10. Dezember: Tag der Menschenrechte

Otto von Habsburg, die Gesellschaft für rechte Menschen IGfM und das MfS

Nach dem Zusammenbruch der DDR entdeckte die zwielichtige "Internationale Gesellschaft für Menschenrechte" (IGfM), wie das Ministerium für Staatssicherheit sie eingestuft und bearbeitet hatte.

(Bildmontage links: Buchtitel von Prof. Konrad Löw, ein IGfM-Aktivist, der sich für die Scientology-Sekte engagiert; davor IGfM-Chef Karl Hafen)

Nach dem Zusammenbruch der DDR entdeckte die zwielichtige "Internationale Gesellschaft für Menschenrechte" (IGfM), eine völkerrechtlich getarnte antikommunistische Propagandatruppe aus der Grauzone zwischen CDU und Rechtsextremen, wie das Ministerium für Staatssicherheit sie als Feindorganisation eingestuft und entsprechend bearbeitet hatte. Allein die Tatsache, obskures Objekt der Begierde östlicher Nachrichtendienste gewesen zu sein, soll heutzutage oft reichen, um sich von allen früher erhobenen - und gewiß gelegentlich mit Hilfe dieser Dienste enthüllten - Vorwürfen reinwaschen zu können.

Adenauers Kanzleramtschef Globke hatte zwar verschärfend die die Juden entrechtenden "Nürnberger Gesetze" der Nazis kommentiert, aber er war im Blickfeld des MfS - also ein Opfer, so berichtete Hubertus Knabe, bevor er sogar bei der Gauck-Behörde untragbar wurde. Der furchtbare Jurist Filbinger, in Baden-Württemberg als Ministerpräsident unhaltbar geworden, nachdem seine Mitwirkung als Marinerichter an Todesurteilen noch beim Untergang der Nazis bekannt geworden war, ließ sich vom MfS-Oberstleutnant Bohnsack bestätigen, daß das MfS ihn im Visier hatte - noch ein Opfer. Nach dem Strickmuster versuchte ab 1989/90 auch die IGfM sich reinzuwaschen.

Vergessen, daß zuvor der inhaftierte Nelson Mandela für sie ein inhaftierter "Terrorist" war, um den sich diese Menschenrechtler nicht kümmern mochten; daß hingegen Chiles Diktator Pinochet dem IGfM-Kuratoriumspräsidenten Ludwig Martin (selbst Propagandist der Todesstrafe) als um das Wohl seines Volkes "besorgter Landesvater" galt; daß es Kontakte ins Alt- und Neonazimilieu und zu den russischen Antisemiten von "Pamjat" gab; daß noch 1988 dem Verfasser dieses Beitrags in der IGfM-Zentrale in Frankfurt am Main ein Projekthelfer als CIA-Mitarbeiter vorgestellt wurde - es existierte über die "Feindzentrale" aus dem obskuren Frankfurter Bahnhofsviertel namens IGfM ein "Operativer Vorgang" des MfS, also ist auch die Gesellschaft für rechte Menschen ein Stasiopfer.

Otto von Habsburg, dessen Paneuropa-Jugend (mit besten IGfM-Verbindungen) das "paneuropäische Frühstück" im August 1989 mitveranstaltete, das zum ungarisch-österreichischen Grenzdurchbruch führte, kosovokriegslüsternes IGfM-Präsidiumsmitglied ("junge Welt" vom 9.10.2003), zeigte in der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" am diesjährigen Tag der deutschen Einheit, wes Geistes Kind er - und mithin diese sich mit seinem Namen schmückende Gesellschaft - ist: Das Angebot des spanischen Diktators Franco, König von Spanien zu werden, hat der älteste Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn nur abgelehnt, weil es "in Spanien darum [ging], einen Bürgerkrieg zu beenden. Das aber, habe ich Franco ausrichten lassen, kann nur einer machen, der aus dem Land stammt. So kam es dann ja auch, und es lief sehr gut."

Es lief sehr gut - davor schauerte vielleicht dem Interviewer, sich als einstiger Genosse Joschka Fischers in der Gruppe "Revolutionärer Kampf" der Hinrichtungen spanischer Oppositioneller mit dem Würgeeisen im Todesjahr des Diktators erinnernd. Auf den Vorhalt des Journalisten, "Franco hat viele Menschenleben auf dem Gewissen" und dennoch gäbe es "von Ihnen kein kritisches Wort zu Franco", doziert Habsburg, Franco "war ja sephardischer Jude gewesen", der Judenrettungen ermöglicht habe, und gegen die Diktatur Stalins zu kämpfen, "das hatte Vorrang". Stalin starb im März 1953, Franco im November 1975, ein kritisches Wort des IGfM-Repräsentanten Habsburg zu Franco war aber auch in der Sonntagszeitung vom 3. Oktober 2004 nicht zu vernehmen.