Die neue Kultur des Hyperkapitalismus

Der amerikanische Bestsellerautor und Regierungsberater Jeremy Rifkin tingelt mit seinem neuen Buch "Access" durch Europa und konstatiert ein "Verschwinden des Eigentums". Was ist von Rifkins Kapitali

Der Kapitalismus ist auch in der Mitte der Gesellschaft ins Gerede gekommen. Das zeigt der neue Text des Bestsellerautors und Regierungsberaters Jeremy Rifkin.1 Vor fünf Jahren hatte sich der US-Sozialwissenschaftler in die Debatte um das Ende der Arbeitsgesellschaft eingeschaltet und den weltweiten Niedergang der Lohnarbeit skizziert. An der damaligen Kernargumentation hält er in seiner Auseinandersetzung mit dem Hyperkapitalismus fest. Die Arbeit, gleich ob einfache körperliche Anstrengung oder geistige Tätigkeit, werde zunehmend durch Maschinerie ersetzt. "Wahrscheinlich wird man im Jahr 2050 nicht mehr als fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung benötigen, um die herkömmliche Industrie und ihre Betriebe zu leiten und in Gang zu halten."/16/ Angesichts dieser massiven Verschiebung im Kräfteverhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital plädierte Rifkin für einen raschen Ausbau des dritten Gesellschaftssektors jenseits von Markt und Staat. Durch eine solche Strategie könnten die Verteilungs- und Beschäftigungsprobleme gelöst werden.

Rifkin unterstreicht er jetzt, dass wir mitten in einem Phasenwechsel der kapitalistischen Gesellschaftsformation stehen. "Wir gehen auf eine neue Stufe des Kapitalismus zu, die dem, was wir bis jetzt erlebt haben, in nichts gleicht. Eines nach dem anderen scheinen sich die vertrauten Totems des Wirtschaftssystems aufzulösen. An ihre Stelle treten kommerzielle Ikonen für eine neue Epoche der Geschichte."/154/ Diese Prognose ruft neuen Protest hervor, weil neben der Lohnarbeit auch der Niedergang des Privateigentums prognostiziert wird: "Die Entwicklung einer Wirtschaft der Netzwerke, die stetige Entmaterialisierung der Waren, die schwindende Bedeutung von Sachkapital, der Bedeutungszuwachs von immateriellem Vermögen, die Metamorphose von Gütern in reine Dienstleistungen, der Übergang von einer Produktions- zu einer Marketingperspektive, die Übersetzung von den zwischenmenschlichen Beziehungen und Erfahrungen in Waren und Geschäfte sind Elemente der radikalen Neustrukturierung, die in der hoch technisierten globalen Wirtschaft vor sich geht, weil ein Teil der Menschheit auf seiner Reise in das Zeitalter des Zugangs allmählich die Märkte und den Austausch von Eigentum hinter sich lässt."/154/ Diese Argumentation vom wachsenden Bedeutungsverlust des Privateigentums ist in sich widersprüchlich und demonstriert eine starke Abgehobenheit vom gesellschaftlichen Wertschöpfungsprozess. Gleichwohl ruft sie in der wirtschaftlichen Elite Unbehagen hervor.

Rifkin bewertet die Zukunftsperspektive des Hyperkapitalismus kritisch, wenn es nicht doch noch gelinge, ein ausbalanciertes Verhältnis von Kultur und Kommerz herzustellen. Das expansive kapitalistische Wirtschaftssystem lebe von Vertrauen und Empathie, was nicht in der Netzökonomie geschaffen werde. "In Gemeinschaften und Ländern mit einem starken, gut entwickelten dritten Sektor blühen kapitalistische Märkte. Wo der dritte Sektor schwach ist, sind kapitalistische Märkte im Allgemeinen wenig erfolgreich. Würde der dritte Sektor in den Vereinigten Staaten zum Beispiel über Nacht verschwinden, würde der kapitalistische Markt wahrscheinlich keine zwei Wochen überleben, ebensowenig wie Staat und Regierung."/328/

