Ab in die Werbepause?

Ein paar kritische Anmerkungen zum Schulsponsoring aus BaWü:

in (22.08.2001)

Immer mehr Schulen greifen heute auf Gelder von Sponsoren zurück, um den Schulbetrieb am Laufen halten zu können.

Geringe Geldmittel lassen eine moderne und den Bedürfnissen der Schüler angepaßte Schule heute kaum noch zu. Die Schulleitungen müssen sogenanntes Schulsponsoring in Anspruch nehmen und auch schon mit Logos und Bannern in den Aulen leben - wir Schüler auch.

Vor nicht allzu langer Zeit riet man Schulleitern noch "gegenüber unbefugten Sammlern, Vertretern, Händlern, Neugierigen" resolut zu handeln, vom Hausrecht Gebrauch zu machen und ggf. auch Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs zu stellen. Schulleiter hätten besonders streng zu überprüfen, ob Werbung etwa in den geordneten Schulbetrieb eingreift. Werbung in der Schule sei deshalb nur in Ausnahmefällen zulässig, z.B. bei Werbung für Bildungsangebote der Volkshochschulen. Kommerzielle Werbung an Schulen war absolut verboten und mußte teilweise sogar auf Schulmaterial entfernt werden. Was heutzutage kaum mehr möglich ist, bei der Fülle an Werbung auf allen erdenklichen Materialien, die auch Einzug in den Schulalltag gefunden haben.

Gründe für eine werbefreie Schule:

Ein Verbot von Werbung in der Schule hatte und hat aber seine guten Gründe. Zunächst einmal sind Jugendliche sehr einfach zu beeinflussen, dass ist jedem bekannt. Nicht zuletzt deswegen gehen sie in die Schule und werden dort "erzogen". Dinge, die in der Schule gesagt und gemacht werden, ha-ben Vorbildcharakter. Hier verbringen die Schüler den halben Tag. Gerade diese Atmosphäre aber wollen sich die Werber zunutze machen. Aus Sicht der Werber sind Schulen deshalb ein hoch interessantes Terrain. Die Kinder sind "die begehrteste Zielgruppe überhaupt", sagt S.W. (Name geändert), Inhaber einer Düsseldorfer Agentur. Den sensiblen Bereich Schule mit Konsumbotschaften zu bestücken ist von daher ein Unding. Den Schülern besteht keine Möglichkeit sich dem zu entziehen - das ist sogar bei der Werbepause im Fernsehen noch einfacher.

Auch Schulleiter, die das erkannt haben, sehen sich in einer schwierigen Situation. Modernen Geräte und Computer gibt es oft nur zu diesem Preis. Druckmittel für eine besser Finanzausstattung haben sie angesichts leerer Stadt- und Gemeindekassen auch nicht. Zunehmend arrangiert man sich von Seiten der Schulleitungen mit der neuen Situation. Dass Schulsponsoring noch mehr Tücken hat, sehen die meisten kaum noch. Interessant sind für Sponsoren natürlich nur Kinder von kaufkräftigen Bevölkerungsgruppen. Schulen in Randgebieten und problematischen Wohngebieten fallen aus dem großen Sponsoring raus. Für sie sieht die Situation ganz schlecht aus. Sie haben weder staatliche Mittel noch andere Geldquellen zur Verfügung. Hier zeigt sich, dass staatliche Regulierung im Bildungsbereich wichtig ist und eine Basis für Chancengleichheit darstellt. Der voranschreitende Rückzug aus der Verantwortung im Bildungsbereich, Baden-Württembergs Ministerpräsident nennt das "Die Bildung in die Freiheit entlassen", ist unverantwortlich.

Andere Wege gehen!

Die Schulen dürfen nicht zur Werbelandschaft erklärt und vollständig mit Logos zugepflastert werden. Wir brauchen endlich eine umfassende Finanzierung der Schulen aus staatlichen Mitteln. Nur so kann ihre Unabhängigkeit gewährleistet und beste Bildung für alle garantiert werden. Auch ein Sponsorenmodell muss pädagogisch durchdacht sein und eine soziale Komponente beinhalten. Sinnvoll wären deshalb landes- und auch bundesweite Sponsoring-Pools, deren Mittel gleichmäßig an die Schulen verteilt werden.

Eine Gegenleistung der einzelnen Schule darf dabei niemals zur Pflicht werden. Das Anbringen von Werbebotschaften in Schulgebäuden und Gegen-ständen des Schulalltags, wie Baskettballkörben, Uhren usw. ist für Lehrnende unakzeptabel. Schulen müssen gerade angesichts des allgegenwärtigen Markenwahns kommerzfreie Räume bleiben!