Biokapitalismus und die Inwertsetzung der Körper

Perspektiven der Kritik

in (03.04.2015)

In den vergangenen Jahren ist es zu einer verstärkten Diskussion um die kapitalistischen Aspekte von Biomedizin und Biotechnologien gekommen. Dabei ist eine Reihe neuer „Bio“-Begriffe formuliert worden: Biowert, Biokapital, Bioökonomie – um nur die prominentesten zu nennen. Hintergrund dieser Debatte ist zum einen die Tatsache, dass auch kritische Analysen zur Biopolitik lange Zeit ökonomische Prozesse vernachlässigt haben, obwohl etwa die Kommodifizierung von Körperstoffen – insbesondere im Bereich der Reproduktionsmedizin – längst global und alltäglich geworden ist.¹ Zum anderen hat die Diskussion zum Biokapitalismus auch dadurch Auftrieb erhalten, dass die OECD – und viele ihrer Mitgliedsländer – unter dem Titel „Bioökonomie“ eine Zukunftsstrategie entworfen haben, in der Biotechnologien der zentrale Motor eines ökonomischen Wachstumsschubs sein sollen. Im Folgenden werde ich zunächst dieses Projekt knapp skizzieren und unterschiedliche Auffassungen davon umreißen, was mit Bioökonomie bzw. Biokapitalismus gemeint ist. Dabei geht es mir in erster Linie darum, neben dem affrmativen Gebrauch des Ausdrucks „Bioökonomie“ im Sinne der OECD zwei unterschiedliche kritische Analyseperspektiven herauszustellen. Während erstere Prozesse der Kapitalakkumulation auf Grundlage von Biotechnologien und Biomedizin in den Blick nimmt, fragen stärker gesellschaftstheoretisch geprägte Analysen nach den Zusammenhängen von Prozessen kapitalistischer Inwertsetzung mit nicht-kapitalistischen Formen der Zirkulation von Körperstoffen sowie mit Veränderungen von Lebensweisen, Körperpraktiken und Formen von Subjektivität. In einer solchen erweiterten Perspektive bezieht sich der Ausdruck „Biokapitalismus“ nicht auf eine – technikdeterminierte – Periodisierung, sondern auf gesellschaftliche Prozesse der kapitalistischen Inwertsetzung von Körperstoffen und thematisiert die Verflechtung von Kapitalismus und Biopolitik.

In den folgenden Abschnitten des Beitrags gehe ich dann der Frage nach, auf  welche Art und Weise biokapitalistische Prozesse bisher problematisiert wurden.  Ich untersuche dominante Kritikstrategien und diskutiere die jeweiligen blinden  Flecken und Defizite. Im Zentrum stehen erstens Argumentationen, die auf eine  ethische Einhegung von Prozessen der Kommodifizierung zielen bzw. Grenzen  der Vermarktlichung umreißen. Dabei beginne ich mit der Bioethik aufgrund der Wirkmächtigkeit dieses Diskurses und weil diese Form der Problematisierung selbst an den Prozessen der biokapitalistischen Inwertsetzung der Körper  mitwirkt. Ich zeige dies anhand der Konstruktion des Eigentums am eigenen  Körper und des Konstrukts der „informierten Einwilligung“. Zweitens diskutiere  ich einige Versuche, Grenzen des Marktes und damit der Kommodifizierung von   Körperstoffen zu bestimmen. Dabei gehe ich in erster Linie auf Nancy Frasers  Aufnahme von Karl Polanyis Konzept der fiktiven Ware ein. Obwohl Fraser  Prozesse der Biokommodifizierung nur am Rande thematisiert, ist ihr Ansatz  durchaus geeignet, diese Prozesse zu kritisieren. Er geht deutlich über die Argumentation von Habermas hinaus, die die Grenzen kommodifizierter, biotechnischer Selbstoptimierung unter Rekurs auf die Natur zieht. Dennoch reicht  auch Frasers Kritik der Vermarktlichung nicht aus, um die biokapitalistischen  Prozesse der Gegenwart zu fassen. Vor diesem Hintergrund stelle ich im vierten  Abschnitt des Beitrags jene Ansätze vor, die dafür plädieren, zentrale Begriffen der  politischen Ökonomie wie Produktion, Reproduktion und Arbeit neu zu durchdenken. Charis Thompson, Sarah Franklin, Catherine Waldby, Melinda Cooper  und eine Reihe anderer Autor*innen haben solche Versuche unternommen und  dazu beigetragen, die gesellschaftlichen und biopolitischen Dimensionen globaler Bioökonomien zu erhellen. Dennoch stoßen diese Analysen, wie ich zeige, an  ihre Grenze, sofern sie mit vitalistischen Grundannahmen über das „Leben an  sich“ operieren. Abschließend plädiere ich für eine integrale Perspektive, die  Biokapitalismus als Modus von Biopolitik begreift und kapitalismustheoretische  Überlegungen mit Analysen zur Transformation von Lebensweisen, Bedürfnisstrukturen und Selbstverhältnissen verbindet.


1. Konturen von Bioökonomie/Biokapitalismus

„Bioökonomie“ ist zunächst der Name eines Strategieentwurfs der OECD, der  zuerst 2006 unter dem Titel The Bioeconomy to 2030. Designating A Policy Agenda  veröffentlicht wurde. Einige OECD-Länder haben diesen Entwurf inzwischen  in Förderstrategien umgesetzt, etwa die Bundesrepublik Deutschland durch  die Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 und die Einrichtung des  BioÖkonomierates im Jahr 2009. In den USA hat das Weiße Haus im Frühjahr 2012 eine National Bioeconomy Blueprint herausgegeben, 2013 hat die Bundesregierung eine entsprechende Nationale Politikstrategie Bioökonomie verabschiedet.² Das Ziel, das in diesen Strategiepapieren formuliert wird, besteht in der umfassenden Nutzung von Biotechnologien in so gut wie allen wirtschaftlichen  Bereichen. Dabei soll die Bioökonomie zugleich ökonomisches Wachstum befördern und das fossile Energieregime durch ein Regime erneuerbarer, künstlich herstellbarer biologischer Rohstoffe ersetzen. Die Biowissenschaften sind für  dieses Projekt konstitutiv, sodass auch von einer „knowledge-based bioeconomy“  die Rede ist. In der Publikation der OECD heißt es zum Beispiel:

Looking to the future, new techniques in biotechnology, genomics, genetics, and proteomics will continue to converge with other technologies resulting in potentially large  scale changes to global economies in the next thirty years. (OECD 2006: 3)

