„Wer fürchtet sich vor’m fremden Mann?“
Auch wenn Identifizierungen stets als wichtig und selbstverständlich für die Subjektentwicklung vorausgesetzt werden, bergen sie dunkle Seiten hinsichtlich des Imaginären, dem Bildlichen, dem Ähnli
Auch wenn Identifizierungen stets als wichtig und selbstverständlich für die Subjektentwicklung vorausgesetzt werden, bergen sie dunkle Seiten hinsichtlich des Imaginären, dem Bildlichen, dem Ähnli
Kunst, das ist im besten (oder einzigen) Fall eine Politik des Sehens.
Auch auf der dritten Pride-Parade in Berlin Mitte Juli demonstrierten Menschen mit psychiatrischer Diagnose und mit Behinderung für mehr Selbstbestimmung.
Don Quijotes interpretatorische Praxis[1]
Alle Menschen sind Interpreten. Jede und jeder macht sich einen Reim auf die Dinge und muss versuchen, >das Dunkel des gelebten Augenblicks< (Ernst Bloch) zu durchdringen. Im Folgenden geht es nicht vorrangig um den engeren Sinn von Interpretieren als dem Verstehen schriftlich fixierter Überlieferung, deren Sinn dunkel geworden ist und nach philologischer Aufklärung verlangt. Es geht um den weiteren Sinn von Interpretieren als einem Verhalten, das stets aufs neue Geistesgegenwart erfordert.
In einer Welt, die »eingesponnen ist in das Netz der Medien«, wird »alles sofort Oberfläche«, bemerkte Heiner Müller 1995 (W 12, 728). Die »totale Besetzung mit Gegenwart«, die er wenige Jahre früher mit Blick auf die westlichen Industrieländer konstatierte, sah er unter Aufbietung aller ökonomischen Macht »zur Auslöschung von Vergangenheit und zur Auslöschung von Zukunft« treiben (W 11, 369).
Ein problematischer Hunderter ist der 100. Jahrestag des Release des Geschichtsepos The Birth of a Nation von D. W. Griffith im März 1915: eine mythische Geburt des amerikanischen Kinos im vertrauten Sinn von abendfüllender Spielfilm, all-integratives Event, Spektakel der Leistungsfähigkeit im Zugriff auf Geschichte und aufs Empfinden von Vielen.
Wir pflegen ein inniges Verhältnis. Es ist eine Symbiose, in der die Trennung zwischen dem Ich und dem Anderen wie aufgehoben ist. Weiterhin wirkt frisch und einfallsreich, was doch schon so normal ist, dass ein Denken an die Zeit, so wie es vorher gewesen sein muss, trist und fad und eigentlich undenkbar erscheint.
Ein Jahrhundert nach seinem Beginn werden im Gedenken an den Ersten Weltkrieg in der Mitte der deutschen Geschichtsschreibung erstmals auch Kriegsgebiete außerhalb (West-)Europas mit in den Blick genommen. Die leise Öffnung des eurozentrischen Blicks fordert eingefahrene historische Narrative heraus. Gleichzeitig versperren nationalistische Historiographien in den europäischen sowie den relativ neuen Nationalstaaten der ehemaligen Kolonien, Protektorate und Mandatsgebiete die Sicht auf Wirren, Zwietracht, Pragmatismus, Lebendigkeit und Widersprüche von politischen und historischen Übergangsphasen. Biographien von Menschen im Exil sowie denjenigen, die unter ausländischem Schutz standen, weisen bis heute in der Heimat und in der Fremde Lücken auf, die zu historischen Ungereimtheiten führen. An Bespielen aus Berlin und Jerusalem zeichnet Irit Neidhardt Aspekte arabisch-deutscher Geschichte nach.
Weil der Staat ein „kolonial-kapitalistisches Verhältnis“[1] ist, waren und sind alle antisystemischen Konzepte der Machtübernahme in den Staatsapparat