Über die Grenze

in (22.10.2008)
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Crossing the border. Migration und Klassenkampf in der US-amerikanischen Geschichte
by
Justin Akers Chacón, Mike Davis
Publisher:
Assoziation A
Published 2007 in
Berlin
249
pages
Price:
20 Euro
Es konnte nie das Ziel der US-Regierung sein, die Grenze für MigrantInnen aus Mexiko dicht zu machen - zu stark war und ist die Nachfrage nach unorganisierten Niedriglohnkräften in der Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor. Dennoch bildet das System der Border Patrol mit 12.000 Grenzschützern und einem Budget von 1,6 Milliarden Dollar die wohl weltweit am stärksten militarisierte Grenzzone zwischen zwei miteinander in Frieden lebenden Staaten.
Obwohl jedes Jahr 1,2 Millionen MexikanerInnen aufgegriffen werden, schaffen es zwei Millionen dennoch über die Grenze. 90 Prozent davon mit Hilfe von Coyotes, bezahlten Profis. Justin A. Chacón und Mike Davis machen deutlich:
Der größte Koyote ist die US-Wirtschaft, die durch die Ausbeutung der MigrantIn­nen dicke Gewinne einstreicht. Kommt es zu Auseinandersetzungen um die Löhne, lassen sich die Papierlosen leicht loswerden - per Abschiebung.
Mike Davis, der den ersten Teil des Buches verfasst hat, dekonstruiert so sicher und illustrativ wie in früheren Texten den US-amerikanischen Mythos - in diesem Fall porträtiert er die Bewegung der Vigilanten, rechtsgerichtete Gruppen, die in Kooperation mit Polizeibehörden im Interesse der GroßagrarierInnen und im Sinn der Regierung gegen MigrantInnen agieren.
Die Darstellung der größten Streik- und Organisierungswelle in der Geschichte der USA in den 1930er Jahren zeigt die Bedeutung der WanderarbeiterInnen darin auf. Einerseits haben einige aufgrund der Repression Angst vor Organisierung, andererseits kann die Teilnahme von MigrantInnen am Arbeitskampf diesen zuspitzen.
Justin A. Chacón schildert, wie es zu den eindrucksvollen migrantischen Massenprotesten 2006 kam. Mit selbstbewussten Arbeitsniederlegungen und Großdemos wehrten sich die EinwanderInnen gegen die lang geprobte Aufteilung in legale und illegale ArbeiterInnen ebenso wie gegen zunehmenden Rassismus.
Auch wenn die KandidatInnen im US-Wahlkampf das Bild der kontrollierten Grenze beschwören - die von Chacón und Davis gezeigte Migrationsbewegung gewinnt weiter an Bedeutung.