Wie Petra Schaper-Rinkel (2012) zeigt,soll dieses Szenario einer Bioökonomie  der Zukunft nicht zuletzt die Probleme des Klimawandels lösen und aktualisiert  ungebrochen technokratische Illusionen über ökonomisches Wachstum, das  der Menschheit Wohlstand, Gesundheit und nachhaltige Entwicklung bringen  soll. Zweifelsohne handelt es sich um ein Projekt kapitalistischer Modernisierung, dessen Spezifik in einer neuartigen technologischen und ökonomischen Durchdringung der Natur liegt – sowohl der nichtmenschlichen Natur als auch  der menschlichen Körper. Denn obwohl der Agrarbereich und die Produktion  erneuerbarer Rohstoffe im Vordergrund stehen, ist das Projekt nicht darauf beschränkt, sondern bezieht sich auch auf den Gesundheitsbereich. So heißt es  ebenfalls im OECD-Strategieentwurf von 2006:

In health, biotechnological knowledge will play a role in the development of all types of therapies. It will no longer be meaningful to separate the pharmaceutical sector from the health biotechnology sector. Pharmacogenetics will develop rapidly, influencing the design
of clinical trials and prescribing practices. (OECD 2006: 99)


Die bisherigen Analysen zu Bioökonomie und Biokapitalismus beziehen sich zwar  nicht nur auf das OECD-Projekt, stellen jedoch Prozesse der Kommerzialisierung  und Inwertsetzung von Körpern und Körperstoffen im Kontext der Biomedizin ins Zentrum, die für dieses Projekt konstitutiv sind. Dabei zeichnen sich zwei  unterschiedliche Analyseperspektiven ab: einerseits Analysen, die sich auf die Akkumulationsstrategien konzentrieren, andererseits stärker gesellschaftstheoretisch  ausgerichtete Analysen, die die gesellschaftlichen Bedingungen und die Veränderung von Lebens- und Existenzweisen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken,  insbesondere auch in den Geschlechterverhältnissen.

Die kapitalorientierten Analysen widmen sich vor allem der Entstehung von  Biotech-Industrien im Kontext von Neoliberalismus und der Finanzialisierung  des Kapitalismus seit den 1970er Jahren. Kean Birch und David Tyfield zum  Beispiel vertreten die These, dass die gegenwärtige Bioökonomie in erster Linie  eine wissensbasierte Ökonomie im Gegensatz zu einer auf Warenproduktion  basierenden Wirtschaft ist, wobei das Wissen zur Grundlage einer rentenbasierten Gewinnmaximierung wird. Ihrer Analyse zufolge sind drei Prozesse von konstitutiver Bedeutung für die Entstehung einer Bioökonomie. Dies sind erstens  der Übergang von der „produktiven“ zur „immateriellen“ Arbeit, zweitens die  Finanzialisierung des Kapitalismus und drittens der Übergang von einer waren- zu einer anlagebasierten Form des Austauschs (vgl. Beitrag in diesem Heft).  Birch und Tyfield argumentieren, dass biologische Ressourcen in der Bioökonomie nicht unbedingt zu Waren werden, sondern dass Wert bzw. Rente aus der  Wissensarbeit geschöpft wird, die durch rechtliche Regulierungen wie die zum  „geistigen Eigentum“ eingehegt ist. Auch andere Analysen heben die Bedeutung  intellektueller Eigentumsrechte, neoliberaler Deregulierung und der Zunahme  an Finanzkapital für die Entstehung von Biotech-Industrien hervor (Cooper 2008; Fortun 2008; Sunder Rajan 2009).

Solche Analysen sind zwar durchaus hilfreich, wenn es darum geht, die  Entstehung von neuen wirtschaftlichen Sektoren oder Strategien, wie sie das  OECD-Projekt zum Ausdruck bringt, zu erklären. Sie stoßen allerdings dort an  ihre Grenzen, wo es darum geht, die Transformation von gesellschaftlichen Verhältnissen und Lebensweisen, von Selbst- und Körperverhältnissen zu analysieren.  Gerade dies stellen jedoch stärker gesellschaftstheoretisch ausgerichtete Analysen  der Bioökonomie, die von sozialanthropologischen und feministischen Perspektiven geleitet sind, in den Vordergrund. So argumentieren Melinda Cooper und  Catherine Waldby (2014) mit Blick auf die globalen Ökonomien der Reproduktionsmedizin und der klinischen Studien der Pharmaindustrie, dass die Formen der  Inwertsetzung von Körpern und Körperstoffen eng mit den Veränderungen in der  Organisation von Arbeit, Haushalt und Familie zusammenhängen. Hinsichtlich  der Entstehung globaler Fruchtbarkeitsmärkte, auf denen Substanzen wie Eizellen  und Dienstleistungen wie Leihmutterschaft zirkulieren, stellen Cooper/Waldby (2014: 61) fest, dass die „vertikale Desintegration der nationalen Produktion  und großer Unternehmen“, die zum Outsourcing von Bereichen führte, mit  einer „Desintegration des fordistischen Haushalts“ einherging. Diese Transformationsprozesse führten, wie sie schreiben, zur „Entwicklung neuer Arten von  Vertragsverhältnissen ..., die darauf zielen, die Einbeziehung biologischer und  sozialer Kapazitäten der Reproduktion von außerhalb der Familie sicherzustellen“. In der Folge kommt es sowohl zu einer Transnationalisierung als auch zu einer  “biologischen Fragmentierung” der Familie. Mit Blick auf die osteuropäischen  Eizellmärkte führen Cooper und Waldby den Begriff der „fertility chains“ ein,  die mit anderen Formen von „care chains“ zusammenwirken. „Betrachtet man  diese Sorge-Ketten in Zusammenhang mit dem Eizellmarkt“, schreiben sie (ebd.:  76), „sieht man, dass osteuropäische feminisierte Arbeit zunehmend beides bereitstellt, Elemente der biologischen Fruchtbarkeit und Elemente der Pflege und  Erziehung, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Familien an anderen Orten notwendig sind“.

