In Deutschland wird über das Klima diskutiert.

Atomlobby freut sich

in (10.06.2007)

Diese Debatte wird von der Atomlobby erfreut aufgenommen und für eigene Zwecke instrumentalisiert. Dem Klimawandel könne nur entgegengesteuert werden, wenn man verstärkt auf Atomkraft setze.

Das Argument ist nicht neu. So wird von den VerfechterInnen der Atomkraft weiterhin die Mär von der Null-CO2-Technologie Atomkraft verbreitet, aber nicht zur Kenntnis genommen, dass zur Atomkraft noch mehr gehört als der konkrete Prozess der Kernspaltung. Die gesamte Atomspirale wird übersehen. Atomkraftwerke (AKW) brauchen Uran, das hauptsächlich in Australien, Kanada oder Afrika abgebaut wird.
Das muss nach Deutschland transportiert werden, anschließend muss es angereichert werden, und dann müssen daraus wieder in einer anderen Anlage Brennstäbe gemacht werden. Nach der Kernspaltung wird der strahlende Atommüll evtl. zu einer Plutoniumfabrik (auch Wiederaufarbeitungsanlage genannt) gefahren, anschließend zu einem Zwischenlager, das nur nicht Endlager genannt wird, um nicht noch mehr Protest hervorzurufen. Die Endlagerung, ist genau wie auch der Bau oder Abriss eines AKWs keineswegs CO2-neutral. Dass Atomkraft als "Klimaretterin" dienen soll, scheint absurd, wenn man sich den Anteil von Atomkraft am Weltenergieverbrauch ansieht.

Nach Angaben der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) beträgt dieser 2,1%. Bei einem dagegen riesigen Anteil von fossilen Energieträgern hat die Atomkraft kaum eine Auswirkung auf das Klima.
Dass es der Atomlobby weniger ums Klima als um eigene Profitinteressen geht, wird auch daran deutlich, dass die vier großen Energiekonzerne in Deutschland, während sie aus Klimaschutzgründen eine Renaissance der Atomkraft fordern, gleichzeitig neue Kohlekraftwerke bauen lassen und damit den Klimaschutz mit Füßen treten.

Sicher ist nur das Risiko

Bei der Diskussion um Atomenergie und Klimawandel müssen nicht nur die Risiken des Klimawandels beachtet werden, sondern genauso auch die der Atomkraft. Soll die Gefahr eines Klimakollapses durch die eines Super-GAUs ersetzt
werden? Atomkraft kann nicht kontrolliert werden, menschliche und technische Versagen sind schon im "Normalbetrieb" an der Tagesordnung. Um das zu sehen, reicht es, sich die Liste der alleine in Deutschland meldepflichtigen Störfälle anzusehen. Die Menschen in der Umgebung von Atomanlagen werden verstrahlt und sind erheblich höheren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, das zeigen verschiedene Untersuchungen.
Der Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark im letzten Jahr hat wieder einmal gezeigt, dass auch in "westlichen" Reaktoren gilt: Sicher ist nur das Risiko. Weniger als eine halbe Stunde hat gefehlt und auch in Deutschland wären die Folgen zu spüren gewesen.

Was mit dem ganzen Atommüll passieren soll, ist noch immer ungeklärt und wird es auch wohl bleiben. Der Müll wird noch Millionen von Jahren strahlen, ein Endlager wurde immer noch
nicht gefunden. Es ist zudem auch völlig illusorisch zu glauben, der Atommüll ließe sich über diesen unvorstellbaren Zeitraum irgendwie sicher von Menschen und Tieren fernhalten. Im Rahmen der Klima-Debatte wird von der deutschen Atomindustrie beantragt, die ältesten Reaktoren noch weiter am Netz zu lassen. Grundlage dafür ist die fälschlicherweise als "Atomkonsens" bezeichnete Vereinbarung zwischen Regierung und Atomwirtschaft, die eine Reststrommenge vorgibt, die von den Atomkraftwerken produziert werden darf. Die AKW-Betreibenden dürfen beantragen, Reststrommengen von einem aufs andere Atomkraftwerk zu übertragen, eigentlich um die älteren eher abschalten zu können ohne Strommengen zu "verlieren". Nun sollen aber gerade die ältesten Reaktoren noch länger laufen! Damit verfolgt die Atomindustrie eindeutig das Ziel, all ihre Kraftwerke in die nächste Legislaturperiode "hinüberzuretten". Wenn bis dahin noch oft genug das Lied von der Atomkraft als Klimaretterin gesungen wird - vielleicht ist Atomkraft ja dann politisch durchsetzbar und der Weg frei für einen dauerhaften Weiterbetrieb der Atomkraftwerke.