Jugoslawien: Botschaftsbombardierung doch kein Versehen?

NATO wollte chinesische Botschaft treffen

Es gibt Indizien, dass die NATO während ihres Luftkriegs gegen Jugoslawien am 7. Mai 1999 die chinesische Botschaft nicht nur aus Versehen bombardierte...

Nach Recherchen der Zeitungen "Observer" (England) und "Politiken" (Dänemark) war die Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad während des Kosovokriegs doch nicht das "Versehen", das der Öffentlichkeit als Begründung präsentiert wurde: ein "veralteter Stadtplan" der CIA. Nach den Entschuldigungen Präsident Clintons und CIA-Direktors George Tenet für diesen "Fehler", habe ein Informant aus der Nationalen US-Bilder- und Karten-Agentur diese Version als "eine verdammte Lüge" bezeichnet. Wirklicher Grund sei hingegen ein der NATO unerwünschter, angeblich die Volksarmee Jugoslawiens unterstützender Funk aus der Botschaft gewesen.

Nach hochrangigen Militär- und Geheimdienstquellen wurde die Botschaft von einer Liste verbotener Ziele gestrichen, nachdem die NATO-Funkaufklärung "Elint" von dort gesendete Signale an die jugoslawischen Streitkräfte bemerkt hatte. Die Liste enthielt Botschaften, Kirchen und Krankenhäuser, und zwar auch die chinesische - mit richtiger Adresse. Man habe China auch verdächtigt, den amerikanischen Waffentest zur Effektivierung der eigenen Raketenabwehr zu überwachen. So habe der bei dem Raketenangriff verwundete chinesische Militärattaché Ven Bo Koy dem Präsidenten des Forums für Ethnische Beziehungen in Belgrad Dusan Janjic Stunden vor dem Angriff mitgeteilt, daß die Botschaft NATO-Lenkflugwaffen überwache um Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Bestätigt werde diese Version auch von anderen NATO-Offizieren, und zwar aus der Flugüberwachung in Neapel, einem in Mazedonien mit der jugoslawischen Funküberwachung befaßten Nachrichtendienstler sowie einem Hochrangigen aus dem Brüsseler Hauptquartier. Sie hätten im April gewußt, daß die Botschaft als Verstärkerersatz nach der Zerstörung von Milosevics eigenen Sendekapazitäten gedient habe. Aufgrund von Zerstörungen habe die jugoslawische Armee Milosevics Residenz als "rebro" (rebroadcast station: Verstärkerstation) benutzt. Der Nachrichtendienstler berichtete, daß nach der Bombardierung von Milosevics Residenz am 23. April Funksignale für 24 Stunden verschwunden und dann wieder erschienen seien - aus der Botschaft. Am 7. Mai zerstörten drei NATO-Raketen die Botschaft und töteten drei Personen - von denen zwei nach den Zeitungsrecherchen nicht "Journalisten", so die offizielle Version der VR China, sondern Nachrichtendienstoffiziere gewesen sein sollen.

So kommen allmählich immer mehr unheimliche Details dieses Kriegs ans Licht, jedoch nicht über die im Kosovokrieg nahezu gleichgeschaltete BRD-Öffentlichkeit. Wie der englische General Michael Jackson sich seinem amerikanischen Vorgesetzten Clarke elegant, durch Befehlsweitergabe bei gleichzeitiger Rückfrage bei der englischen Staatsführung, widersetzt hatte, um den von ihm befürchteten 3. Weltkrieg bei einer Konfrontation mit russischen Streitkräften zu vermeiden, war Thema in den USA, Großbritannien oder Belgien bevor es in Deutschland zaghaft erwähnt wurde. Und auch diese Recherchen zum Botschaftsbombardement verdeutlichen die Vasallenrolle Deutschlands im Kosovokrieg, denn die aufschlußreichen Details stammen nicht aus deutschen Quellen, obwohl sich Fischer, Scharping und Schröder mit ihrem wichtigen Beitrag zu diesem Krieg im Namen der Menschenrechte brüsten.