Sofortkontakt mit der Zukunft

Über das zwangsläufige Scheitern der Macht beim Versuch, cool zu sein

in (23.04.2001)

"Nee", sagt der freundliche junge Mitarbeiter beim Reisebüro, "an der Expo liegt das bestimmt nicht, dass man bei der Bahn in der Schalterhalle eine dreiviertel Stunde Schlange stehen muss.

Ich meine, wer fährt schon zur Expo?" Die Stimmung sagt mehr als die Zahlen. 10 oder 20 Millionen, das könnten ja immer noch eine Menge sein. Dass man mit 40 Millionen geplant hat, belegt dann zwar Grössenwahn, betriebswirtschaftliches Unvermögen und politische Dreistigkeit, weil im Ende ja eh wir alle die Zeche zahlen. Das eigentliche Scheitern der Expo liegt aber darin, dass sie bei ihren sehnlich erwünschten Zielgruppen durchgefallen war, bevor sie überhaupt eröffnet hatte. Bei der ambitionierten Multiplikatoren-Elite in Medien und NGOs; und bei der umworbenen, zukünftig meinungsbildenden Grossgruppe der unter Dreissigjährigen. Die Expo hat sich zuerst als volkspädagogisches Konzept zu "Mensch, Natur, Technik" in Szene gesetzt und dann doch noch umgeschaltet auf "Kapitalismus pur" - mit dem Versuch, diesen als flott, spassig und cool zu präsentieren. Gefloppt ist beides.

Das volkspädagogische Konzept: Nachaltigkeit und Technik

"Auf Felsen werden erschreckende Bilder vom apokalyptischen Reiter der Bibel bis zur Atombombe projiziert. Dann wird das runde Tor hell und in ihm erscheint ein neues Paradies, ein gestalteter Garten, in dem Menschen tanzen. Die Spannung zwischen Untergang und Erlösung prägt den gesamten Raum." So beschreibt der offizielle EXPO-Guide das Riesengemälde des Belgiers Francois Schuiten, das den "Planet of Visions" in Halle 9 darstellt.

Irgendwie wird eben doch alles gut. Im "Planet of Visions" und der angrenzenden Schau "Das 21. Jahrhundert" ist das ursprüngliche Konzept der Expo als volkspädagogisches Konzept in Sachen Umwelt noch gut zu erkennen. Hier finden wir noch deutliche Versatzstücke des Konzepts der "nachhaltigen Entwicklung", das nach dem ursprünglichen Willen der Ausstellungsmacher das zentrale ideologischen Rüstzeug der EXPO 2000 in Hannover abgeben sollte, bisweilen mit einer bis ins Religiöse gesteigerten Heilserwartung. Die Welt rast auf einen apokalyptischen Abgrund zu, wird jedoch durch besonnenes Umdenken und gutes Regieren gerettet werden. Mobil kapitalistisch weitermachen und trotzdem volle Umweltkontrolle, beides ist möglich: so lautet die Botschaft. Vorausgesetzt, alle machen mit und stellen nicht die falschen Fragen.

Was die EXPO als "Heerschau herrschenden Denkens" (BUKO) spiegeln sollte, war der politische Paradigmenwechsel, der sich in den letzten zehn Jahren endgültig durchgesetzt hat. Das Konzept der "Entwicklung", das nach 1945 die herrschende Weltdeutung bestimmt, wurde seit Mitte der 70er Jahre obsolet. In vielen Ländern der Dritten Welt hatte "Entwicklung" eine Spur der sozialen Spaltung und Verelendung hinterlassen, gleichzeitig wetteiferten Tankerkatastrophen und der "Club of Rome" darin, auf die ökologischen Folgen der Entwicklungsideologie hinzuweisen. Von der ersten UNO-Umweltkonferenz in Stockholm 1972 bis zum Brundlandt-Bericht 1986 ersetzte "nachhaltige Entwicklung", immer öfter zu "Nachhaltigkeit" verkürzt, allmählich das bisherige Leitbild "Entwicklung". Als "nachhaltig" wurde eine Politik bezeichnet, die nicht mehr auf kurzfristigen Raubbau an Natur orientiert, sondern nur soviel an natürlichen Ressourcen in Anspruch nimmt, wie "nachwachsen" bzw. langfristig zumutbar sind.

