Wieder mal frei machen

Auf zum Sommercamp 2006

in (20.06.2006)

Auf zum Sommercamp 2006 - es rufen AGen, Sport, Party und Entspannung - www.linkessommercamp.de

Wieder mal frei machen

Puuh - wieder ein Jahr rum seit dem letzten Sommercamp und da draußen ist immer noch nichts besser geworden. Die kleine Koalition des Übels wurde durch die große Koalition des Übels ersetzt und auf den Straßen tanzt die Gegenaufklärung im Gleichschritt. Das ganze stampft sich dann ungefähr so: In Potsdam wurde ein Mann mit schwarzer Hautfarbe mitten auf der Straße ins Koma geprügelt und während sich große Teile der Öffentlichkeit offenbar nicht damit abfinden können, dass man auch als Nichtweißer vollwertiger Staatsbürger sein kann und deswegen von einem "Deutschäthiopier" oder "Deutschafrikaner" reden müssen, macht man sich an anderer Stelle darüber Gedanken, ob man allein aus der Formulierung "Wir machen dich platt, du Scheißnigger" auf einen rassistischen Hintergrund schließen könne oder ob dies nicht der ganz normale Umgangston unter Ariern ist.
Und obwohl man ständig neue Nachrichten darüber lesen kann, dass hierzulande (vermeintliche) Ausländer von jungen Inländern zusammen geschlagen werden, fürchtet sich der Inländer vor allem vor (ver- meintlichen) jungen Ausländern, zumal wenn letztere in Berlin-Neukölln zur Schule gehen. Dies geht soweit, dass im Feuilleton einer überregionalen Tageszeitung von "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" zu lesen war. Ich kann insoweit Entwarnung geben, als ich vor zwei Wochen das letzte mal in Neukölln war, stand noch alles und ich konnte meine kugelsichere Weste im Schrank lassen.

Aber auch andere haben sich im Zuge der längst total nervenden WM-Euphorie offenbar den Kopf durch einen Fußball ersetzen lassen. Zur Erinnerung: Trotz aller Kürzungen bei Sozialleistungen und der kontinuierlichen Absenkung der Reallöhne will es nicht gelingen, die Armut in Deutschland zu bekämpfen. Weil Armut aber zu Armen führt und diese sogar dann essen wollen, wenn sie nicht arbeiten, müssen sie durch Sozialleistungen ernährt werden. Das ist teuer. Um die geplante Absenkung der Unternehmenssteuern finanzieren zu können, tat sich die damalige rot-grüne Bundesregierung mit der Union zusammen und legte Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe zum Arbeitslosengeld 2 zusammen. So sollten riesige Summen eingespart wer- den. Und obwohl damals so Manche darauf hinwiesen, dass die Zahl der Leistungsempfänger so nicht kleiner wird, wurden die Einsparungen schon mal in den Haushalt eingeplant. Nun stehen wir vor der erstaunlichen Situ- ation, dass die Kosten für das Arbeitslosengeld 2 in etwa so hoch sind, wie die für Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe zusammen. Weil man aber nicht einfach sagen kann, dass der Plan halt ein Scheißplan war und man das Geld ja für die Unternehmenssteuersenkung braucht, wird eine "Kostenexplosion" herbei fantasiert, die ihre Ursache im massenhaften Leistungsmissbrauch irgendwelcher "Sozialschmarotzer" habe. Die Politik hat sofort gehandelt und ein neues Paket mit drastischen Leistungseinschnitten geplant. Diese gehen bis zur möglichen Leistungskürzung auf 0, dann hat das auch mit dem Essen ein Ende. Bei Sabine Christiansen wurde in bekannter Kompetenz und Sachkenntnis das Thema übrigens unter dem Titel "Arm durch Arbeit - reich durch Hartz 4" zusammengefasst. In der dazugehörigen Sendung waren aber komischerweise gar keine "Hartz 4"- Millionäre zu sehen.

Weil man das allein kaum ertragen kann und von dem ständigen an die Stirn schla-gen langsam Kopfschmerzen bekommt, machen JD/JL auch dieses Jahr den Laden einfach für 10 Tage dicht und fahren mit Euch in die Sommerfrische. Auch dieses Jahr findet wieder das linke Camp zur rechten Zeit an der Ostsee in der Nähe von Wismar statt und Ihr seid herzlich eingeladen dem Wahnsinn den Rücken zuzukehren.

Das Camp ist inhaltlich der Renner Â…

Wir machen Pause vom alltäglichen Irrsinn und der Idiotie zum Trotze´werden wir die Debatten führen, die wir schon immer führen wollten und zwar so, wie wir sie schon immer führen wollten. Es wird jeden Tag mehrere inhaltliche Arbeitsgruppen geben; verbunden mit der höchsten Dichte an vernünftigen Menschen in ganz Deutschland verspricht dies so manch schlaues Gespräch, manch tiefe Erkenntnis und sicher den einen oder anderen guten Streit. Hinzu kommen mindestens eine Po- diumsdiskussion und politische Aktion zu geeigneter Zeit an geeignetem Ort.

Â… und kulturell der Hit!

Darüber hinaus bieten wir für alle, die einfach nur mal entspannt rum- hängen wollen ein Entertainmentprogramm der internationalen Spitzenklasse. Sand und Salzwasser satt, zusätzlich Lagerfeuer, blaue Flecken beim Fußball sowie Musik und Filme am Abend. Es wird Berauschendes geboten und konsumiert - alles in allem also 'ne Spitzenparty!
Gut, dass immer noch keine festen Zelte aus Stein erfunden wurden, ist misslich und der damit verbundene Zivilisationsverlust lästig - aber immerhin, der Zeltplatz ist sehr schön, gezeltet wird auf einer netten Wiese im Schatten von Obstbäumen, neben dem Zeltplatz liegt eine richtige Jugendherberge, mit richtigen Duschen und richtigen Klos. Und
vor allem gibt es auf dem Zeltplatz genug Campingskeptiker, z.B. mich, um mit nölendem Protest und murrender Beharrlichkeit den anwesenden Naturisten und Campingfreunden so richtig auf den Kranz zu gehen und ihnen das Gitarrengeschrubbel nach Kräften zu verleiden - ceterum censeo: Gitarren zu Pflugscharen!

go to: www.linkessommercamp.de