Vereine, Verbände, Kirchen, zivilgesellschaftliche Assoziationen aller Art sind die Bedingung für eine Zukunft des Hyperkapitalismus. Zivile Erziehung und Entwicklung der Zivilgesellschaft werden zu Schlüsselfaktoren für das Überleben des Kapitalismus. "Damit der dritte Sektor erhalten bleiben kann, muss er sich selbst politisieren, muss er seine verschiedenen Institutionen, Aktivitäten und Interessen in einem breiten Verständnis eines gemeinsamen Auftrages zusammenbringen. Dazu muss noch deutlicher werden, welche entscheidende Bedeutung die geographischen Räume für die Schaffung einer gemeinsamen, kulturellen Lebensgrundlage haben... Im Zeitalter des Zugangs wird die Rechts-Links-Politik stetig unter einer neuen sozialen Dynamik zusammengefasst, die im politischen Bereich den immanenten Wert gegen den Nutz- und Tauschwert setzt... Der Kampf um die Artenvielfalt und die kulturelle Vielfalt sind die beiden großen sozialen Bewegungen des 21. Jahrhunderts."/345f./

Rifkin kritisiert die kapitalistische Kulturindustrie und vor allem die derzeitige Geschäftsgrundlage der biotechnologischen Industrie. Aber gerade die Tendenz, sich Patente auf Gene zu sichern, ist letztlich ein Gegenargument zum Überflüssigwerden des Eigentums. Die Monopolisierung von intellektuellem Eigentum durch die Life-Sciences-Industrie wird sowenig Bestand haben wie entsprechende Tendenzen in der Informationstechnologie. Rifkins Aktivitäten als Organisator von Koalitionen us-amerikanischer "lawfirms" im Zusammenhang mit Anti-Trust-Verfahren sind überzeugender für das Engagement eines Öko-Kapitalismus als seine Argumente für eine neue Stufe des Kapitalismus. Um einige kritische Aspekte zu verdeutlichen:

1. "Während der ersten hundert Jahre kapitalistischer Entwicklung lag der Schwerpunkt auf Sparen, Kapitalbildung, Organisation der Produktionsweisen und Disziplinierung der Arbeitskräfte. Sein Erfolg stellte das System kapitalistischen Wirtschaftens in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vor eine neue Herausforderung: man musste die akkumulierten Warenbestände, mit denen die Fabriken mit ihren Montage- und Förderbändern das Land überschwemmten, absetzen."/190/ Es ist auffallend, dass Rifkin die Probleme der Produktion sowenig untersucht wie Verteilungskonflikte und den Zusammenhang von Wertschöpfungs- und Einkommenskreisläufen. Eine Skizze über Veränderungen der gesellschaftlichen Betriebsweise im modernen Kapitalismus sucht man vergeblich, genauso wie eine Darstellung der aus dem Antagonismus von Lohnarbeit und Kapital hervorwachsenden Verteilungs- und Umverteilungsstrukturen. Es handelt sich um einen Blickwinkel aus den Austauschverhältnissen, und insofern wird die Entwicklung zu einer Netzökonomie beschrieben, die unterliegenden Transformationen in den Wertschöpfungs- und Verwertungsstrukturen aber überhaupt nicht berührt.

Rifkin argumentiert: "Mehrere hundert Jahre lang wurden materielle Ressourcen in Eigentum verwandelt, heute verwandeln wir immer häufiger kulturelle Ressourcen in Erlebnisse und Vergnügungen, die käuflich zu erwerben sind. In der neuen Ära des kulturellen Kapitalismus zählt nur noch Access, die Verfügbarkeit; Eigentum wird für die Ordnung des Geschäftslebens immer bedeutungsloser. Eigentumsbeziehungen passen in eine Welt, deren ökonomische Hauptaufgabe die Verarbeitung, Produktion und Verteilung materieller Dinge ist. Materielle Dinge sind leicht zu bewerten, und weil sie quantifiziert werden können, kann man ihnen auch einen Preis geben."/183/ Hierbei handelt es sich um eine auf der Oberfläche des kapitalistischen Reproduktionsprozesses verbleibende Beschreibung. Das Kernproblem der kapitalistischen Ökonomie war stets, wie aus dem Austausch von Gleichwertigem letztlich Surplus oder Mehrwert entstehen kann, was die Entwicklung von Akkumulation, Produktivkräften und Austauschprozessen befördert.

