„A feminist sense of humor“ 



Golden Girl Bea Arthur war nicht nur als unvergessliche Dorothy Zbornak eine Wegbereiterin feministischer Fernsehfiguren. Ein Nachruf.

Am 25. April 2009 ist die Schauspielerin Bea Arthur in ihrem Haus in Los Angeles im Alter von 86 Jahren verstorben. Dem deutschsprachigen Publikum, darunter insbesondere auch vielen Feministinnen, war die als Bernice Frankel am 13. Mai 1922 geborene Arthur vor allem durch ihre Rolle als Dorothy Zbornak, einer geschiedenen Lehrerin, bei den Golden Girls bekannt. 1,77 groß, mit rauchiger, dunkler Stimme und so beißendem wie trockenem Humor – all das machte die Filmfigur zum unvergessenen Teil der Alten-WG in Miami, in der Dorothy mit zwei Freundinnen, Blanche Devereaux und Rose Nylund, und ihrer schrulligen Mutter Sophia Petrillo lebt. 
The Golden Girls brachten es in den USA, wo die Serie 1985-1992 produziert wurde, auf sieben Staffeln und 180 Folgen. Im deutschsprachigen Raum wurden die Golden Girls erstmals 1990-94 ausgestrahlt. Die Konstellation der Serie war ungewöhnlich – ungewöhnlich in Bezug auf das Genre: Das deutschsprachige Publikum war mit Sitcoms noch nicht vertraut. Ungewöhnlich in Bezug auf die Filmfiguren: Dass Frauen im Fernsehen immer jung und hübsch sein mussten, wurde ebenso durchbrochen wie ihre scheinbar unweigerliche Orientierung an Männern. Ungewöhnlich in Bezug auf die Themen: Die Sendung sprach soziale Fragen wie Homosexualität, Diskriminierung, Sterbehilfe, AIDS oder Altersarmut an. Ungewöhnlich auch in Bezug auf die stabile Fangemeinde: Eine meiner Kolleginnen traf sich zum Sehen regelmäßig mit Freundinnen, und manchmal trugen sie dabei Nachthemden und aßen Käsekuchen, genau wie die vier WG-Frauen. 
Im deutschsprachigen Raum kam den Golden Girls eine Vorreiterrolle für all jene Serien zu, die ungewohnte und unkonventionelle Frauenbilder und Geschlechterkonstellationen zeigen und ein feministisches Vergnügen ansprechen, auch wenn sich über kaum etwas besser streiten lässt als darüber, ob Desperate Housewives, Sex and the City, The Gilmore Girls, Queer as Folk oder The L-Word ein emanzipatorisches Potenzial aufweisen oder im Gegenteil konservative Ideologien in neuem Gewand verfestigen. In den USA begann dieser Flirt der amerikanischen Populärkultur mit dem Feminismus schon früher, und auch dabei kam Bea Arthur eine Schlüsselrolle zu. Als Maude Findlay hatte Arthur 1971 in der Serie All in the Family einen Gastauftritt. Dabei bot diese dem ultrakonservativen Archie Bunker (dem Vorbild von „Ekel Alfred“) so großartig Paroli, dass sie bereits im Jahr darauf zur Haupt- und Titelfigur einer eigenen Sitcom wurde. Maude wurde zur Begleiterin der Neuen Frauenbewegung. „If ever there were proof that feminists had a sense of humor, it was in Maude’s way of playing even the most serious of subjects for laughs”, vermerkt eine der damaligen Aktivistinnen. Maude und Dorothy ähnelten sich sehr, und wie die Golden Girls mehr als eine Dekade später, sprach auch die frühere Serie zahlreiche politische, soziale und auch vermeintlich private Themen an – vom Vietnamkrieg über Gewalt in der Ehe bis hin zur Menopause. Für Maude wie für die Golden Girls erhielt Bea Arthur Emmy-Awards. 
Amerikanische Frauenbewegungsgeschichte schrieb die Serie mit der Doppelfolge „Maude’s Dilemma“, deren Autorin Susan Harris später die Golden Girls schuf. Darin stellt Maude fest, dass sie schwanger ist und entschließt sich nach langem Ringen zu einer Abtreibung. Proteste und Ausstrahlungsboykotte begleiteten die Folge, die aber zugleich von unglaublichen 65 Millionen ZuschauerInnen gesehen wurde. Abtreibung war ein brisantes, kontrovers 
diskutiertes Thema, denn nur zwei Monate später, im Jänner 1973, legalisierte der Oberste Gerichtshof der USA im Prozess Roe gegen Wade den Schwangerschaftsabbruch. 
Neben Größe, Stimme und Humor scheint die Selbstbestimmung das offensichtlichste Merkmal und ein starker Motor in Bea Arthurs Leben gewesen zu sein. Maude wie die Golden Girls verließ die Schauspielerin 1992 auf eigenen Wunsch, um sich auf den Kampf für den Tierschutz und für die Rechte von Homosexuellen zu konzentrieren. 2002 kehrte sie mit Bea Arthur on Broadway: Just Between Friends als Schauspielerin dahin zurück, wo ihre Karriere begonnnen hatte – 1954 mit einer Rolle in der Off-Broadway-Produktion der Dreigroschenoper. 
Bea Arthur starb nur ein knappes Jahr nach ihrer Filmmutter, der im wirklichen Leben ein Jahr jüngeren Estelle Getty. Die Trauer der Fans um Dorothy und Sophia, um Beatrice und Estelle, um den Verlust eines befreienden Lachens zeigt sich im Internet, wo etwa „Karin aus Tirol“ schreibt: „Danke für viele schöne und unterhaltsame Fernsehstunden … möge euch der Käsekuchen im Himmel niemals ausgehen.“

Elisabeth Klaus ist Professorin an der Universität Salzburg und dort Leiterin des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft. Ihr Forschungsschwerpunkt ist u.a. Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung.

Dieser Artikel erschien in: an.schläge, das feministische Magazin,  www.anschlaege.at