Ein Bund fürÂ’s Leben

in (01.11.2005)

Studentenverbindungen als Kaderschmiede für die NPD

Mehrere ehemalige Burschenschafter arbeiten inzwischen für die NPD-Fraktion im sächsischen Landtag. Insbesondere Mitgliedsbünde der Deutschen Burschenschaft fallen wegen Kontakten zur organisierten und freien rechtsextremen Szene auf.

Mit dem Einzug der NPD in den sächsischen Landtag ist die Mitarbeit verschiedener rechter Burschenschafter in der NPD in den Fokus der Medienberichterstattung gerückt. Das wohl prominenteste Beispiel für diese Zusammenarbeit ist der ehemalige Giessener Student Jürgen W. Gansel, der im sächsischen Landtag mit seiner Rede vom "Bombenholocaust" für einen Eklat sorgte.

Während der hessische Verfassungsschutz von "Intellektualisierungsbemühungen" spricht und eine neue "neue Qualität" der Zusammenarbeit zwischen Burschenschaften und NPD ausmacht, haben AntifaschistInnen schon lange darauf hingewiesen. Seit Jahren stehen verschiedene Burschenschaften immer wieder wegen ihrer Zusammenarbeit mit Rechtsextremen und Neonazis in der Kritik. In München war es zum Beispiel die Burschenschaft Danubia, die Anfang 2001 sogar den Bayerischen Innenminister Beckstein dazu veranlasste vor einer zunehmenden Unterwanderung von Hochschulen durch RechtsextremistInnen zu warnen. Zuvor hatten Danuben in ihrem Verbindungshaus den rechten Schläger Christoph Schulte versteckt, der wegen eines brutalen Überfalls auf einen Griechen polizeilich gesucht wurde. Im November 2004 sorgte andernorts eine Burschenschaft für Aufsehen: die Kasseler Germania hatte den Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger zu einem Vortrag auf ihr Haus eingeladen.
Im Sächsischen Landtag zählen unter anderem Stefan Rochow, Arne Schimmer, Karl Richter, Holger Szymanski und Andreas Molau zu den Mitarbeitern der NPD Fraktion. Stefan Rochow und Arne Schimmer gehören beide, wie Jürgen W. Gansel, der Giessener Burschenschaft Dresdensia-Rugia - inzwischen als Alte Herren - an. Der 1961 geborene Karl Richter kam in den 80er Jahren über die Münchener Burschenschaft Danubia zu den Republikanern und zählt heute zum Urgestein der rechtsextremen Szene. Holger Szymanski war seinerzeit aktiv in der Dresdner Burschenschaft Cheruscia. Andreas Molau wurde während seines Studiums Mitglied der Deutschen Hochschulgilde Trutzburg Jena zu Göttingen und war als Autor für die Burschenschafter-Zeitung Göttinger Zirkel tätig.
Bei näherer Betrachtung der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag wird schnell deutlich, dass es nicht einfach nur zufällige personelle Überschneidungen zwischen Mitgliedern verschiedener Burschenschaften und der NPD gibt. Vielmehr fungieren heute verschiedene Burschenschaften, hauptsächlich aus dem Spektrum der Deutschen Burschenschaft, als Kaderschmieden für die NPD.