Wie die Analyse von Cooper und Waldby exemplarisch zeigt, hängt Inwertsetzung von Körpern und Körperstoffen also aufs Engste mit der Veränderung  von Lebensweisen zusammen und fordert diese heraus. Die Bioökonomie ist  dabei Teil globaler kapitalistischer Prozesse. Dies beschreibt zum Beispiel Jyotsna  Agnihotri Gupta mit Blick auf den Einbruch des internationalen Diamanthan dels in Folge der Finanzkrise von 2008. Dieser Einbruch führte zu einer hohen  „Arbeitslosigkeit unter Männern in Gujarat (Indien) ..., die in diamantbearbeitenden Produktionsstätten tätig waren“ (Gupta 2012: 31). Kliniken berichteten  danach „vom starken Anstieg der Anzahl von Frauen aus verarmten Familien  dieser Gegend, die durch operative Eingriffe ein Einkommen zu generieren versuchen“ (ebd.). In Interviews, so Gupta weiter, wurde „berichtet, dass sogar gut  ausgebildete Frauen der indischen gehobenen Mittelklasse eine Beschäftigung als  Eizellspenderinnen fanden, um das familiäre Einkommen aufzubessern” (ebd.).  Die Interviews machen deutlich, dass bioökonomische Prozesse sowohl Teil der  globalen kapitalistischen Ökonomie als auch Teil hierarchischer Geschlechtersysteme sind. Sie zeigen, wie eng familiäre Sorgearbeit, Sexarbeit und monetarisierte Fortpflanzungsarbeit miteinander verflochten. Die Rekrutierung von Frauen als  Leihmütter oder Eizellspenderinnen ist zwar ein komplexer, global hochgradig  stratifizierter Prozess. Doch für einige Frauen stellt die monetarisierte Fortpflanzungsarbeit eindeutig eine Fortsetzung anderer Formen geschlechtsspezifischer  und sexualisierter Ausbeutung dar. So wird monetarisierte Fortpflanzungsarbeit  einerseits häufig als moralisch weniger anstößige Alternative zur Prostitution betrachtet, da sie keinen sexualisierten Körperkontakt einschließt. Andererseits  sind es gerade auch die etablierten Strukturen von monetarisierter Haus- und Sexarbeit, an die sich die relativ neuen Praktiken der Fortpflanzungsarbeit anlagern.³

Die Inwertsetzung von Körperstoffen ist daher ein Vorgang, der nicht allein als  Ausdehnung einer quasi selbsttätigen kapitalistischen Verwertungslogik begriffen  werden kann, sondern nur aus dem Wechselverhältnis von Ökonomie, Lebensweisen und Körperpolitiken. Denn gerade letztere sind eine zentrale Bedingung der  Möglichkeit der biokapitalistischen Inwertsetzung und werden teileweise gezielt  einer grundlegenden Transformation unterzogen. So berichtet Kalindi Vora von einer indischen Klinik, in der Frauen ein spezielles Training erhalten, um „ein  neues Verständnis von ihrem Körper zu entwickeln, das es ihnen erlaubt, ihren  Uterus als leeren Raum zu erfahren, der nicht genutzt wird und daher vermietet  werden kann“ (Vora 2009: 271; vgl. Cooper/Waldby 2014: 84). Biokapitalismus  ist vor diesem Hintergrund als eine spezifische kapitalistische Form von Biopolitik  zu begreifen, nicht als Biotech-Sektor oder als Bezeichnung für eine bestimmte  Phase des Kapitalismus. Analyse und Kritik hätten daher die Verflechtungen  von bioökonomischen Prozessen der Inwertsetzung menschlicher Körper mit  anderen Teilprozessen des globalen Kapitalismus sowie mit der Veränderung von  je spezifischen Lebensweisen, Körperpolitiken und Subjektivierungsformen aufzuweisen. Dies ist bisher allerdings kaum geschehen. Im Folgenden werfe ich daher  einen kritischen Blick auf die bisher dominanten Formen der Problematisierung.


2. Bioethik und Inwertsetzung

Angesichts der über Jahrzehnte zunehmenden Kommerzialisierung von Körperstoffen ist aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven nach den ethischen  und politischen Grenzen solcher Praktiken gefragt worden. Dabei ist Bioethik  der am stärksten institutionalisierte und daher auch wirkmächtigste Diskurszusammenhang. Brisant ist dabei, dass der bioethische Diskurs in seinen dominanten Problemformulierungen und Begriffen die biokapitalistischen Verhältnisse festschreibt und zugleich entnennt. Ein Beispiel hierfür ist die Vorstellung vom  Eigentum am eigenen Körper. Wenn nach den Grenzen der Kommerzialisierung des menschlichen Körpers oder des Kommerzialisierungsverbots gefragt  wird, wird meistens schon vorausgesetzt, dass ein Eigentum am „eigenen“ Körper  besteht, das heißt, dass Körper bzw. die fraglichen Körperstoffe also im Prinzip  immer schon kommerzialisierbar sind. Dabei wird systematisch der Unterschied zwischen körperlicher Zugehörigkeit und dem „Gehören“ im eigentumsrechtlichen Sinne geleugnet. Das Verhältnis zum Körper erscheint so immer schon als  Eigentumsverhältnis. Wie Petra Gehring mit Blick auf das Recht, das sich diese  Argumentation zueigen macht, betont hat, wird damit allerdings „ein erstaunlicher Traditionsbruch verharmlost“ (Gehring 2006: 38). Denn keineswegs ist es so,  dass die besitzindividualistischen Vorstellungen von Freiheit, die in der modernen  politischen Philosophie formuliert werden, die Konsequenz einschließen, „dass  diese Freiheit ... auch als Verwertungsfreiheit gleichsam in juridifizierter Form  das Leibesinnere der Individuen durchdringt“ (ebd.: 39).

Als grundlegend für diese Konstruktion des Körpers als Eigentum gilt die  politische Philosophie von John Locke, für den das Eigentum an sich selbst als  Arbeitskraft zentral ist und die Möglichkeit, diese zu verkaufen und zu kaufen.  „Jeder Mensch“, heißt es bei Locke, habe „ein Eigentum an seiner eigenen Person.  Über seine Person hat niemand ein Recht als nur er allein. Die Arbeit seines  Körpers und das Werk seiner Hände ... sind im eigentlichen Sinne sein.“ (Locke 1689: 22) Damit hat Locke eine besitzindividualistische Theorie der Person  formuliert, in deren Zentrum einerseits die Verwandlung von Land und Natur  vermittels Arbeit in Privateigentum steht, andererseits aber auch die Möglichkeit,  „die Arbeit seines Körpers“, also Arbeitskraft, zu verkaufen. Doch obwohl Locke  insbesondere von der angelsächsischen, stark utilitaristisch geprägten Bioethik immer wieder in Anspruch genommen wird, geht es bei ihm keineswegs um eine Kommerzialisierung von Körperstoffen. Petra Gehring hat auch daher zu Recht  hervorgehoben, dass bei Locke nicht der „Körper einer ‘Biologie’, sondern der  arbeitende Körper zur Disposition steht“ (Gehring 2006: 41).