2. Rifkin ist sich sicher, dass die konventionelle Herrschaft des Privateigentums zu Ende gegangen ist und folglich auch die Vorstellungen von Eigentum verändert werden müssen. Sein Urteil: noch gibt es keine ausgearbeitete Theorie für die Zugangsbeziehungen, die das Eigentum ersetzen - aber wir wissen, was keinen Bestand mehr hat: "Handel mit dem Grundeigentum und Ressourcen, ... Einsatz von Lohnarbeit, ... Herstellung von Waren und Grunddienstleistungen"/252/, denn dies sind Charakteristika des alten Stadiums des Kapitalismus. Für die Ära der Produktion und des kommerziellen Austausches von Eigentum lieferte John Locke das geistige Handwerkszeug. "Seine Theorie des Eigentums... wurde schnell zur weltlichen Bibel einer Mittelklasse, die nun ihre Muskeln auf der politischen Bühne Englands spielen ließ."/107/ Rifkin kommentiert diese Theorie der Eigentumsbeziehungen folgendermaßen. "Eigentum schaffe... sich jeder Mensch selbst, indem er seine Arbeit den Rohstoffen der Natur hinzufüge, die er in Dinge von Wert verwandele... Doch seine Abhandlungen boten mehr als nur eine Erklärung des Naturrechts auf Eigentum. Er gab der menschlichen Arbeit selbst einen Wert und verherrlichte den Erwerb als krönende Errungenschaft der menschlichen Existenz."/108/

In der Tat können die Positionsbestimmungen von Locke als Grundlage der gesamten politischen Ökonomie und mehr noch der Rechtsvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft angesehen werden.2 Wichtig ist allerdings, dass Locke ein theoretisch-politisches Gespür für den Unterschied zwischen der naturrechtlichen Basis des Privateigentums und der Logik der Reichtums- und Kapitalakkumulation zeigt. Locke sucht zu begründen, dass die Reichtumsproduktion in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft einer doppelten Schranke unterliegt: Zum einen ist das Maß durch die Produktivität der persönlichen Arbeit und zum anderen durch die Konsumtion gesetzt. Daher die Schlussfolgerung: "Das Eigentum von einem größeren Umfang von Arbeitsbedingungen, als eine Person selbst mit ihrer Arbeit verwerten kann, ist nach Lock eine politische Erfindung, die mit der naturrechtlichen Basis des Privateigentums in Widerspruch steht."3 Die Eigentumskonzeption der kapitalistischen Gesellschaft basiert aber genau auf der Durchbrechung dieser durch die persönliche Arbeit gesetzten Schranke. Durch den Austausch von vergegenständlichtem Reichtum mit dem lebendigen Arbeitsvermögen wird der Prozess einer schrankenlosen Entwicklung von Reichtum und Produktivkraft in Gang gesetzt. Die Aneignung von Surplusarbeit ist die notwendige Bedingung für die Selbstverwertung des Werts oder die schrankenlose Bewegung des Kapitals.

In dieser Logik der Bereicherung - eingeleitet durch den Akt des Austausches zwischen lebendigem Arbeitsvermögen und vergegenständlichter Arbeit - strebt das Kapital nach permanenter Revolutionierung der Produktivkräfte und bringt gerade erst jenen Zustand der wissensbasierten Dienstleistungsökonomie hervor, den Rifkin zum Thema erhebt. Rifkin behauptet eine Transformation der Eigentumsbeziehungen in der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft; aber er versteht den Umschlag im Aneignungsgesetz nicht, der bislang die Basis für die Entwicklung von Akkumulation und Produktivkraft ist.

