexer Tauschbeziehungen beschrieben und schließlich als „die Perversion eines Versprechens“ definiert, „das von der Mathematik und der Gewalt verfälscht wurde“. Graeber kritisiert die vorherrschenden Geldtheorien und entwickelt eine beispielreiche Zusammenschau unterschiedlichster Verschuldungsszenarien über die Geschichte hinweg.

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Modethema im Buch

in (10.11.2020)

Die Mode habe eine „Art Schwellenexistenz zwischen Allgegenwärtigem Gebrauchsgegenstand im Alltag, kommerziellem Produkt und künstlerischem Entwurf“, schreibt Sonja Eismann. Nicht zuletzt deshalb sei sie „zentral für unser Verständnis von moderner Gesellschaft und Kultur“. Der von Eismann mit einem historisch-soziologischen Essay eingeleitete Band aus der absolute-Reihe versammelte kurze klassische Texte (Veblen, Simmel, Bourdieu, McRobbie u.v.a) und ermöglicht so einen schnellen wie intensiven Einstieg in den ganzen Diskurs.

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Wachstumsprobleme

Editorial
in (08.05.2020)

Verheerende Brände, Hunderte Millionen toter Tiere, Hunderttausende Menschen, die evakuiert werden mussten. Aber der australische Premierminister Scott Morrison erklärt im Radio, die Vorstellung, klimapolitische Maßnahmen hätten direkten Einfluss auf die Brände, sei „lächerlich“. Eh klar, mit einem Gesetz löscht man kein Feuer. Was aber in der Aussage des Politikers wohl vor allem zum Ausdruck kommt, ist die Abscheu der Neoliberalen vor Regulierungen der Ökonomie.

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Wachstumsprobleme (degrowth) im Buch

in (19.04.2020)

Eine Postwachstumsperspektive stellt die Frage, „welche Eigenschaften, Institutionen, Infrastrukturen etc. eine – kontrafaktische, utopische – wachstumsunabhängige Gesellschaft haben müsste“. Wachstum wird dabei einerseits als ökonomisches Paradigma unter kapitalistischen Bedingungen verstanden, umfasst aber zugleich einiges mehr, es fungiert nämlich als Motiv für ganze Denk- und Lebensweisen.

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Solidarität im Buch

in (28.11.2019)

Während der Begriff der Solidarität im politischen Tagesgeschehen allgegenwärtig ist, muss in gesellschaftstheoretischer und moralphilosophischer Hinsicht eine „befremdliche ‚Untertheoretisierung‘“ (Herrmann-Josef Große Kracht) festgestellt werden. Dieser Befund hat Große Kracht dazu veranlasst, sich den vergessenen Solidaritätstheorien des 19. Jahrhunderts zuzuwenden.

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pay the artist now! im Buch

in (23.01.2019)

Die Geldfrage ist eine existenzielle Frage. Nicht nur in Sachen Lebensunterhalt, sondern auch in Bezug auf das eigene Selbstverständnis ist entscheidend, wie die Einkünfte erzielt werden. Viele KünstlerInnen verdienen ihr Geld in anderen Berufen nebenher und leiden, wie der Soziologe Franz Schultheis aufgezeigt hat, an einer „Rollenambivalenz zwischen zwei inkompatibel erscheinenden Sozialfiguren“. Denn die Kunst um der Kunst Willen ist – in den Selbstverhältnissen wie auch in den Fremdzuschreibungen – nach wie vor die „soziale Leitdifferenz“ des KünstlerInnen-Daseins.

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Kunst, Forschung, Politik im Buch

in (16.05.2018)

Bei allen unterschiedlichen Herangehensweisen an Grundlagen und Praxis dessen, was Kunst und Forschung verbindet, gibt es laut der Kunstwissenschaftlerin Rahel Mader „das Postulat für eine der künstlerischen Forschung eigenständige Perspektive“. Wie vielfältig diese Perspektive dennoch ausfallen kann, zeigt allein das Handbuch, aus dem das Zitat stammt.

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