Konferenz gentechnikfreier Regionen Europas

Im September wird in Berlin international über Gentechnik in der Landwirtschaft diskutiert

Am 6. und 7. September findet in Berlin die 9. Europäische Konferenz gentechnikfreier Regionen statt.

Gentechnikfreie Regionen Europas - gibt es die denn überhaupt noch? Was vor rund 15 Jahren als eine neue Bewegung gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in der eigenen Nachbarschaft begann, taucht dieser Tage in den Medien und Debatten um die Gentechnik kaum noch auf. Das liegt vor allem am Erfolg dieser Bewegung, der den Gentechnikanbau in der EU praktisch zum Erliegen brachte.
Den einen oder die andere mag es überraschen, dass heute bis auf wenige Ausnahmen (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt) alle deutschen Bundesländer dem Verein der gentechnikfreien europäischen Regionalregierungen angehören. Europaweit bekennen sich derzeit 61 Regionen (1) zur Gentechnikfreiheit auf dem Acker und im Prinzip auch zur Gentechnikfreiheit in den Futterkrippen der bei ihnen gehaltenen Tiere. Letztere ist zwar häufig eher noch Wunsch als Wirklichkeit. Doch die von verschiedenen Regionen herausgegebenen Herkunfts-Siegel („Qualitätszeichen Baden-Württemberg“ etwa) verlangen, manchmal Schritt für Schritt, auch den Verzicht auf Gentech-Soja und -Mais aus Übersee. Viele arbeiten daran, wachsende Anteile der Eiweiß-Versorgung durch eigenen Anbau ohne Gentechnik zu Hause selbst zu decken, zum Wohle von Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Wertschöpfung vor Ort.
Im Zentrum der Debatte im September steht der Umgang mit neuen Gentechnik-Verfahren wie CRISPR-Cas. Voller Unbehagen warten derzeit auch die Regionalregierungen auf das im Sommer erwartete Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Wesen von „Mutationen“ und eventuell auch zur Einordnung von CRISPR-Cas in die Gentechnikgesetzgebung. Eine veränderte Rechtslage bei Definition, Zulassung, Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit von Gentechnik hätte auch für die regionalen Entwicklungsstrategien weitgehende Auswirkungen. Das gilt erst recht für den gesamten Bio-Sektor, der CRISPR für sich bereits klar als Gentechnik ablehnt, und auch die im Verein Lebensmittel ohne Gentechnik zusammengeschlossenen Einzelhandelsunternehmen.
Weitere Themen sind unter anderen die Gesetzgebung zum Ausstieg aus EU-weit erlaubtem Gentechnikanbau (das sogenannte Opt Out), Reaktionen auf Baysanto, die finale der drei globalen Mega-Fusionen in diesem Bereich, Gentechnikimporte, Bio-Ökonomie, Kennzeichnungsfragen und der Stand der Europäischen Eiweiß-Strategie.
Geplant ist die Konferenz mit europaweiter Beteiligung von Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Geladen sind Gäste aus den USA, Afrika und Asien, die sich mit dem Thema Agro-Gentechnik auseinandersetzen. Eingeladen haben die Hessische Landesregierung, deren Staatssekretärin im Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, Beatrix Tappeser, seit Anfang des Jahres Präsidentin des Netzwerks Gentechnikfreier Regionen Europas, und die Zukunftsstiftung Landwirtschaft, deren „Save Our Seeds“-Initiative seit langem die Konferenz gentechnikfreier Regionen organisiert.

Alle, die zum Gelingen der Konferenz etwas beitragen können, eigene Arbeitsgruppen bilden und Themen bearbeiten oder vorschlagen möchten, sind herzlich eingeladen, mitzuwirken: info@gmo-free-regions.org.
Weitere Informationen unter www.gmo-free-regions.org.

 

Fußnote:

  • (1)    In der Regel sind die Regionen die Verwaltungseinheiten direkt unterhalb der Ebene der Nationalstaaten, in Deutschland und Österreich entsprechend die Bundesländer.

Erschienen in : www.gen-ethisches-netzwerk.de/publikationen/gid/245