Archiv

Eigentor Brasilien – vom Elend eines Global Players

Dossiereditorial iz3w 340 (Januar/Februar 2014)

»Was bedeutet es, Schriftsteller zu sein in einem Land in der Peripherie der Welt, einem Ort, wo der Begriff Raubtierkapitalismus ganz bestimmt keine Metapher ist?« Mit diesen Worten begann der brasilianische Autor Luiz Ruffato seine kritische Festrede zur Eröffnung der Buchmesse in Frankfurt. Dort sollte das Gastland Brasilien gefeiert werden, jenes schon vom Schriftsteller Stefan Zweig beschworene »Land der Zukunft«. Ein Land, in dem sich laut Ruffato der Mythos von Toleranz und einer friedlichen ‚Vermischung der Rassen’ trotz tief eingeschriebener kolonialer Gewalt immer noch hält. Ein Land, in dem Wohnen, Bildung, Gesundheit und Erholung nach wie vor ein Privileg einer Minderheit sind, das gleichzeitig aber Unsummen für sportliche Großereignisse verpulvert.

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Ein katastrophales Klima

Hefteditorial iz3w 340 (Januar/Februar 2014)

Am 8. November traf der Taifun Haiyan die Ostküste der Philippinen mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 380 Kilometern pro Stunde. Zurück blieben eine zerstörte Infrastruktur, über drei Millionen Obdachlose und tausende Tote. Nicht nur auf den Philippinen, wo über die Hälfte der Menschen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen muss und die Häuser dementsprechend billig gebaut sind, hätte ein solcher Sturm verheerende Auswirkungen gehabt.

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Griots auf der Leinwand

Die orale Erzähltradition Afrikas wird auch im Kino bewahrt

In vielen Regionen Afrikas werden Überlieferungen, Erfahrungen und Lebensweisheiten bis heute nicht schriftlich, sondern mündlich von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Von den Marktplätzen im Norden des Kontinents bis zu den Townships Südafrikas, von der senegalesischen Atlantikküste bis zur tansanischen Küste am Indischen Ozean: Überall finden sich GeschichtenerzählerInnen. Die Oratur, die Kunst der mündlichen Dichtung, ist in den meisten Ländern Afrikas bis heute wesentlich bedeutsamer als geschriebene und in Büchern gedruckte Literatur.

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»Russland für Russen«

Rechtsextreme Denkmuster sind auch im Osten verbreitet

Zumindest für die ehemalige Hauptstadt der Sowjetunion lässt sich konstatieren, was auf den ersten Blick wie ein Paradox erscheint: Rechtsextreme Denkweisen waren im Bewusstsein der russischen Bevölkerung kaum jemals so fest verankert wie heute. Gleichzeitig befindet sich die rechte Szene nach wiederholten Spaltungsprozessen in einer tiefen Krise. Grund zum Aufatmen ist dies allerdings nicht.

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Faschismus hat viele Gesichter

Themenschwerpunkteditorial iz3w 339 (November/ Dezember 2013)

Ungarische Pfeilkreuzler oder lettische Donnerkreuzler, die dänische und die schwedische Nationalsozialistische Arbeiterpartei, Nationale Fronten in der Schweiz und in Frankreich: In jedem Land Europas marschieren faschistische Bewegungen, die die eigene Nation von allem und allen Fremden »säubern« wollen.

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Mit Themen schwer punkten

Hefteditorial iz3w 339 (November/Dezember 2013)

»Wie kommt ihr eigentlich auf eure Ideen für Themenschwerpunkte? Und wie geratet ihr dann an die AutorInnen und die Artikel?« Diese Fragen hören wir oft, von LeserInnen, PraktikantInnen und anderen Neugierigen. In der Regel geben wir nur zögerlich Antwort. Wir lassen uns doch nicht einfach so in die Karten gucken und geben alle Geheimnisse der hart erarbeiteten Redaktionsroutine preis! Nachher kupfert die Konkurrenz noch bei uns ab! Und unsere AutorInnenkartei wird nicht mal Wikileaks je zu Gesicht bekommen, geschweige denn die NSA!

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Wer gegen wen? - Die Frontstellungen in Syrien sind zunehmend ethnoreligiös geprägt

Der Konflikt in Syrien ist weitaus vielschichtiger als die hiesige Medienberichterstattung vermuten lässt. Ein Blick in die jüngere Geschichte Syriens und des Libanon zeigt, dass die Rede von verfeindeten Alawiten und Sunniten, Baathisten und Islamisten nicht dazu beiträgt, die ethnoreligiösen und sozialen Bruchlinien in der Region zu verstehen.

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Wissenschaft Süd-Nord

Themenschwerpunkteditorial iz3w 335 (März/April 2013)

 »Universalität ist erst dann möglich, wenn die Gesprächspartner frei von dem Bedürfnis sind, sich gegenüber den Anderen durchzusetzen.« Diese Worte des afrikanischen Philosophen Paulin J. Hountondjis beschreiben eine Bedingung, die im Bereich der Wissenschaften noch lange nicht erfüllt ist. Denn allen Ansprüchen der Universalität und Transnationalität zum Trotze sind gerade die Geisteswissenschaften bis heute durch und durch eurozentrisch geprägt. Außereuropäisches Wissen, insbesondere wenn es aus Afrika, Asien und Lateinamerika kommt, wird nicht als konstitutiv für die Genese moderner Wissenschaft angesehen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

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Ab auf die Inseln

Australien setzt gegenüber Bootsflüchtlingen auf Abschreckung

 

 

Mit Verweis auf die steigende Zahl von Bootsflüchtlingen hat die australische Labor-Regierung jüngst die Flüchtlingspolitik verschärft. Sie setzt auf Abschreckungskampagnen und richtet extraterritoriale Flüchtlingslager ein. Wie passt das zur Selbstdefinition des Einwanderungslandes Australien als »multikulturell«?

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Auf der Tiefe der ZEIT

Editorial iz3w 335 (März/April 2013

Es gibt immer wieder gute Gründe, die Provinz zu loben. Eine bemerkenswerte Weitsicht bewies beispielsweise das Amtsgericht Schwäbisch Hall. In einem Urteil mit der Geschäftsnummer 6 C 154/00 entschied es: Wer einen Schwarzen öffentlich als »Neger« bezeichnet, darf ungestraft »Rassist« genannt werden. In der Begründung äußerte die Richterin, dass es für sie »schwer vorstellbar« sei, dass dem Kläger (dem angeblich nicht bewusst war, dass es sich um ein Schimpfwort handelt) der diffamierende Charakter des Ausdrucks »Neger« nicht bekannt gewesen sein soll.

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