Geschichte

Wie Achille Mbembe des Antisemitismus bezichtigt wurde

Transatlantische Überlegungen über deutsche Farbenblindheit zu Zeiten von #BlackLivesMatter (Zur Diskussion)
in (03.03.2021)
Achille Mbembe war überrascht und schockiert, als er Anfang 2020 erfuhr, er werde des Antisemitismus bezichtigt. Dieser Vorwurf kam ausgerechnet aus Deutschland, wo er zu vielen Anlässen einen überaus freundlichen Empfang bekommen hatte.
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Zwischen Nakba, Shoah und Apartheid

Nachdenken über Komplizität und Erinnern
Was bedeutet es, sich der Nachgeschichte und den Überresten von Katastrophen aus der Perspektive anzunähern, selbst in die Auslöschung der Spuren von Leben, von Menschen, von Orten verstrickt zu sein? Worum geht es, wenn eine solche Frage im Hinblick auf die nicht zusammenhängenden und doch miteinander in Beziehung stehenden Erfahrungen gestellt wird, die mit den Namen Nakba, Shoah und Apartheid bezeichnet werden?
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Bitterer Beigeschmack

Koloniale Spuren im globalen Ernährungsregime
Der Handel mit Weizen, Reis und Gewürzen ist so alt wie die Migrationsgeschichte der Menschen. Doch erst seit dem frühen Kolonialismus wurden die körperzehrende Plantagenwirtschaft und der transkontinentale Handel mit Nahrung strategisch zum Zwecke der Machtsicherung eingesetzt. Der Kolonialismus hat das globale Ernährungssystem in seiner jetzigen Form stark geprägt.
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„Zwei Abarten des totalitären Sozialismus“

Totalitarismustheorie und Geschichtspolitik einer modernisierten radikalen Rechten
Die Totalitarismustheorie kann mit Fug und Recht als ältere Schwester der Ext-remismustheorie bezeichnet werden. Wiewohl dieser Strang der vergleichenden Forschung zu unterschiedlichen politischen Regimen vor allem der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts selbst eine große Heterogenität aufweist und von ihrem theoretischen Niveau so unterschiedliche Arbeiten wie Hannah Arendts „Ur-sprünge und Elemente totalitärer Herrschaft“ oder Joachim Friedrichs/Zbigniew Brzezinskis „Totalitäre Diktatur“ hervorgebracht hat, war die geschichtspoliti-sche und vor allem antikommunistische Konnotation dieses Ansatzes für seine Verbreitung in der alten Bundesrepublik von zentraler Bedeutung.
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»Das ist für uns unerträglich«

Interview mit Mehdi Lallaoui über Frankreichs Kolonialmassaker in Sétif
Am 8. Mai 1945 fanden auch in Algerien Umzüge zur Feier des Kriegsendes in Europa statt. Schließlich hatten zehntausende Algerier in diesem Krieg gekämpft. Viele von ihnen hofften, dass nun auch den Kolonien endlich Freiheit und Selbstbestimmung zugestanden würden, wie es die Alliierten in ihrer »Atlantik-Charta« versprochen hatten. In der algerischen Kleinstadt Sétif tauchte deshalb bei der Siegesfeier neben französischen, englischen und US-amerikanischen Fahnen auch eine algerische auf. Als der Umzug vor dem Café de France ankam, sah der Augenzeuge Lamri Bouras, dass ein französischer Kommissar »seinen Colt zog und in die Menge schoss. Weitere Schüsse wurden von den Balkons abgefeuert.« Schon an diesem Tag gab es hunderte Tote. Proteste gegen das Gemetzel in der gesamten Region waren die Folge. Die französische Kolonialverwaltung reagierte darauf mit Einsätzen der Luftwaffe und der Marine. »Die Soldaten schossen auf alles«, erinnert sich Haada Mani, »die Leute fielen wie trockene Weintrauben.« Nach Angaben der französischen Kolonialbehörde kamen bei den Massakern 1.500 Menschen ums Leben, algerische Quellen sprechen von bis zu 45.000 Opfern.
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Die Welle als Muster

Sechs Thesen zur „antisemitischen Welle“ 1959/60

Michael Becker, Gottfried Oy und Christoph Schneider analysieren in dieser Vorveröffentlichung zum in Kürze erscheinenden Heft 28 unserer Zeitschrift die öffentliche Debatte zur sogenannten antisemitischen „Schmierwelle“, das gehäufte anonyme Anbringen von antisemitischen Parolen an öffentlich wahrnehmbaren Orten, am Ende der 1950er Jahre.