Allerdings können sich bioethische Argumentationen durchaus auch auf eine  unausgesprochene Parallele zu Lockes theoretischer Operation stützen, sofern  es in beiden Fällen darum geht, die Warenförmigkeit von etwas, das zuvor nicht  dieser Form unterlag, zu behaupten und herzustellen. Schließlich ist auch das  Verständnis von Arbeitskraft in Termini von Eigentum, Kauf und Verkauf keine Selbstverständlichkeit, sondern einem Prozess der Inwertsetzung, d.h. der  historischen Entstehung eines kapitalistischen Arbeitsmarktes, geschuldet. Die  rechtliche Institution des Eigentums auf Selbstverhältnisse zu übertragen ist also  in jedem Fall, d.h. sowohl in Hinblick auf das Vermögen zu arbeiten als auch  in Hinblick auf die eigenen Körperstoffe, ein historisch kontingenter Vorgang,  der nur im Rahmen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu begreifen ist. Dabei werden mit der Inwertsetzung von Körperstoffen ebenso  wie mit der Inwertsetzung der Arbeitskraft jeweils historisch neue Selbst- und  Körperverhältnisse etabliert, die mit neuen Formen von Aneignung und Enteignung einhergehen.4 Zentral ist dabei eine gewisse Selbstobjektivierung, die  dazu führt, alle Körperteile und -stoffe – Embryonen, Eizellen, Sperma, Gewebe  etc. – als potenziell veräußerbare Dinge zu betrachten. Denn Eigentümerin oder  Eigentümer meiner selbst zu sein bedeutet zuallererst, potenzielle Verkäuferin  meiner selbst zu sein.

Damit Körperstoffe zum Gegenstand von Kauf und Verkauf, also Waren  werden, reicht es jedoch nicht, dass die potenziellen Verkäufer*innen sich selbst so  betrachten als seien sie Eigentümer*innen ihrer Körperstoffe. Diese müssen auch  objektiv zu isolierten Dingen werden, die zirkulieren können und eigentumsfähig  sind. Diesen Prozess, der eine technische und eine rechtliche Seite hat, haben  Catherine Waldby und Robert Mitchell als „disentanglement“ (Entflechtung),  bezeichnet und am Beispiel der sogenannten überzähligen Embryonen dargestellt, also Embryonen, die durch reproduktionstechnische Verfahren entstehen, aber  nicht zur für eine Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Embryonen sind,  so Waldby und Mitchell, zunächst körperlich und sozial „verflochten“, d.h. sie  sind zunächst Teil des gelebten weiblichen Körpers und der jeweils konkreten  Alltagswelt. Durch technische und rechtliche Prozeduren aber können sie aus diesen Zusammenhängen herausgelöst werden:

Sie können in eine Stammzelllinie transformiert werden, die in Biobanken eingelagert  und kopiert werden kann, die zirkulieren kann und die als geistiges Eigentum der Wissen schaftlerin konstituiert werden kann. Die letztgenannte Form der Entflechtung schließt  eine grundlegende Wertveränderung ein, sofern die ontologische Bedeutung des Embryos  und der soziale Wert der Spende in den Anlagewert der patentierten Zelllinie übergehen.  (Waldby/Mitchell 2006: 69)

Im Prozess der „Entflechtung“ ändern Embryonen also sowohl ihre materielle Bestimmung als auch ihren sozialen Status. Sie werden in „Dinge“ transformiert, die  technisch bearbeitet und modifiziert werden können und den rechtlichen Status  von Eigentum erhalten. Für diese Transformation ist, wie Waldby und Mitchell  deutlich machen, die bioethische Prozedur der „informierten Einwilligung“ von zentraler Bedeutung. Denn diese Prozedur, in der diejenigen, deren Körper  die fraglichen Stoffe entstammen, explizit einer biomedizinischen Verwendung  zustimmen, „dissoziiert“ beispielsweise den Embryo „vom Netzwerk der Familienverhältnisse, das ihn hervorgebracht hat, und positioniert ihn als eine technische  Entität, über deren Produktivität das Labor verfügen kann“ (Waldby/Mitchell  2006: 73). Die Körperstoffe erhalten so allererst einen rechtlichen Status, d.h. aus  körperlichen Entitäten werden „gespendete“ Embryonen, Eizellen oder Organe.  Sie werden zu einem rechtlich eingehegten und damit eigentumsfähigen Gut.5 Sofern diese theoretischen Grundannahmen und praktischen Implikationen,  die mit einem besitzindividualistischen Personenbegriff und dem Konstrukt der  „informierten Einwilligung“ verbunden sind, nicht aufgearbeitet werden, kann Bioethik also kaum als kritische Instanz betrachtet werden. Vielmehr erscheint  dieser Diskurs als „wesentlicher Bestandteil der normativen und rechtlichen  Infrastruktur, die die politische Ökonomie der Life Sciences reguliert“ (Cooper/  Waldby 2014: 14).


3. Grenzen des Marktes?

Eine zweite Form der Kritik besteht darin, Prozesse der Vermarktlichung einzuhegen und Grenzen des moralisch bzw. politisch Zulässigen zu ziehen. Die zentrale  Frage ist dabei, auf welchen Kriterien solche Grenzziehungen beruhen. Eine der  einflussreichsten Argumentationen ist die von Jürgen Habermas, dem zufolge in  der „menschlichen Natur“ Grenzen der Verfügbarkeit angelegt sind. Genetische  Manipulation und insgesamt alle Maßnahmen biotechnischer Selbstoptimierung, auch wenn sie auf der individuellen Entscheidung von Marktteilnehmern beruhen und auf dem Markt nachgefragt werden, sind demnach unzulässig. Denn  sie zerstören, so seine Kritik, die „Unverfügbarkeit der biologischen Grundlage  personaler Identität“ (Habermas 2001: 51). Habermas’ Grundannahme ist dabei,  dass Individuen, um sich als autonome, rational agierende Person verstehen zu  können, ihren Körper als „naturwüchsig ..., als die Fortsetzung des organischen,  sich selbst regenerierenden Lebens“ erfahren können müssen (ebd.: 101). Allerdings ist eine solche Berufung auf die Natürlichkeit des Körpers insbesondere  aus feministischer Sicht problematisch, da sie Natur als etwas Gegebenes und  Unveränderliches betrachtet. Ausgeblendet wird dabei die Tatsache, dass sowohl  die „äußere“ als auch die „innere“ Natur, die nicht-menschliche Natur und die  menschlichen Körper, immer schon historisch und gesellschaftlich konstituiert,  d.h. durch eine Vielzahl sozialer Praktiken vermittelt sind. Wenn es nach Marcel Mauss für Erwachsene keine natürliche Art zu gehen gibt, und wenn, wie die  Geschlechterforschung immer wieder aufgezeigt hat, „Geschlecht“ immer auf  historisch und kulturell spezifische Art und Weise konstituiert ist, ist die Annahme einer unwandelbaren Natur auch mit Blick auf andere Körperpraktiken  obsolet. Zudem bleibt die Behauptung der Unverfügbarkeit der „menschlichen  Natur“ rein appellativ, denn die verschiedenen Praktiken des biomedizinischen  „enhancements“ machen ja faktisch im Gegenteil die Verfügbarkeit und Veränderbarkeit menschlicher Körper deutlich.

