Das Organ des gewaltfreien Anarchismus wird 40 Jahre alt

Die Zeitschrift Graswurzelrevolution feiert ihr Jubiläum mit einem Kongress vom 7.-9. September in Münster

Ihre Vorläufer sind eine bunte, auf den ersten Blick widersprüchliche Ansammlung von Namen und Bewegungen: Gustav Landauer, Clara Wichmann, der explizit gewaltfreie Flügel der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft FAUD in den Zwanzigerjahren, die schwarzen StudentInnen des Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) der US-Bürgerrechtsbewegung in den Sechzigerjahren. Kurz: Es ist eine Mischung aus Bakunin und Gandhi, d.h. der Versuch, die Ideen und Praxen des Anarchismus und der Gewaltfreiheit zusammenzubringen und daraus eine emanzipatorische Strömung zu entwickeln: das „politische Spektrum“ des gewaltfreien Anarchismus, der sich seit 1972 in verschiedensten Organisationsformen in und um die Zeitschrift Graswurzelrevolution ausdrückt.

Dabei konnten die Graswurzel- und gewaltfreien Aktionsgruppen aus ihrer Sicht in vier Jahrzehnten durchaus viel bewirken. Gleich nach ihrer Gründung, die durch wichtige internationale Einflüsse unterstützt wurde, erarbeiteten die ersten Gruppen zusammen mit den badisch-elsässischen Bürgerinitiativen das Konzept für die Platzbesetzungen in Wyhl: Die Ökologie- und die Anti-AKW-Bewegung waren geboren. Immer wieder griffen die oft von den Autonomen oder anderen Linken pauschal als „die Gewaltfreien“ abgekürzten Gruppen (wobei der anarchistische Ansatz ignoriert wurde) mit gewaltfrei-widerständigen Aktionskonzepten in laufende soziale Massenbewegungen ein und führten diese Bewegungen dabei auch aus Sackgassen: so etwa beim Besetzungs- und Räumungskonzept der Republik Freies Wendland 1980, die nach den verlorenen Bauzaunschlachten 1977/78 eine neue Aktionsperspektive jenseits von Grünen und RAF eröffnete; oder etwa bei der Propagierung des Angriffs auf die Infrastruktur der Atomindustrie durch die Blockaden der Transportwege. Gewaltfrei-revolutionäre Strategie heißt noch heute, dass auch eine kleine Minderheit wirksam eingreifen kann, wenn sie strategisch richtig analysiert, wo das schwächste und angreifbarste Glied einer scheinbar übermächtigen Herrschaftsstruktur liegt. Insofern haben 40 Jahre Anti-Atom-Aktionen von gewaltfrei-anarchistischen Gruppen großen Anteil an Teilerfolgen wie z.B. dem – unvollkommenen und schon wieder infrage gestellten – Atom-Ausstiegsbeschluss.

Auch in anderen sozialen Bewegungen waren die Gruppen aus dem Spektrum des gewaltfreien Anarchismus prägend aktiv, etwa in der Friedensbewegung der Achtzigerjahre, deren Massenaktionen sie – vergeblich – zu radikalisieren versuchten; in der antirassistischen Bewegung der Neunzigerjahre, als sie die Bonner Blockade der Asylrechtsabschaffung im Bundestag mitorganisierten usw. usf.. All das führte zu einer Verbreitung von direkten Aktionen des zivilen Ungehorsams inklusive lange belächelter Aktionstrainings, die heute die Antiglobalisierungs- oder die Occupy-Bewegung wie selbstverständlich anwenden und weiterentwickeln.

Dass der gewaltfreie Anarchismus auch heute noch beansprucht, ein gesamtes Gesellschaftskonzept der Befreiung zu vertreten und dies auch nach wie vor mittels einer gewaltfreien Revolution, also ohne Parteien und Parlamentarismus, erreichen will, zeigt das volle Programm des Kongresses zur Feier des 40-jährigen Zeitungsbestehens, der vom 7.-9. September in Münster stattfindet und zu dem diese kleine Bewegung alle SymphatisantInnen und Interessierten herzlich einlädt.

Mit freundlichen Grüßen,

die HerausgeberInnen der Graswurzelrevolution

 

Ein detailliertes Kongressprogramm:

http://www.graswurzel.net/news/40jahre.shtml

 

Kongress-Plakat:

http://www.graswurzel.net/news/40jahre.jpg

 

Medienberichte zur Graswurzelrevolution hier:

http://www.graswurzel.net/ueberuns/index.html#medien

Für Rückfragen steht Ihnen GWR-Redakteur Bernd Drücke gerne zur Verfügung. Tel.: 0251/4829057.

 

Redaktion Graswurzelrevolution

z.Hd. Bernd Drücke

Breul 43

48143 Münster

Tel.: 0251/48290-57

Fax: -32

redaktion@graswurzel.net

www.graswurzel.net