Mit der Weltumweltkonferenz der UNO (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro wurde dieser fromme Wunsch zum Leitbild der neuen Weltordnung erhoben und begann sich zur Kenntlichkeit zu verändern. Unter dem Banner der Nachhaltigkeit forderten die nördlichen Industriestaaten den ungehinderten Zugang zu sämtlichen globalen Ressourcen, insbesondere die freie Ausbeutung und Privatisierung genetischer Information und ihre Vermarktung - was "gemeinsames Menschheitserbe" ist, darf eben keinem Profitgeier vorenthalten werden. Die "Agenda 21", ein Katalog von "nachhaltigen" Zielvorstellungen, die künftig weltweit auf kommunaler Ebene verfolgt werden sollten, sprach sich ausdrücklich für Atomenergie und Gentechnologie als Bestandteile eines künftigen nachhaltigen Entwicklungsmodells aus.

Was das 21. Jahrhundert von dir erwartet

Mit der Phase der Verwissenschaftlichung und Operationalisierung, die mit den Länderstudien ab 1995 einsetzte, zeigte "Nachhaltigkeit" dann noch deutlicher ihre hässlichen Seiten. Die Welt wird als globaler Kuchen gesehen, den es unter den Staaten zu verteilen gilt - niemand darf seine Brösel raushalten, ganz so, wie das auch die neuen militärstrategischen Papiere fordern. Die "technologische Effizienrevolution", die aus weniger Naturverbrauch mehr Dienstleistung machen soll, reicht erklärtermassen nicht aus. Gefordert ist auch eine "Suffizienzrevolution", ein Wertewandel des Sparens und der Genügsamkeit - natürlich nicht für die grosse Industrie, sondern für die kleinen Endverbraucher, und auch für diese gestaffelt nach ihrer angeblichen "Leistung" fürs Weltsystem. Effizienz für den Norden, für Konzerne, für Männer; Suffizienz für den Süden, für die Ausgegrenzten, für Frauen. Das Nachhaltigkeits-Konzept kombiniert kapitalistische Religion mit planwirtschaftlichen Zugriffen und Opferforderungen. Es komme nicht darauf an, etwas vom 21. Jahrhundert zu erwarten, heisst es denn auch im "EXPO-Guide": "Es ist das 21.Jahrhundert, das alles von Dir erwartet."

Die feministische Kritik am Konzept der "Nachhaltigkeit" und die populäre Distanz zur pädagogischen Anstrengung der Expo treffen sich im entscheidenden Punkt. Die Ideologie vom ökologisch gezähmten Kapitalismus ist ein "preskriptives" Konzept: es schreibt Leuten vor, was sie zu tun und zu lassen haben. Der grosse Plan steht, nun darfst du dein Scherflein beitragen. Versuch nicht zu chaotisieren. Sei bescheiden. Erkenne an, dass du weniger leistest als andere. Kritisiere nicht herum.

Arbeite mit, plane mit, reih' dich ein: dass das just nach der "Wende" und dem Scheitern des "preskriptiven Sozialismus" vielleicht doch kein so attraktives Konzept sein könnte, liess die Volkspädagogen der Expo in der zweiten Phase der Vorbereitung weich werden. Unter dem Druck der Industrie, aber auch der eigenen Ratlosigkeit wurde die Botschaft, die die Expo vermitteln sollte, flugs umgestrickt. Umwelt raus, Hipness rein. Zurück zur alten Weltausstellungs-Ideologie "Kapitalismus ist das Grösste und kann alles, wenn man ihn nur lässt". Aber bitte mit jugendlich-lässigem Schick.

Die Ergebnisse waren nicht besser.

"Telefoniere jetzt mit heissen Zukünften in deiner Umgebung!"