Nancy Fraser (2013) argumentiert hingegen aus einer ökonomie- und gesellschaftstheoretischen Perspektive und bezieht sich dabei auf den Begriff der  fiktiven Ware von Karl Polanyi. Ihm zufolge kann und sollte nicht alles kommodifiziert werden, sondern es gilt die Tendenz einzudämmen, die Marktlogik  auf alle Bereiche von Gesellschaft und Natur auszudehnen. Insbesondere aus  der Tatsache, dass Land, Arbeit und Geld in kapitalistischen Gesellschaften  als Waren behandelt werden, habe eine spezifische Krisendynamik zur Folge.  Denn bei diesen Dingen handelt es sich um „fiktive Waren“, die nur um den  Preis als normale Waren betrachtet werden können, dass die Voraussetzungen  der kapitalistischen Warenproduktion selbst untergraben werden. Land, Arbeit und Geld, so die Argumentation, werden eigentlich nicht für den Markt produziert, sondern gehören zu dessen materiellen Bedingungen. Um gesellschaftliche  Stabilität zu gewährleisten und die Bedingungen der Marktwirtschaft nicht zu  untergraben, sollte die Zirkulation von Land, Arbeit und Geld in Form von  Waren staatlich begrenzt werden. Fraser knüpft an Polanyis Argumentation an, stellt jedoch die Fixierung auf den Staat bzw. Strategien „sozialer Protektion”,  infrage. Denn Polanyi blendet, wie Fraser betont, Formen der Herrschaft, die  sich als staatliche Schutzmaßnahmen darstellen, systematisch aus. Stattdessen  argumentiert Fraser für Emanzipation als dritte Strategie – eine Strategie jenseits  von Vermarktlichung und Protektion.

Dies ist nicht zuletzt mit Blick auf feministische Politiken um die Kommerzialisierung von Körperstoffen von zentraler Bedeutung. Denn weder liberale  Strategien, die zum Beispiel Leihmutterschaft oder den Verkauf von Eizellen  schlicht als Lohnarbeit und Dienstleistung betrachten und damit normalisieren,  noch Strategien der Viktimisierung und paternalistischer „Schutz“ sind hier  angebracht (Schultz/Braun 2012). Dennoch weist die an Polanyi angelehnte Kritik der Vermarktlichung einige Probleme auf. Diese betreffen erstens den  Begriff der fiktiven Ware. Schließlich ist jede Ware in gewisser Weise „fiktiv“,  insofern es nicht ihre konkrete Gegenständlichkeit ist, die sie zur Ware macht,  sondern ihr Funktionieren im Kontext gesellschaftlicher Tauschverhältnisse. In  diesen aber funktionieren Land, Arbeit und Geld ebenso als Waren, wie es zum  Beispiel Körperstoffe tun, von denen sich auch behaupten lässt, dass sie zu den  Voraussetzungen des Marktes, weil zur Voraussetzung jedes menschlichen Handelns gehören. Zweitens rücken in einer an Polanyi orientierten Perspektive nur  Zirkulationsprozesse, nicht aber Prozesse der Produktion und der Konsumtion  in den Blick. Das heißt, es werden weder Produktionsverhältnisse thematisiert,  noch die Frage, wie diese verfasst sind, sodass es überhaupt dazu kommen kann,  dass Arbeit, Land und Geld die Form von Waren annehmen, noch die Art und Weise der Konsumtion dieser Waren. Mit anderen Worten: Ausgeblendet wird  die Dynamik kapitalistischer Produktion. Die Kritik der Vermarktlichung richtet sich gegen die Tatsache, dass bestimmte Dinge auf dem Markt als Waren  erscheinen, fragt aber nicht nach den Bedingungen, unter denen sie dies tun.  Gerade für ein kritisches Verständnis des gegenwärtigen Biokapitalismus ist es  aber von zentraler Bedeutung, die spezifischen Formen der Produktion und der  Konsumtion von Körperstoffen zu begreifen. Denn zum einen ist gerade die  biokapitalistische Produktion von Körperstoffen brisant, da die meisten hier  relevanten Praktiken von der Eizellabgabe bis zur Teilnahme an klinischen Tests  eine Verletzung der körperlichen Integrität und teilweise erhebliche körperliche  Schädigungen einschließen. Zum anderen formieren sich neue Konsummuster  und Bedürfnisstrukturen rund um die existenziellen Bereiche von Gesundheit  und Generativität, in denen sich Klassenunterschiede und globale Ungleichheit  im geldvermittelten Zugriff auf die Körper Anderer manifestieren.

Ein dritter Einwand betrifft schließlich das Zusammenspiel unterschiedlicher  ökonomischer Formen, denn die biokapitalistischen Körperstoffe zirkulieren  nicht nur in der Form von Waren. Eine wichtige Rolle spielen insbesondere  jene Formen des Gebens und Nehmens, die oft als „Spende“ oder „Geschenk“  bezeichnet werden. Kritische Analysen dieser Praktiken haben dabei deutlich  gemacht, dass diese keineswegs Ausdruck einer allgemeinmenschlichen Neigung  zum Altruismus, sondern in bestehende Ungleichheitsstrukturen eingelassen  sind. So besteht zum Beispiel bei Organspenden ein deutliches Ungleichgewicht  zwischen weiblichen Spenderinnen und männlichen Empfängern (Winter 2009).  Zudem haben feministische Analysen gezeigt, dass Prozesse der Kommerzialisierung eng mit nicht-kommerziellen Formen der Zirkulation verbunden sind.  Susanne Schultz und Kathrin Braun sprechen in diesem Zusammenhang von  „verdeckten Strategien der Kommerzialisierung“ und meinen damit vor allem  Praktiken der Aufwandsentschädigung oder des sogenannten „egg sharing“, bei  dem „überzählige“ Eizellen, die durch künstliche Befruchtung produziert werden,  gegen einen kostenlosen Behandlungszyklus getauscht werden (Schultz/Braun  2010). Eine solch komplexe Wechselbeziehung zwischen kommerziellen und  nicht-kommerziellen Formen der Zirkulation spielt ebenfalls bei der Blutspende,  der Organspende und der Teilnahme an klinischen Tests eine Rolle, auch wenn zwischen diesen Praktiken Unterschiede bestehen, die es näher zu untersuchen  gilt.