Die allgemeine juristische Auffassung von Locke war in der Tat hegemonial. Es ist die Vorstellung des kleinbürgerlichen Eigentums mit der immanenten Schranke der persönlichen Arbeit und der persönlichen Konsumtionskraft, während der Austausch mit lebendiger Arbeit gerade das einleitende Austauschverhältnis für die Dynamik der Produktionsverhältnisse der kapitalistischen Gesellschaftsformation ist. Man findet daher bei Locke eine doppelte Bestimmung: "1. Ökonomisch gegen das auf Arbeit beruhende Privateigentum zeigend die Vorteile der Expropriation der Masse und der kapitalistischen Produktionsweise; 2. ideologisch und juristisch wird die Ideologie des auf Arbeit beruhenden Privateigentums ohne weiteres auf das auf Expropriation der unmittelbaren Produzenten beruhende Eigentum übertragen."4

Rifkin versteht den Zusammenhang zwischen Austauschprozessen an der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft und kapitalistischem Reproduktionsprozess nicht. In der Konsequenz entwickelt er auch eine falsche Vorstellung von den Entwicklungsetappen dieser Gesellschaftsformation. Es ist nicht richtig, dass "Massenprodukte... die kapitalistische Wirtschaft in den USA von Beginn des industriellen Produktionsprozesses der 1880er Jahre bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein"/111/ dominierten. Der Übergang zur Massenproduktion und den entsprechenden Konsumtionsverhältnissen ergab sich mit der fordistisch-tayloristischen Betriebsweise, modifizierten Verteilungsverhältnissen (Gewerkschaften, Sozialrechte, sozialstaatliche Umverteilung) und einem größeren Gewicht des öffentlichen Sektors (mixed economy, Infrastruktur, öffentliches Eigentum). In der Tat blieb auch unter diesen Bedingungen die Logik des Kapitals bestimmend: "So lange die Akkumulation von Sachkapital die Bedingung des Handels bestimmte und Konsumgüter über Status und Wohlergehen von Millionen Menschen entschieden, war das Eigentumsrecht oberstes Gesetz."/111/ Aber hebt der Übergang zur Netzökonomie und zur Dienstleistungsgesellschaft dieses Eigentumsrecht auf? Immerhin geht es auch hier noch um Wertschöpfung und um die Verwertung des eingesetzten Kapitals.

3. Die moderne politische Ökonomie räumt ein, dass mit dem Übergang zur wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft die strukturellen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft drastischer ausfallen als im Übergang von der agrarisch strukturierten Gesellschaft zur industriellen Produktionsweise. Mit dem flächendeckenden Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie und der Herausbildung einer Netzwerkökonomie nimmt der weiche Teil des wirtschaftlichen Geschehens einen höheren Anteil an der Wertschöpfung ein. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft räumt beispielsweise ein, dass bei Netzwerkgütern das "Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs ausgehebelt" ist, "solange ein Netzwerk seinen endgültigen Umfang nicht erreicht hat und weiterhin technologische Neuerungen anstehen."5 Die modernen bürgerlichen Ökonomen räumen also in der Regel neue Phänomene und Veränderungen im Wertschöpfungsprozess ein, weisen allerdings die Konsequenz von einer Aufhebung oder Erosion der grundlegenden Eigentumsverhältnisse zurück.

Der Ökonom Henning Klodt hebt darauf ab, dass in der kapitalistischen Gesellschaftsformation nicht nur Eigentum getauscht werde, sondern dass gerade diese Gesellschaft viel mit Produktion zu tun habe: "Würde sich wirtschaftliche Aktivität tatsächlich auf Tausch beschränken, wäre der Vorrat an tauschbaren Gütern bald erschöpft... Dass die Arbeitsteilung in der Produktion die eigentliche Quelle des wirtschaftlichen Wohlstandes darstellt, wusste schon Adam Smith, während den Märkten und der freien Preisbildung die Funktion zukommt, knappe Input- und Output-Güter in eine effiziente Verwendung zu lenken. Es gibt auch in der Neuen Ökonomie keinen überzeugenden Grund, von dieser Sichtweise abzuweichen und den Vorstellungen Rifkins zu folgen."6

