Rentierstaat Algerien

Realität vs. konstruierte Wirklichkeit

Vor 50 Jahren löste sich Algerien nach langem Kampf endgültig aus dem französischen Kolonialreich. Die anschließend durchgeführten Wirtschaftsreformen konnten das Land aber nicht befrieden, weil sie keine effektive Nutzung der Rente verwirklichten. Bis heute ist die Wirtschaft des Landes wenig diversifiziert
und stark von Erdöleinnahmen abhängig. Ist eine exportorientierte Industrialisierung als Lösung der Probleme denkbar?

Algeriens Befreiungskrieg stand im Mittelpunkt der Zerstörung des europäisch dominierten internationalen Systems in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Um die Revolutionäre sowohl international als auch im Kolonialreich zu isolieren, beschleunigte Frankreich spätkoloniale Reformen im Rest seines Reichs, die nur noch dann ihren Zweck erfüllen konnten, wenn Frankreich sie um die enge Partnerschaft mit den algerischen Revolutionären ergänzte. Zeitlich (unmittelbar nach der französischen Niederlage in Dien Bien Phu 1954 und damit vor der Entkolonialisierung in Afrika) sowie zwar welt- und gesellschaftspolitisch
revolutionär, jedoch in Distanz sowohl zu den USA als auch zur Sowjetunion, befand sich die algerische Revolution im Zentrum der unterschiedlichen Einflüsse, die zum Ende der westlichen Kolonialreiche führten. Die algerische Revolution hat diese zentrale Position lange Zeit behaupten können und
nach dem Tode Boumediennes (1978) verloren, weil sie an der Nutzung der Rente scheiterte.

Lesen Sie weiter im PDF