Angesichts der Grenzen, an die eine Kritik der Vermarktlichung ausgehend  von Polanyis Analyse stößt, scheint es notwendig zentrale Begriffe der Politischen  Ökonomie zu überdenken, einschließlich des Begriffs der Ökonomie selbst. Ich  wende mich daher im Folgenden einer Reihe von Autorinnen zu, die hierzu  Vorschläge gemacht haben.


4. Politische Ökonomie neu denken

Aus einer Polanyi’schen Perspektive und für jene, die Biokapitalismus als einen neuen Sektor oder eine neue Periode betrachten, bedeutet “Ökonomie”  immer schon kapitalistische Ökonomie bzw. Marktwirtschaft. Analysen der  nicht-kommerziellen Zirkulation von Körperstoffen zeigen jedoch, dass dieses  Ökonomieverständnis zu kurz greift. Autor*innen wie Waldby und Mitchell  (2006), Martin Gunnarson und Frederick Svenaeus (2012) oder Richard Titmuss  (1970) in seiner inzwischen klassischen Studie zur Ökonomie der Blutspende  haben hingegen Marcel Mauss’ Theorie der Gabe (1925) aufgegriffen, der zufolge  der Gabentausch eine vom Warentausch unterschiedene Form des Tausches ist.  Mauss macht dabei deutlich, dass es sich bei den von ihm analysierten Praktiken  keineswegs um altruistische Formen des Schenkens oder Spendens handelt, sondern dass Gaben in komplexen gesellschaftlichen Gefügen zirkulieren und  auf spezifischen Formen von Reziprozität basieren. Diese funktionieren zwar  ohne Geld, doch werden in der Gabenökonomie langfristige soziale Bindungen durch Obligations- und Schuldverhältnisse konstituiert, die durchaus mit  Zwang einhergehen. Eine Gabe kann niemals einfach angeeignet werden, sondern erfordert zwangsläufig eine Gegengabe und funktioniert in einem Geflecht wechselseitiger Abhängigkeiten.

Die Frage, die mich hier interessiert ist nicht, inwieweit die ethnographischen  Analysen von Mauss geeignet sind, Prozesse in kapitalistischen Gesellschaften  der Gegenwart zu erhellen. Wichtig scheint mir vielmehr, dass die Bezugnahmen  auf Mauss es ermöglichen, die Verflechtung von kapitalistischen und nicht-kapitalistischen Verhältnissen zu thematisieren. Ähnlich wie in der feministischen  Hausarbeitsdebatte der 1970er Jahre, die zu einem erweiterten Ökonomieverständnis und insbesondere einem erweiterten Arbeitsbegriff geführt hat, stellt  sich auch hinsichtlich des Biokapitalismus die Frage, wie die Beziehungen zwischen unterschiedlichen ökonomischen Logiken begriffen werden können. Denn  diese laufen keineswegs bezugslos nebeneinander her, sodass Silvia Kontos mit  Blick auf die Hausarbeit denn auch von einer „spezifischen Integration“ in die  kapitalistische Ökonomie spricht. Hausarbeit, so Kontos, ist keineswegs, ein  vorkapitalistisches Relikt: „Sie wird nicht als historisch voraufgehende von einer  ökonomisch überlegenen Produktionsweise erfasst und angeeignet, sondern ist  als Reproduktion der Ware Arbeitskraft ihr gleichursprünglicher Bestandteil“  (Kontos 2015). Parallel dazu können auch die nicht-monetarisierten oder „verdeckten Strategien der Kommerzialisierung“ als konstitutiver Bestandteil bio-kapitalistischer Inwertsetzung betrachtet werden.

Mit Blick auf die „Reproduktion“ im Sinne der gesellschaftlichen Fortpflanzungsverhältnisse, also des gesamten Ensembles von gesellschaftlichen Praxen und  Verhältnissen, die zur Hervorbringung von Kindern beitragen, bedeutet die Frage  nach der „spezifischen Integration“ von Ökonomien zudem, Verschiebungen  im Verhältnis von Produktion und „Reproduktion“ zu analysieren, die ihren Ort bislang im Bereich des Privaten hatte, auch wenn dieser wiederum staatlich  reguliert ist. In der Tat werden denn auch in Analysen zur Bioökonomie vielfach  die Begriffe der Produktion und Reproduktion neu beleuchtet. So hat Charis  Thompson – mit Blick auf die Reproduktionstechnologien – diagnostiziert, dass  eine „biotechnologische (Re)Produktionsweise“ entsteht, die sich ihr zufolge  unter anderem durch eine Verschiebung von der Produktion zur Reproduktion  auszeichnet. Gemeint ist damit eine Verschiebung von der Arbeit, die Dinge  und Profit produziert, hin zu den Körpern, welche Dinge, die Profit bringen,  reproduzieren (Thompson 2005: 11). Zudem komme es zu einer Verschiebung  von der Effizienzsteigerung zur Orientierung am Erfolg einer biomedizinischen  Prozedur sowie zu einem veränderten Verhältnis zu Müll und Abfallprodukten.  Während ein zentrales Problem kapitalistischer Produktion darin besteht, so
Thompson, wie man sich dieser entledigen kann, gehe es nun darum, Verfügung  über „reproduktive Abfallprodukte (Organe aus einer Leiche oder Embryonen)“  zu gewinnen (ebd.). Sarah Franklin und Margaret Lock (2003: 13), die an diese  Diagnose anknüpfen, haben die Parallelen betont, die zwischen der neuen Form  der Bioökonomie und traditioneller Agrarwirtschaft bestehen. Sie sprechen von  einer „globalen biologischen Ökonomie“, die sich dadurch auszeichnet, dass Leben und Tod „in Mittel der (Re)Produktion“ verwandelt bzw. in Komponenten zerlegt  werden, die die Grundlage dieser neuartigen Ökonomie darstellen. „Produktion“  und „Reproduktion“ gehen dabei ineinander über, insofern menschliche, tieri sche und pflanzliche Körper in jene Prozesse einbezogen werden, die in einem  umfassenden Sinn auf die Herstellung und Wiederherstellung von Körpern und  Körperstoffen zielen.