Bei dieser Verteidigung der klassischen Eigentumsverhältnisse werden im Kern drei Argumente geltend gemacht:
(a) Durch die I+K-Technologie - so die Behauptung - werde die Knappheit der Güter und die preisliche Steuerung über Märkte höchstens optimiert. Nach wie vor könnten nicht alle Wertschöpfungsprozesse auf den Märkten abgewickelt werden, es bedürfe weiterhin hierarchisch strukturierter Unternehmen als Unterbau von Markttransaktionen. "Die Bedeutung des Marktes als Koordinierungsinstrument wird beim Übergang zur Neuen Ökonomie also nicht geschwächt, sondern gestärkt."7 Die Marktprozesse werden gleichsam in die Unternehmen integriert, aber es bleibe bei einer Kombination von Austausch- und Produktionsprozessen.
(b) Der Volkswirt Ernst Helmstädter konzediert, dass der Prozess der gesellschaftlichen Verwertung von Wissen sich wesentlich vom Prozess der sozialen Arbeitsteilung unterscheidet.8 Wissen kenne anders als das Eigentum nicht nur einen Inhaber, folglich werde durch Wissensteilung das Knappheitstheorem außer Kraft gesetzt. Allerdings werde durch einen höheren Anteil des Wissens die Struktur der sozialen Arbeitsteilung nicht aufgehoben; es gäbe auch weiterhin Eigentümer, die ihr Eigentum verleihen. Rifkin habe recht, wenn er die Bedeutung des Wissens im Hyperkapitalismus hervorhebe, aber die Eigentumsverhältnisse werden nur relativiert, nicht aufgehoben. Eigentum werde durch immaterielle Güter und Humankapital in den Hintergrund gedrängt. "Schwer vorstellbar ist allerdings, wie die Neue Ökonomie wirtschaftliche Dynamik entfalten soll, wenn sie sich nicht auf die Grundprinzipien der Eigentumsrechte und der Vertragsfreiheit gründet."9
(c) Es gibt durchaus das Problem, Eigentumsrechte bei immateriellen Gütern durchzusetzen. Der temporäre Verzicht auf ihre Geltendmachung kann aber nicht dahin uminterpretiert werden, dass die gesamte Eigentumsstruktur aufgebrochen wird. Zu Recht wird daher von Klodt darauf verwiesen, dass in der patentrechtlichen Absicherung ein Problem lauert. "In mancher Hinsicht wird die wirtschaftliche Bedeutung des Eigentums in der Neuen Ökonomie sogar eher noch höher sein als in der alten Ökonomie... Es gibt durchaus ernstzunehmende Kritiker, die dafür plädieren, den gewerblichen Rechtschutz für Software eher wie im Urheberrecht und nicht wie im Patentrecht zu gestalten."10 Dies liefe auf eine Monopolisierung von Wissenspositionen hinaus, die vermutlich die Basis für dauerhafte Surplusgewinne wäre.

Fazit: Die Verwissenschaftlichung der Produktion wirft ohne Zweifel Probleme für den Zusammenhang von Austausch auf Basis von Eigentumsrechten und gesellschaftlicher wie betrieblicher Wertschöpfung auf. Nicht nur Rifkin kommt mit Blick auf die kapitalistischen Reproduktions- und Verteilungsverhältnisse begrifflich ins Schleudern. Der neue Angriff auf das überlieferte Eigentumsrecht ist nicht das Ende, sondern der Beginn einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

Joachim Bischoff ist Redakteur der Zeitschrift Sozialismus.

1 Jeremy Rifkin, Access. Das Verschwinden des Eigentums, Frankfurt a.M. 2000. Die /Seitenangaben/ beziehen sich auf diesen Text.
2 In diesem Sinne argumentiert K. Marx, Theorien über den Mehrwert Bd 1, in: MEW Bd. 26.1., Ostberlin 1965, S. 343.
3 Ebda S. 341.
4 Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Frankfurt 1969, S. 133.
5 H. Siebert, Neue Impulse für die neue Ökonomie, in: FAZ 20.5.2000, S. 15.
6 H. Klodt, Irrungen und Wirrungen zur Neuen Ökonomie, in: FAZ 5.10.2000, S. 19.
7 Ebda.
8 E. Helmstädter, Die gesellschaftliche Interaktion der Zukunft heißt Wissensteilung, in: FAZ 22.9.2000, S. 15.
9 H. Klodt, a.a.O.
10 Ebda.