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Der Entwicklung trotzen

Ein Megastaudammprojekt im Nordsudan und der lokale Widerstand gegen Vertreibungen
Eingebettet in die neue Welle an großen Staudammprojekten in Afrika befasst sich der Beitrag mit dem Bau des Merowe-Staudamms im Nordsudan und der Organisation einer lokalen Widerstandsbewegung in den Peripherien des Niltals gegen Vertreibungen in staatlich verwaltete Umsiedlungsgebiete. Basierend auf ethnologischer Langzeitforschung analysiere ich den bäuerlichen Kampf um Selbstbestimmung, der sich in einer sozialen Vision des Bleibens um den künftigen Stausee ausdrückte und die staatliche Rechtfertigung der "Umsiedlung als Zivilisierung" herausforderte. Ich argumentiere, dass Staudammprojekte "offene Momente" produzieren, in denen sich Machtbeziehungen zwischen Staat und Gesellschaft re-konfigurieren sowie Brüche und neue Beziehungen zwischen lokalen und regionalen Akteuren entstehen. In der Auseinandersetzung mit despotischen Formen staatlicher Herrschaft entwickelte sich lokal eine provisorische autonome Zone, die staatsähnliche Verwaltungscharakteristika besaß. Die Dynamik, Kontingenzen und Unvorhersehbarkeiten politischer Prozesse stellen vorherrschende Planungsparadigmen, die darauf abzielen, Umsiedlungsprozesse zu optimieren, und diese dabei entpolitisieren, in Frage.
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