Pornos - echt gewal(ttä)tig?

in (02.08.2009)

Unter Feministen/innen wie Nicht-Feministen/innen war das Thema Pornographie schon immer ein Anlass zur Diskussion - was dazu führte, dass viele heute für die Debatte nur noch ein müdes Gähnen übrig haben. Dabei stellt sich immer noch die Frage: Welche Auswirkungen kann Pornographie auf den Menschen haben, insbesondere wenn es um gewaltverherrlichende Pornographie geht?

Ein grundlegendes Problem bei der Auseinandersetzung mit gewaltveherrlichender Pornographie ist die Definition des Begriffes „gewaltverherrlichend": Wo liegt die Grenze, nach deren Überschreitung eine Handlung so verharmlosend dargestellt wird, dass es angenehm für die „leidende" Person aussieht? Generell sind (pornographische) Darstellungen, die Gewalt beschönigen, nach § 131 des Strafgesetzbuches verboten, also nicht auf dem legalen Markt zu erhalten. Die Verbreitung von Gewaltpornographie ist laut § 184a zwar ebenfalls nicht erlaubt, ihr Besitz allerdings straffrei.

Den Begriff „Gewalt" festzulegen ist schwierig; meist wird mit Gewalt die bewusste physische und/oder psychische Beschädigung eines/r Anderen bezeichnet. Im Falle der Pornographie zählen dazu unter anderem Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuell motivierte Körperverletzungen und Grausamkeiten.

Aber was zählt nun zur Gewaltpornographie? Oftmals im Fokus steht in diesem Zusammenhang die so genannte BDSM-Pornographie, also die sadomasochistische Szene. Vielerorts als „pervers" abgetan, ist Sadomasochismus im Grunde genommen der Lustgewinn durch (sexuelle) Dominanz beziehungsweise Unterwürfigkeit, häufig in Verbindung mit Schmerzufügung. Da diese Form der Sexualität nur eine Facette der sexuellen Befriedigung ist, ist es fraglich, inwiefern sie stärker als „gängige" Pornos die Absicht suggeriert, jemanden zu erniedrigen - vorausgesetzt, dass diese Spielart der Seuxualität unter Zustimmung aller Beteiligten stattfindet.
Eine andere Überlegung: Wenn sich BDSM-Pornos wegen ihrer offensichtlichen Hervorhebungen - wie zum Beispiel einer Vielzahl von speziellen „Werkzeugen" - vom alltäglichen Leben abhebt, wird dann nicht der Eindruck erweckt, dass es sich um etwas Reales und daher Nachahmenswertes handelt, anders als in üblichen Pornos?
Auch die Sub-Genres des „normalen" Pornofilms werden immer mehr von Gewalt dominiert. Ein Beispiel dafür ist der Gonzo-Porno, der sich auf sexuelle Handlungen in Nahaufnahme beschränkt, die ziemlich brutal und entwürdigend anmuten.

Es stellt sich daher auch die Frage, ob Pornographie nicht generell mit Gewalt und Gewalt an Frauen gleichzusetzen ist. Die feministische Zeitung EMMA macht sich schon seit geraumer Zeit mit ihren Beiträgen und der großen PorNO!-Kampagne für diese Position stark. Viele Feministen/innen der sogenannten „dritten Welle" sehen in Pornographie dagegen eine Chance für die sexuelle Entfaltung der Frau - sofern die Pornos denn „gut gemacht sind".

Das eigentliche Problem bei der Pornographie ist die Wirkung, die sie auf Menschen hat. Viele befürchten eine Verrohung der Konsumenten im Umgang mit ihren Mitmenschen - eben weil Pornographie (sexuelle) Gewalt verherrliche und zu einem falschen Bild der Realität verleite. Insbesondere Frauen seien von dieser Tatsache betroffen, da sie in der Großzahl der Pornos nur ein williges Lustobjekt des Mannes seien, das auch Misshandlungen und Beleidigungen freudig entgegennähme. Die These ist bei Experten umstritten. Einige unterstützen die „Katharsis-Hypothese", also die Annahme, dass Pornos sexuelle Spannungen abbauen, während andere sie für überholt und widerlegt halten. Die Quellen widersprechen sich - und die Streitfrage um Gewalt, Pornographie und Frauenhass ist immer noch nicht geklärt.

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