"Also, informieren kann man sich auf der Expo nicht. Vielleicht bisschen unterhalten. Also, da geht man durch die Halle, und es geht um 'Bewegung', und dann sieht man eben lauter Sachen die sich bewegen, vom Skateboard bis zum Raumschiff. Es ist schon ziemlich platt. Wo man hinmuss, ist der österreichische Pavillon, der ist total bequem, Lederkissen und so. Und im thailändischen kann man gut essen, Reis mit dreierlei Fleisch für Vierzehn Fünfzig, da kann man wirklich nichts sagen." Sagt die mittzwanziger Tochter, die neben ihrer Mutter im ICE-Restaurant die expo-heissen Füsse zur Ruhe kommen lässt, beide ein kühles Pils vor sich. Ungefähr so endet die zweite Angriffswelle der Expo aufs moderne Massenbewusstsein. Ruhezonen und günstige Essensstände sind der heimliche Hit der Expo geworden. Ansonsten ist Fernsehen besser.

Abgesehen von den drolligen Lehrfilmchen in Sachen Markt und Kapitalismus ("der Rabe gründet eine Firma, und die Bären müssen zahlen"), die offensichtlich der Sexualaufklärung mit Bienchen und Blümchen nachempfunden sind, versuchte sich die Expo in ihrer zweiten Phase gar nicht erst an inhaltlicher Aufbereitung. Mit der Hilflosigkeit von Menschen, die über grosse Etats, aber gar keine Ideen verfügen, warfen die Macher Gelände, Pavillons und Programm mit allem zu, was ihnen irgendwie nach Jugend und Hip auszusehen schien: Surfen, Skaten, Santana. Zukunft ist toll, wir haben sie, wurde die Quintessenz des Werbekonzepts.

Der Sofortkontakt zur Zukunft, den die Expo-Macher versprachen, blieb jedoch müde und blass. An den immer angestrengteren und inhaltsleereren Versuchen, Expo-Zukunft-Kapitalismus sexy erscheinen zu lassen und zum sofortigen Kauf einer Eintrittskarte zu motivieren ("Telefoniere jetzt mit heissen Zukünften in deiner Umgebung!"), fiel dann vor allem auf, dass auch der Preis (je nach Anreise, Verweildauer und Bratwurstkonsum) mit ein bis zwei Mark pro Minute ungefähr im Telefonsex-Bereich liegt. Und wohin man sich auf dem Gelände auch wendet: statt der heissen Zukünfte ist immer bloss der Operator dran, der einem beteuert, wie aufregend das alles doch sei.

Tonnenweise cool

Wie zuvor die öko-sozialen Versprechen der Nachhaltigkeit, so reitet die Expo auch die kurzfristige Liaison von Jugendkultur und Kapitalismus bis zum bitteren Ende, an dem nichts anderes mehr als Ödnis und Widerwillen warten. Vom alten Osten aus gesehen, konnte Kapitalismus in den 80ern cool erscheinen. Dies war auch die Zeit, als jugendliche Kaufkraft in grossem Stil entdeckt wurde und dieses Geld Türen öffnete, die politisch immer fest zugehalten wurden: Türen zu partieller, nämlich marktförmiger Anerkennung von Bedürfnissen, Wünschen, Identität. In den 90ern hauchte das Internet diesem paradoxen Bündnis noch einmal neues Leben ein. Eine ökonomisiertere Form von Jugendkultur passte gut zusammen mit den flexibilisierten Bedürfnissen der Industrie. Tu was du willst, sei wer du bist, mach dein Glück; hauptsache du arbeitest rund um die Uhr, brauchst weder Kinder noch Beziehungen und findest wie wir, dass soziale Organisierung überflüssig und das Durchfüttern von Alten und Schwachen echt uncool ist.

