gretchenfrage

Wie hältst du’s mit islamischem Religionsunterricht in der Schule?

Eigentlich bin ich für die Trennung von Kirche und Staat. Daher liegt natürlich die Position nahe: kein Islamunterricht an Schulen. Dennoch möchte die Frage vor allem unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit beantworten. Es gibt mit dem Islam eine Religionsgemeinschaft, die ein Anrecht darauf hat, Religionsunterricht durchzuführen. Wenn man ihr dies verweigert, ist dies letztlich gegenüber den anderen Religion ungerecht. Zudem muss man berücksichtigen, was gerade politisch durchgesetzt werden kann und welche Auswirkungen es hätte, wenn man einer großen Religion in Deutschland dieses Recht im Gegensatz zu den anderen Religionen verweigert. Ich komme deshalb zu dem Schluss: Solange es religiöse Unterweisung in Schulen gibt, muss auch der Islam darauf ein Recht haben. Außerdem: Auch wenn ich keine Angst vor Religionen habe, wäre es vielleicht besser, wenn der Unterricht statt in Koranschulen in staatlichen Schulen transparent durchgeführt wird.

Mark Terkessidis, Autor

 

Obligatorischer Religionsunterricht hat in öffentlichen Schulen nichts zu suchen. Das trifft auch für islamischen Religionsunterricht zu. Bis heute existiert keine absolute Trennung von Staat und Religion. Dieser Fehler muss behoben werden, anstatt den Religionsunterricht auch für die anderen abrahamitischen Religionen zu öffnen. Berlin hat 2009 per Volksentscheid gezeigt, dass es keine Mehrheit in der Bevölkerung für einen obligatorischen Religionsunterricht gibt. Berlin zeigt auch, dass es durch das Pflichtfach Ethik nicht zu einem Rückgang an interessierten Schülerinnen und Schülern am Wahlfach Religion kam, wie von Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften befürchtet. Freiwilligkeit für den Religionsunterricht muss dabei jedoch immer an erster Stelle stehen. Das Recht auf religiöse Privatschulen, auch muslimische, wird von dieser Forderung nicht berührt. Ganz im Gegenteil, diese wären ein weitere Baustein für eine Einwanderungsgesellschaft, zu welcher sich die Mehrheit der Bevölkerung bis heute nicht bekennt.

Benjamin Krüger, BAK Shalom/Linksjugend

 

... weiter geht's im angehängten *.pdf mit Antworten von Ekin Deligöz, Sevim Dağdelen, Sebastian Gräber, Niklas Beinghaus und Christine Buchholz.