Diese Ansätze, die Grenzverschiebungen oder gar die Auflösung der Differenz  von Produktion und Reproduktion diagnostizieren, operieren allerdings meist  mit einem unspezifischen Produktionsbegriff. „Produktion“ bezieht sich dabei  allgemein auf die Herstellung von Dingen, nicht aber im Marx’schen Sinne auf  die Produktion von Mehrwert. Denn die Frage, ob und wie in bioökonomischen  Prozessen der „(Re)Produktion“ Mehrwert produziert wird, wird überhaupt nur selten diskutiert. Zudem wird „Reproduktion“ meist im Sinne „biologischer  Reproduktion“ oder regenerativer Körperprozesse verwendet, was auf ein naturalisierendes Verständnis gesellschaftlicher Fortpflanzungsverhältnisse verweist.  Damit wird zudem die Problematik des Trennungszusammenhangs von Produktion und „Reproduktion“ im Sinne jener Sphäre nicht-monetarisierter Arbeit, in  der die Praktiken des „Kindermachens“ verankert sind, ausgeblendet. Die Frage,  auf welche Weise kapitalistische und nicht-kapitalistische Prozesse „spezifisch  integriert“ werden, bleibt so unbeantwortet.  

Dies ist insbesondere der vitalistischen Artikulation von Begriffen geschuldet.  Denn auch wenn im Kontext der Analysen zur Bioökonomie nur selten explizit  für einen politischen Vitalismus argumentiert wird, werden die Begriffe wie  Produktion, Produktivität, Mehrwert und selbst Arbeit oft als Ausdrucksformen  von „Vitalität“ bzw. des „Lebens“ gefasst. So verlagert zum Beispiel Melinda  Cooper mit ihrem Konzept des „Lebens als Mehrwert“ („life as surplus“) die  Mehrwertproduktion in die biologischen Prozesse des Körpers.6 Entgegen der  theoretischen Absicht wird damit die biokapitalistische Inwertsetzung von  Körpern jeglicher Analyse und Kritik entzogen. Denn mit den vitalistischen  Begriffen wird eine grundsätzlich a-historische Prozesshaftigkeit behauptet, die  allen gesellschaftlichen Praxiszusammenhängen vorgängig ist und daher auch  nicht gesellschaftstheoretisch reflektiert werden kann. Begriffe wie Mehrwerts,  die spezifische gesellschaftliche Praxisformen – kapitalistische Ausbeutung –  problematisieren, verlieren daher ihr kritisches Potenzial, sofern sie nicht auf  bestimmte Gesellschaftsformationen, sondern auf das „Leben an sich“ bezogen  werden.7

Susanne Schultz und Kathrin Braun haben die Problematik einer vitalistischen  Wendung von politisch-ökonomischen Begriffen anhand des Konzepts der „regenerativen Produktivität“, das Catherine Waldby und Melinda Cooper verwenden,  deutlich herausgestellt. „Bei genauerer Betrachtung“, so Schultz und Braun,

fallen bei Waldby und Coopers Verständnis der Produktivität der regenerativen Arbeiterin  sehr disparate Momente des Prozesses der Eizellgewinnung tendenziell in eins. Dadurch  entsteht ein merkwürdiges Kontinuum ‘regenerativer Produktivität’. Als regenerative  Produktivität bezeichnen sie nämlich sowohl erstens die aktive Beteiligung der Frau an  den medizinischen Prozeduren, zweitens die Belastungen und Risiken, die diese für die  Frau mit sich bringen, drittens die spezifische Produktivität des weiblichen Körpers, der  (hormonell stimuliert) Eizellen hervorbringt und reifen lässt, und schließlich viertens die  spezifische Produktivität der Eizelle im Klonverfahren, die sich die Stammzellforschung  zunutze machen will. (Schultz/Braun 2012: 72)

Auch die Versuche, den Arbeitsbegriff und den spezifischen Status von Körperlichkeit in biokapitalistischen Ent- und Aneignungsprozessen zu bestimmen, sind  bisher auf ähnliche Probleme zu gestoßen. So führt etwa Kalindi Vora (2009) den  Begriff der biologischen Arbeit ein und stellt fest, dass diese Art von Arbeit sich  auf die „biologischen Kapazitäten des Körpers“ bezieht. „Diese Kapazitäten reichen von der Produktion einzigartiger DNA-Sequenzen und anderer biologischer Informationen bis zur Produktion von Körperteilen und -gewebe wie Blut und  Organe.“ (Ebd.: 268) Obwohl Vora die spezifischen Formen von Disziplinierung  der Körper, die diese Arten von Arbeit voraussetzen – von medizinischen Kontrollen über Ernährungsvorschriften bis hin zur Unterbringung von Leihmüttern  in besonderen Zentren, in denen sie getrennt von ihren sonstigen lebensweltlichen  Zusammenhängen einem bestimmten Verhaltensregime unterworfen werden –, sehr genau beschreibt, hat dieser Begriff die Tendenz die fraglichen Arbeiten  zu naturalisieren.

Cooper und Waldby (2014) wiederum führen den Begriff „klinische Arbeit“  („clinical labour“) ein. Auch sie betonen, dass „die in vivo Biologie der menschlichen Subjekte“ (ebd.: 7) in den biokapitalistischen Praktiken auf eine neuartige  Art und Weise einbezogen wird und versuchen jene Arbeitsprozesse zu fassen, bei  denen Arbeit auf die „suborganismische Ebene des Körpers“ (ebd.: 12) verlagert  wird, also die Hervorbringung bestimmter Körperstoffe oder die Verfügbarmachung von Körperprozessen im Zentrum steht. Dies betrifft nicht nur die Eizellsamen und Gewebeproduktion, sondern beispielsweise Leihmutterschaft oder die  Teilnahme an klinischen Studien. Die Life-Science-Industrie, so Cooper (2014:  7), „basiert auf einer umfangreichen aber nicht anerkannten Arbeiterschaft, deren  Dienstleistungen in der viszeralen (das Leibesinnere betreffenden; Anm.: S.L.)  Erfahrung von Medikamentenkonsum, hormonellen Veränderungen, mehr oder  weniger invasiven biomedizinischen Prozeduren, Ejakulation, Gewebeproduktion  und Schwangerschaft bestehen“.