Aber die Expo in Hannover findet eben nicht 1990, sondern 2000 statt, und da ist die Luft inzwischen raus. Das Internet wird machtmässig neu vermessen, im e-Business sammeln die alten Konzerne das ein, was von den neuen Kleinprojekten profitabel und nicht pleite gegangen ist, und bei den Unterdreissigjährigen dominieren die negativen Seiten der neuen Isolation und die ökonomischen Zukunftsängste. In den Illustrierten wird die neue Zeit unter dem Blickwinkel abgehandelt, "wie Leute es trotz allem schaffen, sich persönlich durchzusetzen und alles unter einen Hut zu bringen". Das ist auch mit ideologischen Scheuklappen gefragt, aber es geht um ein sehr reales Bedürfnis. Das happy-deppy-Geklapper der Expo hat für solche Fragen aber keinerlei Nutzwert; da kauft man sich lieber eine Brigitte oder die neue Men's Health.

Abgesehen davon, dass die Expo sich als unfähig erwiesen hat, den Zeitgeist zu adressieren (wer vermeintlich coole Attribute zusammenkarrt und tonnenweise aufeinanderhäuft in der Meinung, das sei dann tonnenweise cool, dem ist nicht zu helfen), scheint hier ein grundsätzliches Problem auf. Kapitalismus ist nicht cool. Kapitalismus kann nicht cool sein. Diese schlichte Wahrheit wird immer wieder historisch überlagert von Phasen, in denen es vorübergehend so aussieht. (Mit dem "preskriptiven Sozialismus" war es übrigens ähnlich. Dass der chinesische Kommunismus mal modisch tonangebend war, hat auch nichts an seiner autoritären Spiessigkeit geändert.) Aber es scheint halt nur so.

Die Visionen des Sozialen

Wir kennen nur eine Wirklichkeit, und das ist die Wirklichkeit des Sozialen; auf sie beziehen sich alle unsere Hoffnungen, Ängste und Wünsche. Der Rest sind Bilder davon. Das Internet beispielsweise war eine Zeitlang ein solches Bild, eine Allegorie für die Utopie einer sozialen Welt, in der man lernt ohne Lehrer, sich entwickelt ohne Vorschriftenmacher, in der keine Regeln vorgegeben sind; in der man weltweit kommuniziert ohne Vorurteile und gestaltet ohne Voraussetzungen, die man sich sonst erst durch Wohlverhalten vom System erbetteln muss. Vieles am Internet ist praktisch; aber der Thrill beruhte immer darauf, das es ein Bild für etwas anderes war, ein Symbol für eine soziale Utopie, eine grundsätzliche Haltung gegenüber der Welt. Mit MTV war es nicht anders. MTV war ein Bild für eine Haltung, die cool war: Selbstbewusstsein, kein Rassismus, veränderte Geschlechterrollen, selbstdefinierte Werte, Distanz zum Ökospiessertum und 68er-Mief der Elterngeneration. In letzter Instanz können es immer nur Haltungen gegenüber der Welt und ihren Regeln sein, was cool ist.

Genauso funktionierte im alten Osten Kapitalismus als Bild, als Symbol einer Haltung: eines Bekenntnisses zu einem Leben, das Spass machen sollte, einer Wertschätzung des Hier und Jetzt, einer Distanz zu einer verknöcherten Welt des Sozialen mit ihren Vorschriften und ihrer vernünftelnden Besserwisserei und Unterordnung. Bilder aber wandeln sich, und sie überleben in der Regel nicht ihre Verwirklichung. Der real existierende Kapitalismus ist heute im Osten überhaupt nicht mehr cool. Je mehr das Internet ein Teil der alltäglichen Lebenswelt wird, desto weniger cool ist es. Der Berufswunsch "reich werden", der zumindest bei Jungs heute die Utopie vom Arzt in Kalkutta, Raumfahrer oder Internet-Pionier verdrängt hat, ist ebenso ein Bild, ein Bild vom Alles-machen-können, sich nichts sagen lassen müssen, sich keiner der bescheuerten Sozialisationsinstanzen mehr unterordnen oder ihr Rechenschaft ablegen zu müssen. Es geht immer um eine Utopie des Sozialen, immer um eine grundsätzliche Haltung zur Welt und ihren Regeln.

