AUF geht's

Die AUF hört auf, aber die feministische Medienlandschaft blüht.

in (23.05.2011)

Ja. Die österreichische feministische Bewegung verliert mit„AUF – Eine Frauenzeitschrift“ ein wichtiges Medium – einen Fels in derBrandung seit 36 Jahren. Nein. Die Bewegung ist deshalb noch lange nicht amEnde. 

Sie wird sich nur weiterhin verändern und eben „in Bewegung“ bleiben. Alsdie AUF-Redaktion in der aktuellen Ausgabe ankündigte, dass das kommendeAUF-Heft Nr. 153 auch das letzte sein würde, war die feministische Szene einwenig geschockt. Ausgerechnet die älteste feministische Zeitschrift mussaufgeben, eine Ära geht zu Ende, das „Flaggschiff“ geht unter, der Anfang vomEnde? Ganz so dramatisch ist es selbstverständlich nicht, und Insiderinnenwaren auch wenig überrascht. Wie andere Zeitschriften und feministischeProjekte auch, hatte die AUF-Redaktion schon seit Jahren Probleme: Es gibtimmer weniger Leserinnen, ältere Redakteurinnen werden müde und verändern sich,junge Frauen haben neben prekären Arbeitsverhältnissen kaum Zeit und Energiefür ehrenamtliche Arbeit, Medienlandschaft, Rezeptionsgewohnheiten undBedürfnisse junger Leserinnen sind im Wandel. Vom chronischen Geldmangel ganzzu schweigen.

„Die Bewegung kann trotzdem weitergehen“, versucht EvaGeber, seit 35 Jahren AUF-Redakteurin, zu beruhigen. „Ich war immer schon derMeinung, dass es mehrere feministische Zeitschriften nebeneinander geben soll –je mehr umso besser!“ Tatsächlich ist die feministische Medienlandschaft einSpiegelbild der Szene: So heterogen und vielfältig wie die feministischen Strömungenund Politiken im Land, sind auch ihre Medien. Und sie funktionieren nachanderen Regeln als große, traditionelle Medien: Die Mitarbeiterinnen sindMedienmacherinnen aus feministischer Leidenschaft, großteils ehrenamtlich, sieschaffen mit jeder Ausgabe das Unmögliche. Kein/e HerausgeberIn eines großenMagazins würde sich mit so wenig Budget auch nur die Mühe machen, die Redaktionaufzusperren. Deshalb sollten wir uns freuen, dass feministische Zeitschriftenunter diesen Bedingungen – zumindest vereinzelt – sogar Jahrzehnte überdauernund so ein Ort der Kontinuität für die Bewegung sind. Und es ist schön, dass esimmer wieder neue Medienprojekte gibt, (junge) Frauen, die ihre Perspektiveneinbringen. Sie kommen mit Themen, die „älteren“ Feministinnen oft ganz neusind. Ja, auch die Gründerinnen-Generation kann noch überrascht und begeistertwerden. Das Überleben eines feministischen Mediums hängt nicht zuletzt davonab, wie gut es die Generationen-Übergabe meistert. Und damit sind wenigerAlters-Generationen gemeint, sondern Generationen von Feministinnen,Aktivistinnen mit jeweils unterschiedlicher theoretischer „Herkunft“,unterschiedlichen Perspektiven, unterschiedlichen Zielen. Wobei ich keinen„Generationen-Konflikt“ konstruieren, sondern einfach betonen möchte, dass auchfeministische Bewegungen nicht frei sind von Hierarchien. LeidenschaftlicheMedienmacherinnen, die Freizeit und Energie investieren in „ihr“ Projekt, sindkeine gut bezahlten Managerinnen, die von einem Magazin zum nächsten hüpfen, jenachdem, wer gerade mehr bietet. Dementsprechend schwer fällt es ihnen auchloszulassen, neue Frauen mit neuen Politiken zu akzeptieren. Ich selbst habe inden an.schlägen schon mehrere Generationen-Wechsel miterlebt, die mehr oderweniger gut funktioniert haben. Ich weiß nur zu gut, wie schwer das Loslassenfällt, das Abgeben von Macht und Einfluss. Aber das Medium muss sich verändern,um auch neue LeserInnen anzusprechen. Die Redaktion muss da irgendwie mitkommen– und dieser ständige Wandel ist unheimlich schwer zu bewältigen neben dertäglichen Arbeit. Deshalb ist es verständlich und vielleicht auch keine soschlechte Strategie, dass immer wieder neue Medien auftauchen, die eine Zeitlang funktionieren und dann gibt es sie nicht mehr, dafür aber wieder andere.Wir sollten dieser Dynamik überwiegend Positives abgewinnen, denn sie sichertunsere heterogene, blühende feministische Medienlandschaft!

Auch wenn die AUF in dieser Form, mit dieser Redaktion demEnde zugeht, steht einem Neubeginn nichts im Wege: Der Name „AUF – EineFrauenzeitschrift“ kann weiter bestehen – wenn sich Frauen finden, die dasProjekt selbstständig auf neue Beine stellen (siehe S. 6). DerGenerationen-Übergabe geht dann eben eine etwas tiefere Zäsur voran als üblich.AUF geht’s! Das ist nicht der Anfang vom Ende der Bewegung, sondern irgendwiehalt der Lauf der Dinge.