Entstaatlichte Territorien – Bürgerkrieg und Plünderung

Lesung und Diskussion mit Gerd Bedszent (Berlin)

Eine Veranstaltung von Café Wiesengrund und KunstGesellschaft e.V.

Seit dem Zusammenbruch des Gaddafi-Regimes im Jahres 2011 werden weite Teile Libyens von Stammesmilizen und islamistischen Gruppen kontrolliert; der Staat existiert faktisch nicht mehr. In Mali konnte eine Abspaltung des Nordens vom dominierenden Süden des Landes nur durch eine westliche Militärintervention verhindert werden. Weite Teile Mexikos und der südlichen Nachbarstaaten stehen faktisch unter Kontrolle von Drogenkartellen; zwischen ihnen tobt seit Jahren ein blutiger Krieg um Vertriebswege und Marktanteile. Im unter der Schirmherrschaft westlicher Militärs gegründeten Staat Kosovo blüht das organisierte Verbrechen. In der ehemaligen Sowjetrepublik Ukraine tobt ein Bürgerkrieg; das Land droht zwischen westlichen und russischen Wirtschaftsinteressen zu zerreißen.


Der Autor und Journalist Gerd Bedszent dokumentiert in seinem jüngst erschienenen Buch acht Beispiele vom Zerfall einstmals funktionierender Volkswirtschaften in von mafiotischen Netzwerken, bewaffneten Plünderern und Gotteskriegern kontrollierte Territorien, in denen eine Staatsgewalt höchstens noch simuliert wird. Für ihn ist der „Zusammenbruch der Peripherie“ ein global wirkender Prozess und als solcher der inneren Logik einer auf Warenproduktion beruhenden und von westlichen Zentren dominierten Weltökonomie geschuldet. Westlich gesteuerte Militäreinsätze können die ökonomischen Ursachen dieser Staatszusammenbrüche nicht beseitigen, ihren Verlauf höchstens zeitweise ausbremsen.


Moderation: Prof. Reiner Diederich


Gerd Bedszent „Zusammenbruch der Peripherie. Gescheiterte Staaten als Tummelplatz von Drogenbaronen, Warlords und Weltordnungskriegern“, Horlemann Verlag, 2014

Eintritt frei, Spenden erwünscht.