Diese Wirklichkeit aber kann der Kapitalismus nicht geben, und in seiner heutigen Form, die alle schlechten Seiten des real existierenden Sozialismus in sich aufnimmt, erst recht nicht. Die realen Zumutungen des heutigen Kapitalismus laufen den utopischen Bildern des Sozialen genau entgegen. Seine Macht ist konservativ, empfindlich, ignorant; er verteidigt rassistische Grenzen, überkommene Privilegien und ekelhafte Hierarchien. Er mag zur Auflösung von Sozialsystemen beitragen, die noch preskriptiver sind; aber das war's auch.

Das einzige an der Expo, was cool hätte werden können, waren die Globalen Projekte. Sich weltweit umsehen, wie andere es machen, das hätte spannend werden können. Eine Weltausstellung der konkreten sozialen Utopien jedoch bräuchte einen anderen Träger als die Expo GmbH und ihre Aufsichtsräte. Und so schlau ist die Industrie heute nicht, dass sie sich hier auf einen Grenzgang einlassen würde, um globalen Kapitalismus cool erscheinen zu lassen. Folglich blieben die Globalen Projekte ein liebloses Anhängsel.

Haben wir was Besseres?

Die Schlacht ist im wesentlichen geschlagen, die Expo als politisches Thema vorbei. Das Konzept ist doppelt gescheitert, der Rest ist Sache derer, die Wege finden müssen, wie sie die Kosten am günstigsten auf uns abwälzen. Was jetzt noch ein Thema ist, ist die Frage, wieso die linke Kritik an der Expo so wenig Attraktivität und Interesse für sich verbuchen konnte. Die Expo hat die Schlacht ums Bewusstsein verloren, aber unterm Strich war der Kampf ein Schattenboxen der Expo mit sich selbst. Die Kritik hat nicht davon profitiert.

Die Antwort, wieso das so ist, liegt nach dem oben Gesagten auf der Hand. Abräumen können hätten nur eine Kritik und eine Linke, die selbst nicht betroffen wären von dem, woran die Expo gescheitert ist: die Neigung zu preskriptiven Konzepten und mangelndes Interesse an konkreten sozialen Utopien von unten. Eine solche Kritik und eine solche Linke sind aber Mangelware.

Dafür müsste nämlich auf breiter Front mit wesentlichen Bestandteilen traditionellen linken Denkens gebrochen werden: Planbarkeit, Objektivierbarkeit, "Rationalität" der Verteilung, "Demokratisierung" als Zugriff auf alles und jeden. Der Göttinger "Kongress 2000" zum "Neuen Historischen Projekt" war ein gutes Beispiel, wie man es nicht macht. (Eine sehr empfehlenswerte Kongresskritik ist erschienen in der ila Nr. 237.) Das "Neue Historische Projekt" nach dem "Ende des globalen Kapitalismus" soll sich auf die "Äquivalenz-Ökonomie" gründen, die der Bremer Professor Arno Peters aus der Taufe gehoben hat. Peters will eine computergestützte "weltweite Ermittlung des Bedarfs", auch die "Lenkung der Produktion und die Verteilung von Gütern/Dienstleistungen wäre vom Computer zu bewältigen" (Interview mit Arno Peters, Pressemappe zum Kongress). Das enthält so ungefähr alles, was auch an der Expo ätzend ist: neue Globalplanung von oben, patriarchaler Machbarkeitswahn, totale Ignoranz gegenüber der Tatsache, dass eine neue Gesellschaft aus einer neuen Vision des Sozialen geboren werden muss und nicht aus einer Fortschreibung einer "Ökonomie", die isoliert herauspräpariert und allem übergestülpt werden kann. Das von den sechs Hauptreferenten fünf Männer waren, ist Ehrensache.

Auch die Expo-Kritik war grossenteils eher langweilig. Die Frage, wo wir Alternativen am Werke sehen und was Organisationsformen des Sozialen sind, die für uns in die richtige Richtung gehen, blieb weitgehend auf der Strecke. Vielleicht wäre eine alternative Gegen-Expo doch nicht das Schlechteste. Es wäre interessant zu sehen, ob die Pavillons da was Spannenderes anzubieten hätten, als tolle Ruhezonen und billige Snacks. Aber bitte keinen Sofortkontakt zur Zukunft.