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Brüchige Allianzen

LSBTIQ-Aktivismen im Kontext der intersektionalen und dekolonialen Praxis der südafrikanischen Studierendenbewegung
in (06.11.2020)
Am 9.3.2015 bewarf Chumani Maxwele die Statue von Cecil Rhodes am Universitätsgelände der University of Cape Town mit Fäkalien. Aus dem Unmut gegen die Präsenz des Kolonialisten Rhodes an der Universität und damit aus der Kritik an dieser diskriminierenden Erinnerungskultur entwickelte sich eine der größten sozialen Bewegungen Südafrikas seit der Überwindung der Apartheid. Die Studierenden forderten mit dem Rhodes Must Fall und später mit Fees Must Fall den freien Zugang zur tertiären Bildung und einen universitären Raum jenseits von Diskriminierung und Rassismus. Dekolonisierung und Intersektionalität waren dabei zwei zentrale Schlagworte für das Verständnis der Unrechtserfahrungen der Studierenden und zugleich fassten sie die multiplen Forderungen der Studierenden zusammen. Die vielfache Zuschreibung dessen was Dekolonisierung und Intersektionalität bedeuten, ermöglichte es, Allianzen zwischen unterschiedlichsten Studierenden zu bilden und auch jene Studierenden, wie die LSBTIQs zu integrieren, welche aufgrund ihrer mehrfachen Diskriminierung häufig ausgeschlossen bleiben. Im Protestverlauf erlebten jedoch LSBTIQs Studierende vermehrt Diskriminierung und Ausschluss. Geschlechterpositionen wurden zum Streitpunkt und stellten die Allianzen infrage. Was mit einer geteilten Forderung von Dekolonisierung und Intersektionalität begann und damit mit dem Streben nach einem herrschaftsfreien Raum, der Diskriminierung und Rassismus überwindet, endete in der Reproduktion von Ungleichheit und der Herausbildung von Machtpositionen. Allianzen brachen auf, trugen zur Zersplitterung der Studierendenbewegung bei und ließen Gegenproteste entstehen, welche die herrschaftskritischen Proteste in ihrer Reproduktion von Ungleichheit hinterfragten. Vor dem Hintergrund der Studierendenbewegung wird die Brüchigkeit von Allianzen deutlich ebenso wie Notwendigkeit, analytisch den Protestverlauf zu analysieren, denn erst dieser zeigt das Entstehen von Allianzen einerseits sowie von Macht- und Exklusionsdynamiken andererseits.
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Klarheit statt Mittäterschaft

Themenschwerpunkteditorial iz3w 381 (November/Dezember 2020): Antisemitismus

Die iz3w-Redaktion plant langfristig und ist gerade bei Themenschwerpunkten selten aktuell. Bei diesem Themenschwerpunkt leider doch. Als wir im September 2019 beschlossen, uns mit Antisemitismus zu beschäftigen, war der Anschlag von Halle noch nicht geschehen und die Corona-Pandemie, die zu einer starken Verbreitung von Verschwörungsmythen beitrug, noch nicht absehbar.

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Nichts vergessen, aber dazugelernt

Es ist aufschlussreich, rückblickend zu analysieren, wie der 30. Jahrestag der deutschen Vereinigung in den bundesdeutschen Medien gewürdigt worden ist: insgesamt wenig, zudem überwiegend kritisch! Es ist aber auch nicht zu erkennen, dass das von der Politik immer wieder beschworene Zusammenwachsen beider Landesteile und Teil-Populationen zuletzt große Fortschritte gemacht hätte. Eher ist das Gegenteil zu konstatieren: eine Verfestigung der Unterschiede und ein gegenseitiges Nichtverstehen.

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