In gewisser Weise trifft die Behauptung, dass Arbeit ein körperlicher Prozess  ist, zwar auf jede Form von Arbeit zu, doch tritt dieser Aspekt von Arbeit in  den biotechnologisch vermittelten Formen umso drastischer hervor. Es zeigt  sich dabei, dass unterschiedliche Arbeitsformen mit unterschiedlichen Körperverhältnissen korrelieren. Daher ist es gerade nicht das „Leben selbst“ oder eine  anonyme körperliche Vitalität, auf die sich biokapitalistische Prozesse beziehen.  Vielmehr geht es um sehr spezifische Formen der Arbeit und der Disziplinierung  der Körper. Doch auch wenn die bisherigen Versuche, Begriffe der politischen  Ökonomie neu zu bestimmen, auf eine Reihe von Problemen stoßen, tragen sie  dazu bei, Biokapitalismus und die Inwertsetzung von Körperstoffen als Ensemble  von Prozessen der Restrukturierung gesellschaftlicher Lebens- und Existenzweisen, von Geschlechterverhältnissen und Körperpolitiken zu begreifen.


5. Ausblick

Wie die vorangehenden Abschnitte gezeigt haben, ist es von zentraler Bedeutung, die Zirkulation, Produktion und Konsumtion von Körperstoffen in einer  integralen Weise zu betrachten. Weder die Regulation und Eindämmung der  warenförmigen Zirkulation von Körperstoffen noch der Fokus auf Arbeit und  Produktion reichen aus, um das globale Geflecht biokapitalistischer Verhältnisse  zu begreifen. Die Herausbildung neuartiger Konsummuster spielt dabei ebenfalls  eine zentrale Rolle. So ist die Formierung von Wünschen und Bedürfnissen ein  konstitutiver Bestandteil des Biokapitalismus – etwa das Bedürfnis nach einem  genetisch eigenen Kind oder die Transformation des Wunsches nach Gesundheit und Wohlbefinden in Bedürfnisse, die durch den Erwerb und den Konsum  biokapitalistischer Güter und Dienstleistungen befriedigt werden können. Diese  „neuen“ Bedürfnisse wurden bisher kaum in diesem Kontext betrachtet. Um  globale und regionale Verflechtungen und Ungleichheitsverhältnisse analysieren und kritisieren zu können, ist es also notwendig, ökonomische Analysen zu  entwickeln, die das Zusammenspiel von Formen der Produktion, Zirkulation  und Konsumtion in den Blick nehmen. Zugleich macht die Einbeziehung der  Konsumtion deutlich, dass die Kritik der Inwertsetzung von Körperstoffen sich  nicht auf die Analyse kapitalistischer Verwertungsprozesse beschränken kann.  Sie muss zudem die ganze Vielfalt biopolitischer Prozeduren einbeziehen, die  zur Entstehung neuer Bedürfnisstrukturen, Lebensweisen und Formen von Subjektivität führen. Biokapitalismus erweist sich daher ebenso als eine Form von  Biopolitik, wie auch „Leben machen und Sterben lassen“, die Disziplinierung  der Körper und das Regieren von Bevölkerungen zunehmend über Markt und  Weltmarkt vermittelt sind.


Literatur

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Fußnoten

(1) Dies triff zwar nicht auf kritische Analysen zur Patentierung von Genen und Gensequenzen zu, die, wie die entsprechenden sozialen Bewegungen, Patentierungen als Teil kapitalistischer Akkumulationsstrategien thematisiert haben. Doch sind die Debatten über Biopolitik und Biomedizin und jene über die Inwertsetzung nicht-menschlicher Lebewesen bisher weitgehend getrennt verlaufen.

(2) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2013): Nationale Politikstrategie Bioökonomie, http://www.bmbf.de/pubRD/Politikstrategie_Biooekonomie_barrierefrei. pdf, letzter Zugriff 16.1.2015.

(3) Während beispielsweise Migrantinnen aus Nepal in Indien traditionell vielfach als  Haushaltshilfen oder in der Sexindustrie tätig waren, arbeiten sie inzwischen zunehmend auch als Leihmütter (Gupta 2012: 37). Zudem spielen für die Rekrutierung von  Frauen als Leihmütter oder Eizellspenderinnen Kategorien und Vorstellungen, die dem  europäisch-kolonialen Rassendiskurs und der Eugenik entstammen, eine zentrale Rolle  – insbesondere die Konstruktionen des „Weißseins“ und der „Vererbung von Intelligenz“.  Sie führen nicht zuletzt zu einer hierarchischen Differenzierung zwischen Eizellverkäuferinnen auf der einen, Leihmüttern auf der anderen Seite. Denn während erstere als  diejenigen betrachtet werden, die eine wertvolle Substanz beisteuern, die die Eigenschaften des zukünftigen Kindes prägt, gelten Hautfarbe, Bildungsgrad und sozialer Status der Leihmütter in der Regel als unerheblich, sodass diese Tätigkeit zumeist von den am  wenigsten privilegierten Frauen ausgeübt wird.

(4) Wie die Analyse der bioethischen Debatten seit den 1970er Jahren zeigt, ist vor allem  der weibliche Körper immer wieder als Aneignungshindernis betrachtet worden. Dies  hat zu einer ganzen Reihe an Argumentationen geführt, die nachzuweisen versuchen,  warum – trotz des Locke’schen Personenbegriffs – Frauen kein „Eigentum“ an den von  ihnen hervorgebrachten Embryonen oder andern Körperstoffen haben. Vgl. hierzu Lettow  2011: insb. 50ff..

(5) Eine weitere Kategorie, mit dem die Eigentumsfähigkeit von Körperstoffen allererst  hergestellt wird, ist die des Mülls (2006: 86).

(6) Was genau mit „Leben als Mehrwert“ gemeint ist, wird von Cooper nicht eindeutig  erklärt. Einschlägige Textstellen machen aber deutlich, dass es hier nicht um Mehrwertproduktion, sondern um die Annahme eines von Lebewesen hervorgebrachten vitalen  „Überschusses“ geht (vgl. u.a. 2008: 25, 49).

(7) Birch und Tyfield fragen in diesem Heft daher zu Recht, wozu überhaupt der Bezug  auf marxistische Terminologie bei Autoren und Autorinnen dient, die ein vitalistisches  Vokabular benutzen. Anzumerken ist, dass es derzeit eine starke Konjunktur vitalistischer  Argumentationen in der politischen Theorie gibt. Diese Positionen wenden sich gegen  liberalistische Konzeptionen des autonomen Subjekts und dualistische Trennungen von  Natur/Kultur, Subjekt/Objekt, indem sie auf eine geteilte, unmittelbar erfahrbare Vitalität rekurrieren. Zur Kritik dieser „Sehnsucht nach Unmittelbarkeit“ vgl. Lettow 2014.



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Dieser Artikel erschien zuerst in: PROKLA. Verlag Westfälisches Dampfboot, Heft 178, 45. Jg. 2015, Nr. 1, 33 – 49.

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