Das Falschgeld der Eliten

Den drei hellsten Köpfen unter den Ökonomen gelang eines Tages die Entdeckung, der Staat und die Banken druckten falsches Geld. Als es dafür den Nobelpreis gab, stellte sich heraus, die drei hatten zuvor den Preis bereits für die Erfindung des Falschgeldes erhalten. So wurde beschlossen, eine besondere Staatsbank zu gründen, um die Blüten auszusortieren und später Unwissenden anzudrehen, so wie man früher die Indianer mit Glasperlen betrogen hatte. Schwierig war nur, daß sich die echten von den falschen Noten nicht unterscheiden ließen, so genial waren die Falsifikate. Jetzt wollte keiner vom anderen mehr Geld annehmen aus lauter Angst, statt des wirklichen nachgemachtes Geld zu erhalten. Also schrieb die Akademie einen Nobelpreis für ein Verfahren aus, mit dem echtes von unechtem Geld garantiert zu trennen sei. Die drei bereits doppelten Nobelpreis-Ökonomen machten sich unverdrossen ans Werk. Die zwei Dutzend professionellen Talk-Schwätzer des Landes, die wechselseitig die TV-Stammtische besetzten, wies man fürsorglich an, künftig das Gegenteil dessen zu sagen, was sie bisher behauptet hatten. Das Publikum applaudierte dazu wie gewohnt. Die drei hellsten Ökonomen aber fanden endlich heraus: Das Falschgeld ist das richtige, das Echtgeld falsch. Weil es jedoch nach wie vor ununterscheidbar ist, steigt der Hahn auf den ganzen Mist, und alles Geld bleibt so falsch, wie es ist.

Diesen Wahnwitz erzählte Staatssekretär X. in einem Anfall von Wahrheitssuche beim Händewaschen auf der Toilette einem Kollegen, wurde wie üblich abgehört und prompt gefeuert, obwohl er sonst gut katholisch an Benedikt als Ordnungsmacht glaubte. Das mainisch-römische Vatikanblatt FAZ begann sodann infolge Duldung der Auschwitzlüge an seinem Heiligen Vater zu zweifeln, erhöhte den Anteil seiner schwarzen Seiten auf 50 und bei den Leserbriefen auf 75 Prozent. Zur brüderlichen Hilfe für die protestantischen Damen und Herren durfte die sonst freier schaffende Mechthild Küpper den beinahe atheistischen Hauptstädtern einen heftigen Leitartikel übergeigen. Titel: »Manisch-progressive Berliner«. Inhalt: Rot-rote Landesregierung braucht obligatorische Werteunterweisung. Wowi darf künftig schwul nicht mehr so gut finden. Mechthild war just am 30. Januar an der Reihe. Ein feines, unvergeßbares Datum. Damit auch alles klar ist, durfte einen Tag vorher der bewährte Leitartikler Nikolaus Busse an die Ostfront. Ihm ist, wie im Glashaus üblich, der Russe der Feind und das eigene Europa zu lasch, denn: »Wer immer und überall nur als weiche Macht auftritt, muß sich nicht wundern, wenn andere seine wichtigen Interessen mißachten. Auch in diesem Streit hat Europa zu spät und nur halbherzig mit Sanktionen gedroht. Das muß sich ändern.«

Europa, lerne endlich von den Deutschen. Rußland, wir kommen. Die FAZ ist schon da. Allerdings hatte der Spiegel schon in Nr. 13/05 den US-Notenbankchef Greenspan wegen »extremer Risikobereitschaft« gerügt und »Eine Welt voller Blasen« prophezeit. Jetzt sind alle blasenkrank. In der Berliner Regierung fiel deshalb ein bayerischer Sack um. Wollte einst ein von Stauffenberg das Reich retten, soll nun ein von Guttenberg ran. So kommt man auf die feudale Naturalwirtschaft zurück. Was mit einer US-Geldblase begann, führt auf dem mit Blasensteinen gepflasterten Weg zurück in den bargeldlosen Urkommunismus der christsozialdemokratischen Einheitspartei. Wem aber das witzlose Regierungskabarett bis oben hinsteht, der konnte am 17. Februar um 22.15 Uhr in der Phönix-Runde die Alternative erleben: »Die reden, wir handeln - Bürger trotzen der Krise.« Es talkten keine üblichen offiziellen Pleitegeier, sondern weithin unbekannte Genossenschaftspraktiker. Hat ihre vernünftige Ökonomie im Land der Falschmünzer noch eine Chance? Mit Genossenschaften ließen sich zwar Krisen und Kriege verhindern, wer aber sollte dann die vielen Flugzeugträger, U-Boote, Raketen und Panzer unserer westlichen Wertegemeinschaft bezahlen?